Designerzellen rocken gerne zu Queen ab und schütten dabei Insulin aus. Die Spritze für Diabetiker wird der Rock-Hit allerdings nicht ersetzen. Zumindest in naher Zukunft.
Die musikalische Forschung hat zuletzt einige spannende und durchaus skurrile Ergebnisse hervorgebracht. Ein Forschungsteam aus Bristol hat neue Schallabsorber entwickelt, die von Mottenflügeln inspiriert sind. Dazu haben Wissenschaftler aus Berkeley durch Hirnstrommessungen den Pink Floyd-Klassiker ‘Another Brick in the Wall, Part 1’ rekonstruieren können. Diesmal geht um die Freisetzung von Insulin durch das Abspielen von ‘Queen – We Will Rock You’.
In diesem Fall hat ein Schweizer Forschungsteam der ETH Zürich ein beeindruckendes Experiment durchgeführt. Die Forscher haben Zellen modifiziert, die auf musikalische Impulse reagieren und dabei Insulin produzieren. Dafür wurde ein genetischer Schalter in Designerzellen implementiert, der extern und berührungslos aktiviert werden kann, um Insulin zu erzeugen.
So liefen die Tests ab
Die Implementierung dieser musikgesteuerten Zellen wurde mithilfe eines Proteins erreicht, welches aus der Membran eines Bakteriums isoliert wurde. Dieses Protein funktioniert als Kanal, der bei mechanischer Anregung, wie durch die Vibrationen von Schallwellen, Kalziumionen ins Zellinnere transportiert. Der genetische Bauplan für diesen Kanal wurde in insulinproduzierende Zellen integriert, sodass sie den Kanal selbst synthetisieren und in ihre Membran einbetten können. Durch den Einfluss von Kalziumionen, ausgelöst durch die musikalischen Schallwellen, werden die Zellen stimuliert und setzen in weiterer Folge Insulin frei. Dies führt dazu, dass die Insulin-gefüllten Vesikel mit der Zellmembran verschmelzen und Insulin in den Körper abgegeben wird.
Getestet wurde das Ganze an Mäusen. Die modifizierten Zellen wurden in die Bauchregion der Mäuse implantiert und die Nagetiere wurden Schallwellen unterschiedlicher Frequenzen ausgesetzt. Die Ergebnisse zeigten eine unterschiedliche Insulinreaktion je nach Musik. Während klassische und gitarrenlastige Musik kaum eine Reaktion auslösten, führte “We Will Rock You” zur stärksten Insulinausschüttung. Getestet wurde auch der Soundtrack des Superheldenfilms “The Avengers”, der ebenfalls für eine starke Reaktion der Zellen sorgte.
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Eine neue Behandlungsmöglichkeit für Diabetes-Patienten?
Werden Diabetiker bald den ganzen Tag Queen streamen und Avengers ansehen? So weit es ist noch nicht. Einerseits wurden die Tests bisher nur bei Mäusen durchgeführt. Andererseits wurden mit den Versuchen “nur” nachgewiesen, dass Designerzellen auch durch Schall gesteuert werden können. Ob der notwendige Insulinausstoß für Diabeteker überhaupt erreicht werden könnte, ist noch nicht klar. Dafür bräuchte es erst einmal Tests an Menschen, die aktuell nicht geplant sind. Laut der ETH Zürich werden solche Tests nur dann durchgeführt, wenn sich Pharmaunternehmen dafür interessieren.
Alle weiteren Informationen zu der Studie gibt es in dem Artikel der ETH Zürich.