Praxis
Klang und Spielpraxis
Die Century Deluxe kommt sehr gut eingestellt aus der Produktion, sodass man sofort loslegen kann. Der schwere Body bildet das Gegengewicht zur großen Kopfplatte und die Gitarre pendelt sich sofort im richtigen Winkel im Sitzen oder Stehen ein. Der Hals der Deluxe ist etwas schmaler als der der Konkurrentinnen Century Zenith Classic VS und Century Zenith NA aus der Masterbilt-Serie. Die klobigen Hälse aus der Gründerzeit spielen bei allen Remakes wohl keine Rolle mehr. Jedenfalls hat Epiphone hier zum Glück einen modernen runden Hals verbaut, aus dem sich naturgemäß auch ganz neue (damals ungeahnte) Spiel- und Stilperspektiven für den Spieler ergeben, der jetzt auch den Daumen der Greifhand einsetzen kann.
Bei optimaler Saitenlage kann die Gitarre auf ganzer Länge, also bis zum 14. Bund, sehr gut bespielt werden und lädt vor allem auch zu dem einen oder anderen Gitarrensolo ein. Obwohl die Deluxe mit einem starken Satz Cleartone (12-53) bespannt wurde, sollten mit dem “Rennhals” auch virtuose Einlagen gelingen. Die beiden blanken Saiten lassen sich sogar ohne Kraftanstrengung bis zu einem Ganzton und mehr (im 10. Bund und aufwärts) ziehen und der abgerundete Halsfuß beeinträchtigt das Spiel bis zum 16., 17. Bund nicht.
Die Deluxe klingt allerdings sehr speziell. Der Ton könnte vor allem dem Linienspieler entgegenkommen. Die Deluxe generiert einen durchsetzungsfähigen Klang mit viel Sustain, der im Bassbereich allerdings weniger Druck macht als eine Flattop im gleichen Preissegment. Solospielspielstücke liegen ihr auch nur bedingt. Die Deluxe ist eher der gesellige Typ, der sich im Ensemble integrieren möchte. Dort kann sie sich mit Melodielinien und auch rhythmisch gut einbringen. Der Vergleich mit einer bassbetonten Dreadnought, die eher dem Picker entgegenkommt, ist daher völlig unangemessen. Ich möchte behaupten, dass sich eine Dreadnought (Rhythmus) und eine Epiphone Deluxe gut ergänzen, weil sie ihre Stärken in unterschiedlichen Frequenzbereichen und mit verschiedenen Funktionen einbringen können.
Die Century Deluxe ist aber beileibe kein Leisetreter, doch erhält der Linienspieler mit einem Tonabnehmersystem (NC Sonic Preamp und Piezo SH-10000) von Shadow zusätzliche Unterstützung. Selbstverständlich sollte auch ein guter Akustikamp mit Hochtönern zum Equipment gehören. Die Deluxe wurde an mehrere Akustikverstärker angeschlossen und bot in allen Fällen einen akzeptablen Sound, der natürlich nicht mit dem Natursound identisch ist, aber einen klaren, durchsetzungsfähigen Ton generiert. Leider zeigt sich das Signal des SH-1000 Tonabnehmers leicht komprimiert und gegenüber dem Shadow NanoFlex der Century Zenith Classic in diesem Punkt etwas im Nachteil. Dafür stellten sich hier nicht so schnell Rückkopplungen ein wie bei der Century Zenith.
Die folgenden Aufnahmen wurden mit zwei kleinen Neumännern gemacht. Mit dem Tonabnehmersystem kann man den Anteil der Bässe im Mix außerdem problemlos erhöhen oder erniedrigen. Der Druck im Bassbereich wird erhöht, wenn man dem Natursound das Signal des Tonabnehmers beimischt.
Von der Schokoladenseite zeigt sich die Deluxe, wenn man sie Melodielinien spielen lässt. Im Ensemble ist sie am besten aufgehoben.
Solospielstücke kann sie auch.
Für dich ausgesucht
Rhythmen mit vollklingenden Akkorden sind nicht unbedingt ihr bevorzugtes Metier. Allerdings bringt die Deluxe vergleichsweise mehr Klangvolumen ein als die preisgünstigere Century Zenith VS von Epiphone mit F-Löchern.
Im Studio lässt im Obertonbereich auch hier und da mal das bekannte Piezo-Knarzen grüßen.