Epiphone Nighthawk Custom Reissue Test

DETAILS

Optik/ Verarbeitung
Jedenfalls handelt es sich äußerlich um dasselbe Modell, das Gibson in den Neunzigern  auf den Markt brachte. Insgesamt wirkt die Gitarre wie eine verkleinerte Variante der Les Paul, die sich in einer schwachen Stunde mit einer SG eingelassen hat. Deren Erbgut hat sich in der unteren Hälfte des Korpus niedergeschlagen, während in der Oberen unverkennbar die Les Paul dominiert. Der Body ist aus drei Teilen Mahagoni zusammengesetzt, die Decke ziert ein attraktiv gemasertes Flame Maple (Ahorn) Furnier. Über die Dicke kann ich leider nichts sagen, da ein weißes Binding Korpus und Zarge verbindet und den Übergang kaschiert. Was als Nächstes ins Auge fällt, sind die drei Tonabnehmer, und dabei ganz besonders der (absichtlich!) schräg eingesetzte Steg-Humbucker – ähnlich wie bei einer klassischen Fender Strat, bei der allerdings Single-Coils verwendet werden. Aber Eines sei jetzt schon verraten: Bei der einen Gemeinsamkeit wird es nicht bleiben. So befindet sich der Mitte ein Einspuler, und an der Halsposition schließlich arbeitet ein Minihumbucker, der unter einem Chromdeckel zu Hause ist, genauso wie sein Kollege am Steg, der wenigstens in einem verchromten Rähmchen sitzt. Alles das passt meiner Meinung nach sehr gut zur Gitarre.

Als Steg dient eine feste Brücke mit einzeln verstellbaren Reitern. Die Saiten werden übrigens wie bei der Strat durch den Korpus geführt. Volumen- und Tone-Poti sind für sämtliche Pickup-Kombinationen zuständig, die durch einen Fünfwegschalter und den als Push/Pull-Poti ausgelegten Tonregler verwaltet werden. Wird dieser hochgezogen, werden aus den Humbuckern Single Coils, wodurch in den Positionen 1-2-4-5 neue Sounds entstehen. Natürlich bleibt die Mittelstellung unberührt, also die 3 mit dem einzigen tatsächlichen Single-Coil.

Die Honeyburst Lackierung ist sauber aufgetragen, auf Hochglanz poliert und macht, wie die gesamte Verarbeitung, einen sehr guten Eindruck. Es kommt in keiner Sekunde das Gefühl auf, ein billiges Instrument in der Hand zu halten. Das geflammt Ahornfurnier verleiht der Nighthawk ein edles Äußeres. Ob und in welcher Weise es sich jedoch klanglich auswirkt, sei dahingestellt. Das Elektronikfach auf der Rückseite ist mit einem schwarzen Plastikdeckel verschlossen. Der Hals ist mit dem Korpus ganz Gibson-typisch verleimt und auch mit Klarlack versehen, sodass beides, also Korpus und Halsrückseite, wie aus einem Guss wirken.

Die vorerst letzte Gemeinsamkeit mit der Strat ist die Mensur. Statt der Gibson-typisch kurzen 628 mm kann die Nighthawk mit einer 648-mm-Standard-Mensur aufwarten, also mit Fender-Maßen! Der Rest ist schnell aufgezählt: Crown-Inlays zieren das Palisander Griffbrett, die 22 Bünde sind sauber eingesetzt, entgratet und poliert, der Sattel besteht aus Kunststoff. Das Halsprofil würde ich als flaches D bezeichnen, also relativ breit und nicht sonderlich dick. Als Mechaniken kommen verchromte und gekapselte Grover zum Einsatz. Der Hals ist inklusive Kopfplatte mit weißem Binding versehen, auch hier gibt es nichts zu beanstanden.

Und bei diesen Betrachtungen stellt sich unwillkürlich die Frage, wie man es schafft, ein solches Instrument, das wirklich gut verarbeitet ist und qualitativ keinerlei Angriffspunkte bietet, zu einem solchen Preis anzubieten? Ein Blick auf die Kopfplattenrückseite verrät es: Die Nighthawk wird in Indonesien hergestellt. Und er verrät auch, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man Instrumente aus Billiglohnländern müde belächeln konnte. Unsere Kandidatin kann locker mit wesentlich teureren Gitarren mithalten. Die letzte Frage ist deshalb, ob sich der günstige Preis, wenn schon nicht im Instrumente selbst, dann vielleicht im Klang widerspiegelt?

Kommentieren
Profilbild von JoeS

JoeS sagt:

#1 - 25.05.2011 um 15:28 Uhr

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Hallo Bassel,
schön, dass Du die Testgitarre mal auf die Waage gestellt hast.
In den meisten Reviews fehlt eine Gewichtsangabe, wobei ich finde, dass dies ein wichtiger Punkt ist, der immer dazu gehört.

Profilbild von Heiko

Heiko sagt:

#2 - 25.05.2011 um 16:56 Uhr

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Hey Bassel,schöner Test, schöne Gitarre!
Wie ist es denn mit den gesplitteten Humbuckern in den Zwischenpositionen (also in Kombination mit dem Mittel-PU)?
Sind die brummfrei (wie bei der Strat) oder brummmmmtsssss?Viele Grüße!

Profilbild von Bassel

Bassel sagt:

#3 - 26.05.2011 um 13:06 Uhr

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Hallo Heiko,
die Zwischenpositionen sind selbstverständlich Brummfrei!
Beste Grüße,
Bassel

Profilbild von crimhead01

crimhead01 sagt:

#4 - 26.05.2011 um 15:36 Uhr

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Wirklich ein nützlicher Test über eine sinnvoll ausgestattete und überaus preisgünstige Gitarre. Es darf noch angemerkt werden, dass Seymour Duncan Anfang des Jahres speziell für diese Gitarre Ersatz-Tonabnehmer auf den Markt brachte. Wegen des schräggestellten Humbuckers ist das vielleicht für unentschlossene Epi-Nachtfalken-Nutzer oder Besitzer einer Gibson Nighthawk aus den Neunzigern interessant.siehe hierzu: http://www.seymourduncan.co...

Profilbild von Chris

Chris sagt:

#5 - 29.12.2011 um 04:28 Uhr

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Hochgradig interessant ist jedoch, dass diese Gitarre sehr oft mit ebony Griffbrett ausgeschrieben wird. Jetzt habe ich sie mit nachhause genommen und bin etwas angschlagen :(es scheint jedoch wirklich solche zu geben!?
Haltbarkeit ist mir sehr wichtig, werde mich auf die suche machen müssen :/Grüße

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