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Epiphone Masterbilt Frontier Test

Zum Test hat sich die Epiphone Masterbilt Frontier eingefunden, ein Remake der alten Epiphone Frontier FT-110 aus den frühen Sechzigerjahren. Nachdem Gibson, seit 1957 Rechteinhaber des Labels Epiphone, vor einigen Jahren die legendären Archtop-Modelle der Marke (z.B. Zenith und Century) aus den Dreißigerjahren neu auflegte, trifft es nun auch die Flattop-Modelle wie die FT-110.

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Das Ende der Folkwelle überlebte die Frontier nicht, denn Gibson stellte die Produktion im Jahr 1970 ein. Die Gitarre hatte schon in den Sechzigern nicht zu den Billigheimern gehört, sondern besetzte den Raum im oberen Preissegment – für das Original dürfte man inzwischen einen satten vierstelligen Betrag hinblättern. Aber nun wurde das alte Schätzchen wiederentdeckt, sodass es, vorsichtig formuliert, weniger Grund gibt, nach dem Original aus der guten alten Zeit Ausschau zu halten. Vermutlich hat für die Neuauflage ein Referenzmodell aus Anfang der 1960er Pate gestanden.

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Details

Korpus

Die Korpusform veränderte sich im Laufe der Geschichte mehrmals. Allerdings hatte die Frontier bereits damals die Gestalt einer veritablen Dreadnought bzw. einer Dove angenommen. Mit eckigen Schulter und einer breiten Taille und den entsprechenden Abmessungen sind Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen. Die Decke ist mit einer Spannweite von 40,5 cm (30,0 cm) am Unterbug (Oberbug) und einer Korpuslänge von 50,6 cm relativ großflächig geblieben. Mit einer tiefen Zarge (zwischen 10 cm und 12,3 cm) bietet der Resonanzkörper einen satten Natursound. Dazu unten mehr.

Fotostrecke: 5 Bilder Mit der Epiphone Masterbilt Frontier will der Hersteller ein Flattop-Modell aus der Folk-Ära wieder aufleben lassen.

Die pompös aufgemachte Neuauflage kann sich, wie das Original, sehen lassen. Und es lohnt sich, ihr etwas genauer unter die Haube zu schauen. Die zweiteilige Decke aus massiver Fichte wird von feinstrukturierten Maserungen durchsetzt. Die beiden Hälften ergeben ein symmetrisches Faserbild, wobei der Stoß in der Mitte gekonnt kaschiert wurde. Aufgehübscht wird die Oberfläche mit einer ansehnlichen Sunburst-Färbung, die sich aus drei Farbschichten zusammensetzt: eine dunkle, deckende am Deckenrand, eine transparente rote in der Mitte und eine transparent-honiggelbe im Zentrum.

Wir betrachten nun den Saitenhalter, ein weiteres wichtiges Bindeglied in der Übertragungskette. Dieser besteht aus einem robusten Stück Indian Laurel, auch Burma Laurel genannt. Hellbraun und konturiert brüstet er sich (wie damals) mit einem “Top Belly” und es scheint so, als hätte man den Saitenhalter einer Martin Dreadnought einfach um 180 Grad gedreht. Die Saiten werden jedenfalls konventionell mit Ball-Ends und weißen Pins arretiert. Ob sich das Holz – noch ein relativ unbeschriebenes Blatt im Gitarrenbau – langfristig bewährt, wird sich noch zeigen.
Jedenfalls findet man den Laubbaum in ganz Indien, aber vor allem in Burma und auf Ceylon. Indian-Laurel muss langsam getrocknet werden, um Deformierungen weitestgehend auszuschalten. Künstliches Trocknen soll regelmäßig gute Ergebnisse bringen.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein wichtiges Bindeglied in der Übertragungskette bildet der massive Saitenhalter.

Bereits im Jahr 1962 wurde die Frontier standardgerecht wie alle Gibson-Akustikgitarren mit einer kompensierten Stegeinlage ausgestattet, um die Intonation zu optimieren. Auch unser aktueller Testkandidat beherbergt einen einteiligen, diagonal eingelegten Knochensteg, bei dem eine “Nase” für die B-Saite das Intonationsproblem löst.

Ein schwarzweiß gestreiftes Purfling verziert rundum diskret den Deckenrand und zwei konzentrische Ringe mit dem gleichen Muster umgeben das Schallloch. Ein echter Hingucker ist aber das urige, großflächige Pickguard, das an das Design der Gibson Hummingbird bzw. Dove aus den 60ern anknüpft. Mit Lasso- und Kaktus-Thema (Rope and Cactus) vermittelt das Erscheinungsbild einen Hauch von Westernromantik und dürfte auch an zeitgenössische Filme mit Charles Bronson, John Wayne, Henry Fonda und Co. erinnern. Das alte, eigentlich authentische Teardrop-Pickguard, wurde für dieses Motiv geopfert, tauchte aber 1966 optional wieder auf. Geschmacksache!

Fotostrecke: 4 Bilder Ein umlaufendes Binding trennt die Zarge von Decke und Boden.

Unser Remake läuft, wie die alte Frontier, mit einem Boden und Zargen aus leichtem Ahorn auf. Die Maserungen der beiden Bodenhälften sind attraktiv gezeichnet, aber nicht unbedingt symmetrisch strukturiert – ein Zierspan wurde der Frontier nicht geschenkt. Auch der Boden bietet eine ansehnliche 3-tone Sunburst-Lackierung, einweißes Binding bildet bei Boden- und Deckenhälften den Anschluss an die Zarge und schützt die Kanten vor Beschädigungen. Der gesamte Body wurde mit “s tea aged gloss” perfekt versiegelt und auf alt getrimmt.

Interieur

Die Decke ist mit einem Single-X-Bracing unterbaut, dessen Kreuzpunkt sich unmittelbar am Schallloch befindet. Die Decke macht bei einer Dicke von 3,8 mm einen stabilen Eindruck. Welchen Einfluss sie mit den robusten Balken (non scalopped) auf das Schwingungsverhalten nimmt, werden wir noch hören.
Vier Balken an der Decke und Boden sorgen jedenfalls für stabile Verhältnisse. Ein Bodenmittelstreifen wurde im Innenraum nicht verleimt. Ein robuster Halsblock im Innenraum hält Halsfuß, Zargen, Boden und Decke zusammen. Am Halsfuß wurde auch die Batterie befestigt, die den aktiven Preamp, einen Fishman Sonitone speist. Sämtliche Reifchen an den Rändern von Decke und Boden sind gleichmäßig und sauber eingesetzt, so weit das Auge reicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Decke ist mit einem Single-X-Bracing unterbaut, vier Balken an der Decke und Boden sorgen für stabile Verhältnisse.

Elektronik

Die alte Frontier musste sich zumindest in den ersten Jahren mit Mikrofonen oder Deckentonabnehmern Gehör verschaffen. Nun kann man den aktuellen Nachfolger mit einem Fishman Sonitone-Tonabnehmersystem auch in einer größeren Lautstärkeumgebung verstärken. Der werkseitig verbaute Preamp beschädigt das ursprüngliche Erscheinungsbild der alten Frontier nicht. Der Sound wird mit zwei Rändelpotis (1 x Volume, 1 x Tonblende) eingestellt, die sich diskret an der oberen Seite im Schallloch verstecken. Das Batteriefach befindet sich am Halsblock im Innenraum. Leider muss man die Saiten beim Wechsel der Batterie partiell entfernen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Frontier ist mit einem Fishman Sonitone-Tonabnehmersystem ausgestattet,…

Hals und Griffbrett

Das Griffbrett aus Indian Laurel (damals Palisander) wurde akkurat und “ohne Ecken und Kanten” auf dem Hals aus Mahagoni verleimt. 20 perfekt abgerichtete und polierte Medium-Jumbo-Bünde bevölkern das doch recht sanft gerundete Griffbrett (Radius = 12″). Die großen, rechteckigen Griffbrettmarkierer (Split Block Rectangles) aus echtem Perlmutt konnte man damals schon nicht übersehen. Beim Remake müssen es ersatzweise Bundmarkierer aus Pearloid richten. Schwarze Punkte auf der eingebundenen weißen Griffbrettkante bilden eine sinnvolle Entsprechung. Der Hals mündet auch hier traditionell am 14. Bund, wo sich der Übergang zum Korpus befindet, der abgerundete Halsfuß ist per Schwalbenschwanzverbindung (Dovetail) stabil mit dem Halsblock verzapft und verleimt.
Von dem inzwischen obligatorischen justierbaren Halsstab, der bis zum Beginn der 1950er Jahre aus patentrechtlichen Gründen nur von Gibson verwendet werden durfte, konnte schon die alte Frontier profitieren. Das eine Ende des Stahlstabs liegt dabei fest im Halsansatz und das justierbare andere schließt mit einer Mutter an der Kopfplatte ab.
Dessen Abdeckung wird seit 1963 mit dem stilisierten “slashed-C” Epsilon-Logo versehen. Mit dem schmalen Hals (Umfang: 11,3 cm) kommt auch der hauptamtliche E-Gitarrist gut klar, wobei der Sattel (engl. Nut) geringfügig verbreitert ist und mit 43,8 mm dann auch einer ausgewachsenen Greifhand entgegenkommt. Der verarbeitete Kunststoff Graphtech NuBone punktet mit Eigenschaften (bezügl. Konsistenz und Härte), die ein echter Knochen mitbringt. Selbstverständlich ruhen die Saiten dort sicher in den Auskerbungen.

Fotostrecke: 3 Bilder Der abgerundete Halsfuß ist per Schwalbenschwanzverbindung (Dovetail)…

Kopfplatte

Die symmetrische geformte Kopfplatte präsentierte sich schon in den Gründerjahren der Firma mit einem formschönen Design und wurde im Jahr 1963 von Gibson sogar noch verlängert. An ihren beiden Seiten befinden sich jeweils drei griffige “Keystone”-Buttons. Die Oberfläche wurde mit einem Furnier verblendet und matt glänzend schwarz lackiert. Im Zentrum der Kopfplatte prangt, gut sichtbar zentriert, eine weiße Perlmutteinlage. Epiphone hat die Frontier mit geschlossenen, vergoldeten Mechaniken ausgestattet, die nicht nur edel aussehen, sondern auch geschmeidig drehen und das Instrument sicher in Stimmung halten.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Oberfläche der Kopfplatte wurde mit einem Furnier verblendet und matt glänzend schwarz lackiert.

Lieferumfang

Die Frontier wird gut geschützt im Pappkarton geliefert. Der Hersteller hat aber mindestens zwei passende Cases im Angebot, die gegen einen Aufpreis erworben werden können. Die Investition könnte sich lohnen, wenn die Gitarre ihren Spieler viel unterwegs begleitet. In einer erhöhten Lautstärkeumgebung kann unser Remake auch von einer Schalllochabdeckung profitieren, die im Leistungsumfang enthalten ist und gegen Rückkopplungen wirkt.

Die im Lieferumfang enthalte Schalllochabdeckung soll Rückkopplungen entgegenwirken.
Die im Lieferumfang enthalte Schalllochabdeckung soll Rückkopplungen entgegenwirken.
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Profilbild von Bene A. Nonym

Bene A. Nonym sagt:

#1 - 20.05.2020 um 07:58 Uhr

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Hi, vielen Dank für den tollen Artikel.
Ich habe mal eine Frage: Die Bewertung fällt ja sehr positiv aus, es gibt nur Pros und keine Cons. Aber, warum werden dann nur 4,5 Sterne vergeben? Macht doch keinen Sinn, oder?
Vielen Dank!

    Profilbild von Bonedo Bernd

    Bonedo Bernd sagt:

    #1.1 - 25.05.2020 um 14:22 Uhr

    0

    Hallo Bene, doch, das macht Sinn. Ein bißchen Luft nach oben sollten wir uns vergleichsweise schon noch vorbehalten. Für z.B. gelungene amerikanische High End Gitarren müssten wir ja dann den 6ten Stern einführen. Aber auch solche Gitarren bekommen nicht automatisch 5 Sterne und das zeigt doch wie gut die Bewertung der Frontier ist.
    Gruß Bernd

    Antwort auf #1 von Bene A. Nonym

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Profilbild von Cooper 1975

Cooper 1975 sagt:

#2 - 21.12.2022 um 09:53 Uhr

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Auf YouTube gibt es den höchst glaubwürdigen kanadischen Gitarren-Blogger J.P. Cormier. Der ist mehr als begeistert von der Masterbilt Frontier. In seinem ausführlichen Video zeigt er zunächst eine ca. 4 mal so teure Frontier Made in Bozeman Montana. Diese hat ihm Epiphone für ein Review zugesendet. Die Gitarre ist eine Wucht! Dann kommt er auf die Masterbilt Frontier Made in Indonesia zu sprechen. Diese hatte er selbst in einem Gitarrenladen zufällig entdeckt und kurzerhand für ein side-by-side Vergleich gekauft. Lange Rede kurzer Sinn: Er sagt es gibt nur minimale Unterschiede zwischen den beiden Gitarren. Sie sei perfekt gebaut und der Klang ist einfach nur noch fantastisch. Zitat:" This guitar is just amazing!" Er wisse nicht, wie Gibson Epiphone das machen, aber sie bringen unfassbar gute Gitarren in einem breiten Preisspektrum heraus. Die Masterbilt Frontier ist in Sachen Qualität, Spielbarkeit und Klang eine bezahlbare Gitarre, die jeden Ansprüchen gerecht wird. Perfekte Gitarren sind nicht mehr nur denjenigen vorbehalten, die 4000 und mehr für eine Gitarre ausgeben können oder wollen.

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