Praxis
Klang: Viel Bass – und noch mehr Biss
Was man Beim Patchen des Black System III gleich feststellen kann ist der mit herausragender Bauqualität gepaarte Sound der Klangquellen. Die zwei Black VCO2s mit ihren integrierten Pulsbreiten- oder (Super-)Saw-Modulationsoptionen klingen alleine schon richtig fett. Wird der Wavetable VCO mit seinen kreischenden Wellenbänken hinzugemischt, setzt sich das System in jedem Mix problemlos durch. Das analoge Multimode-Filter mit Drive-Schaltkreis kann das Signal saturieren, aber auch weicher erklingen lassen, was es sehr flexibel macht.
Die weiteren Möglichkeiten zur Artikulation von Modulationssignalen und Sequenzen liegen im Low Pass Gate und dem Hüllkurven-Generator. Letzterer ist leider der einzige seiner Art im Black System III. Wer mehr Envelopes als die eine ADSR-Hüllkurve und ihre invertierte Fassung will, muss welche über den Black Sequenzer generieren, was etwas umständlich sein kann, dafür dann aber speicherbar ist. Ein Nachteil birgt in der Modularwelt oft einen Vorteil an anderer Stelle.
Hinter Filter und VCA kommen in ‚klassischen‘ Patches mit dem Black System III noch die beiden Stereo-Effekte zum Einsatz. Beide sind digital: Das Black Stereo Delay und der digitale Multieffekt Black Hole DSP2. Letzterer macht vor allem als Reverb Eindruck (unbedingt das Programm 15 ausprobieren!), bietet aber auch ordentliche Verzerrungen, da dessen Sample-Rate reduziert werden und alle Parameter – drei pro Effekt-Algorithmus – moduliert werden können. In den Mixer geschickt, kann man die Ergebnisse im Stereofeld verteilen. Das Black System III ermöglicht so alles, angefangen bei fetten Mono-Bässen im klassischen subtraktiven Stil bis hin zu hin- und herfliegenden Stereo-Leads mit komplexer Modulation.
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Alles in Bewegung
Bewegung ist übrigens das Stichwort für das zweite große Qualitätsmerkmal des Systems: Es verfügt über eine sehr ausgewogene Balance aus Klangerzeugung und Modulation. Es gibt in diesem Bereich, wie bei den Oszillatoren, eine klare Arbeitsteilung: Der Black Sequencer ist mit seinen vier Modulationsspuren, die er neben seinen vier Melodie-Tracks bietet, für rhythmische Modulation und Hüllkurven zuständig. Nutzt man daneben noch den Black Joystick und den Black Modulator – der für Texturen auch Rauschen ausgibt – ist parallel freiere Klangbewegung drin. Und: Beide Modulationsarten lassen sich dank der Quad VCAs und der CV Tools für Abschwächung und Offset leicht steuern und kombinieren.
Konstruktive Lösungen für den Live-Einsatz
Viele weitere Vorzüge liegen darüber hinaus im Detail. So sind die wichtigsten Drehgeber für Performances (Filter-Cutoff, Delay-Zeit, Modulator-Geschwindigkeit etc.) größer und dadurch einfacher zu drehen. Außerdem werden beim Patchen schnell ‚Modul-Paarungen‘ offenbar, die passend horizontal oder vertikal positioniert sind. Für rhythmische Effektmodulationen liegen etwa die Mod-Ausgänge des Black Sequencers und die vielen CV-Eingänge des Black Stereo Delays schön eng beieinander. Auch die direkt übereinander angeordneten Oszillator- und Joystick-Module ergeben eine schöne Kombination: Wer will nicht gern mit einer fließenden Handbewegung sowohl durch Wavetables morphen als auch analoge Pulsbreitenmodulation durchführen? Nur stört es beim Patchen öfters, dass dem Case wenige kurze Kabel beigelegt sind. Auf ein paar der ultralangen Strippen, die deutlich länger sind als das Black System III breit ist, hätte Erica Synths hingegen gut verzichten können.
Für Performances bietet das Black System III dennoch eine ideale Mischung aus Speicherbarkeit und Unberechenbarkeit. Man kann nahezu endlos viele Sequenzen oder gar ganze Songs auf dem Black Sequencer sichern und Modulationspattern mit dem Joystick für später aufzeichnen. Ebenso behält der Black Hole DSP den zuletzt aktivierten Effekt und seine Einstellungen auch nach dem Ausschalten für das nächste Mal im digitalen Kopf.
Und es ist ein Klacks, Sequenzen mit neuen Kombinationen aus Klangerzeugern und Modulationssignalen aufzufrischen. Einfach einen neuen Wavetable am Black Wavetable VCO einstellen, die Oszillatoren mit dem nützlichen Oktavschalter anders justieren und den Modulator-Sync (de-)aktivieren – schon entsteht ein neuer Sound. Das hilft beim Generieren neuer musikalischer Ideen, insbesondere zusammen mit der spaßigen „Magic“-Funktion des Black Sequencers, die einzelne Parameter des aktiven Patterns einmal durch die Mangel nimmt.
Einzelhighlights: Das Stereo Delay und der Joystick
Ich selbst habe mich beim Testen des Systems vor allem in zwei Module verguckt. Von einem hätte ich das kaum erwartet, vom Stereo Delay. Es erschien mir zunächst als viel zu groß für das, was es kann. Falsch gedacht: Es steckt mehr in diesem Teil, als die Frontplatte vermuten lässt. Nicht nur lassen sich mit den beiden Modi („Digital“ oder „Tape“) einzigartige Delaylinien erzeugen, es hat auch noch ein enorm musikalisches Feedback. In dieser Kategorie nimmt es das Black Stereo Delay sogar mit meinem bisherigen Favoriten auf, dem Make Noise Mimeophon. Moduliert man das Erica-Effektgerät gekonnt, sind allein mit diesem Modul komplexe Texturen aus Karplus-Strong-Sounds, rauschendem Feedback und trockenen Eingangssignalen drin. Mit der Möglichkeit, über die Buttons „Hold“ und „Add“ mehrere Sounds nacheinander in den Delaybuffer zu schieben, wird es sogar zu einem Pseudo-Looper, der live ideal für Breaks und Drops ist, wenn man denn in Techno zu Hause ist.
Für den Black Joystick, meinen zweiten Favoriten, gilt auch, dass er deutlich mehr Funktionen ermöglicht, als sein Panel zunächst verrät. Dafür muss man sich zwar ein paar Tastenkombinationen merken – Handbuch lesen! –, dafür können seine vier Kanäle anschließend so gut wie alles: Der Joystick kann für manuelle Gates, als Drone-Oszillator, Sample & Hold oder FM-Modulator genutzt werden. Jeder Patch, der von ihm ausgeht, wird garantiert einzigartig – wie man in den letzten beiden Klangbeispielen gut hört.
Erica Synths Black System III Sound Demo (no talking)
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