Praxis
Die Frontier liegt ausbalanciert auf dem Oberschenkel und reagiert auch mit der überdimensionalen Kopfplatte nicht kopflastig. Allerdings ist der Blick auf das Griffbrett durch die tiefen Zargen stark beeinträchtigt, sodass filigrane Passagen mir auch noch eine spezielle Haltung abverlangen. Obwohl der Sattel geringfügig verbreitert wurde, kann der Daumen der linken Hand bei Bedarf noch locker ins Spiel eingreifen.
Die Frontier kommt optimal eingestellt aus der indonesischen Werkstatt, sodass man sofort loslegen kann. Dank einer guten Saitenlage lässt sich auch der Raum in den oberen Lagen erkunden. Ein flacher Halsfuß ermöglicht sogar den Zugriff auf die höchsten Bünde der Diskantsaiten. Die Frontier bietet eine saubere Intonation auf ganzer Länge, sodass sich auch Single-Line-Spieler pudelwohl fühlen dürften. Allerdings kommt die kräftige Werksbespannung (Gibson Phosphor Bronze Acoustic Guitar Strings .012″, .016″, .024″w, .032″ .042″, .053) dann grundsätzlich mehr dem Picker und dem Strummer entgegen. Aber die dickeren Saiten machen den “Kohl” erst richtig fett, denn über fehlende Bassfrequenzen braucht man sich nicht zu beklagen.
Die Frontier ist bestens für Solospielstücke präpariert, der Ton dürfte aber auch ein tragfähiges Fundament für Stimmen bilden. Das folgende Hörbeispiel wurde mit einem Neumann TLM 103 gemacht, wobei der Sound im unteren Frequenzbereich durch das Fishman Sonitone-System unterstützt. Ein EQ sorgt jeweils für die Entrumpelung der Aufnahme im Bass.
Im Studio kann die Frontier auch ohne Pickup vor ein Mikrofon treten, denn sie punktet mit einem ausgewogenen, dynamischen Grundklang mit Schwerpunkten im Bassbereich. Die beiden Gitarren wurden jeweils mit einem Mikro (TLM 103) eingespielt.
Der Tonabnehmer bietet einen sehr schönen und relativ dynamischen Ton, der zudem wenig Artefakte überträgt. Der Tonregler beherrscht brillante Höhen und sonore Bässe. Aber leider kann man auch hier nicht alles haben, denn die Höhen gehen verloren, sobald man den Bassanteil erhöht und umgekehrt.
Energetische Rhythmen überfordern die Frontier nicht und die Decke kommt auch mit einem harten Anschlag zurecht. Hier wieder eine Mikrofonaufnahme (1 x TLM 103)
Für dich ausgesucht
Zum Schluss habe ich mir den Spaß erlaubt, zwei Takes übereinanderzulegen.
Bene A. Nonym sagt:
#1 - 20.05.2020 um 07:58 Uhr
Hi, vielen Dank für den tollen Artikel.
Ich habe mal eine Frage: Die Bewertung fällt ja sehr positiv aus, es gibt nur Pros und keine Cons. Aber, warum werden dann nur 4,5 Sterne vergeben? Macht doch keinen Sinn, oder?
Vielen Dank!
Bonedo Bernd sagt:
#1.1 - 25.05.2020 um 14:22 Uhr
Hallo Bene, doch, das macht Sinn. Ein bißchen Luft nach oben sollten wir uns vergleichsweise schon noch vorbehalten. Für z.B. gelungene amerikanische High End Gitarren müssten wir ja dann den 6ten Stern einführen. Aber auch solche Gitarren bekommen nicht automatisch 5 Sterne und das zeigt doch wie gut die Bewertung der Frontier ist.
Gruß Bernd
Antwort auf #1 von Bene A. Nonym
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenCooper 1975 sagt:
#2 - 21.12.2022 um 09:53 Uhr
Auf YouTube gibt es den höchst glaubwürdigen kanadischen Gitarren-Blogger J.P. Cormier. Der ist mehr als begeistert von der Masterbilt Frontier. In seinem ausführlichen Video zeigt er zunächst eine ca. 4 mal so teure Frontier Made in Bozeman Montana. Diese hat ihm Epiphone für ein Review zugesendet. Die Gitarre ist eine Wucht! Dann kommt er auf die Masterbilt Frontier Made in Indonesia zu sprechen. Diese hatte er selbst in einem Gitarrenladen zufällig entdeckt und kurzerhand für ein side-by-side Vergleich gekauft. Lange Rede kurzer Sinn: Er sagt es gibt nur minimale Unterschiede zwischen den beiden Gitarren. Sie sei perfekt gebaut und der Klang ist einfach nur noch fantastisch. Zitat:" This guitar is just amazing!" Er wisse nicht, wie Gibson Epiphone das machen, aber sie bringen unfassbar gute Gitarren in einem breiten Preisspektrum heraus. Die Masterbilt Frontier ist in Sachen Qualität, Spielbarkeit und Klang eine bezahlbare Gitarre, die jeden Ansprüchen gerecht wird. Perfekte Gitarren sind nicht mehr nur denjenigen vorbehalten, die 4000 und mehr für eine Gitarre ausgeben können oder wollen.