Praxis
Dante-Anbindung über Switches
Für den Test habe ich das ESI Planet 22x wie oben beschrieben zunächst direkt über die Dante Virtual Soundcard mit meinem Macbook Pro verbunden und die DVS als Pro-Tools-IO-Device festgelegt. In diesem Test funktionierte alles auf Anhieb einwandfrei.
Allerdings wollte ich natürlich auch die Klangqualität mit meiner persönlichen Referenz, dem TrueMatch Reference Master Converter des Berliner Herstellers Stage Tec vergleichen, auch wenn dieser in einem vielfach höheren Preissegment beheimatet ist. Das Referenzgerät besitzt ebenfalls eine Dante-Karte, die allerdings zusätzlich über einen integrierten Netzwerk-Switch verfügt, mit dem sich ein Testsetup herstellen ließ, in dem sowohl die Stage-Tec- als auch die ESI-Ein- und -Ausgänge im Dante-Netzwerk verfügbar waren, um direkte klangliche A/B-Vergleiche zu ermöglichen.
Wie von Dante gewohnt funktionierte auch diese Konfiguration auf Anhieb, ich konnte alles über den Dante Controller nach Belieben routen und die D/A-Wandler direkt im A/B Vergleich beurteilen. Allerdings gab es nun ein Problem mit den Eingängen des Planet 22x: Während die Stage-Tec-Inputs in diesem Setup einwandfrei spielten, wiesen die Eingänge des Planet 22x in Pro Tools plötzlich ein Grundrauschen von etwa -40 dBfs auf – und das unabhängig von der Stellung des Eingangspegelreglers.
Nachdem die Eingänge bei direktem Anschluss des Planet 22x an den Rechner einwandfrei funktioniert hatten, war klar, dass es sich hier nur um ein Problem der Dante-Anbindung über den Switch handeln konnte. Allerdings ist Dante grundsätzlich dafür bekannt, auch über Switches einwandfrei zu funktionieren. Der am nächsten Tag konsultierte technische Support von ESI vermutete ein Synchronisationsproblem und gab mir schließlich den Tipp, die Samplerate des Planet 22x einmal vom Dante Controller aus auf eine andere Samplerate und wieder zurück zu schalten, damit sich das Gerät neu synchronisiert. Dieses Vorgehen löste das Problem tatsächlich. Laut ESI sei der Fehler an dieser Stelle bei Audinate zu suchen, da im Inneren des Planet 22x eine von diesem Hersteller zugekaufte Platine als Schnittstelle arbeite. Es ist schwer zu beurteilen, wer den Bug letztlich zu verantworten hat, im Ergebnis spielt das allerdings auch keine Rolle. Festzustellen bleibt, dass es wünschenswert gewesen wäre, in der ohnehin recht spärlich gehaltenen Bedienungsanleitung so etwas wie eine Troubleshooting-Tabelle zu finden, in der dieses – offensichtlich bei ESI bekannte – Phänomen samt dem beschriebenen Workaround aufgeführt ist. Bei mir führte das Problem dazu, dass ich den Test am ursprünglich anberaumten Termin samt eigens geladenem Studiomusiker abbrechen musste und ähnliches kann auch im Studioalltag passieren. So etwas ist mindestens ärgerlich, wenn nicht gar unprofessionell und kann im Zweifelsfall richtig Geld kosten.
Soundcheck
Ich hörte mir zunächst die analogen Ausgänge des ESI Planet 22x mit ausgewählten Musikmaterial im A/B-Vergleich zum erwähnten Stage-Tec-Wandler an. Das ESI-Interface klang gut, allerdings kam die Auflösung der Transienten und die Darstellung der Feindynamik der hochwertigen Aufnahmen von Günter Paulers Stockfisch-Records erwartungsgemäß nicht an das mehr als zehnmal teurere Stage-Tec-Gerät heran. Auch die Stereoabbildung und Tiefenstaffelung der Platte „Libera Me“ des schwedischen Bassisten Lars Danielsson kam mit der Referenz deutlich besser zur Geltung. Bezogen auf den Einsatzzweck und gemessen an der Preisklasse machte das kleine ESI-Interface allerdings eine sehr gute Figur, für High-End-Geräte wie den TrueMatch RMC muss man einfach deutlich mehr Geld ausgeben.
Die Qualität der Eingänge hätte ich am liebsten mit klassischer Gitarre getestet, da dieses Instrument vergleichsweise leise ist und eine hohe Dynamik mit fein gezeichneten Transienten aufweist – eine echte Herausforderung für jede Preamp-Wandler-Kombination. Leider hat das ESI-Interface wie oben beschrieben an dem Termin, zu dem ich den Gitarristen geladen hatte, nicht ordnungsgemäß funktioniert, sodass schliesslich mein akustischer Bass als Referenzsignal einspringen musste. Es handelt sich um eine von dem Erlanger Gitarrenbaumeister Hans-Hermann Herb gefertigte bundlose fünfsaitige Bassgitarre mit eingebautem Piezo-Tonabnehmer.
Für meinen ersten Test verwendete ich zwei Mikrotech-Gefell-M950-Großmembranmikros – diese sind eng verwandt mit dem von bonedo bereits getesteten UM 930 twin, besitzen jedoch nur eine Kapsel mit breiter Nierencharakteristik.
Ich platzierte die beiden Mikrofone Kapsel an Kapsel in etwa 25 cm Abstand vor dem Schallloch des Basses und zeichnete eines über den Stage-Tec-Wandler und das andere über das ESI Planet 22x auf. Dank der komfortablen Dante-Routingmöglichkeiten war die Verwendung zweier Interfaces in Pro Tools auch diesmal kein Problem. Auch hier zeigt sich, dass die Feindynamik und die Transientenabbildung des Stage-Tec-Gerätes noch etwas besser ist als beim ESI-Interface, das sich aber dennoch sehr gut schlägt. Im Bassbereich glaube ich beim Planet 22x eine minimale Betonung ausmachen zu können, die meinem Instrument in diesem Fall sogar ganz gut zu Gesicht steht und auch bei anderen Signalen sicherlich keine negativen Auswirkungen haben wird.
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Gerade mit dem Akustikbass hat es sich angeboten, auch die Hi-Z-Funktionalität zu testen, denn der eingebaute Piezotonabnehmer reagiert erfahrungsgemäß äußerst empfindlich auf zu geringe Eingangsimpedanzen – angeschlossen an den Lineeingang eines Mischpultes liefert er beispielsweise einen dünnen und kraftlosen Ton. Ich splittete das Signal auf und ging zum einen über eine passive DI-Box von Rapco in den Stage-Tec-Wandler, zum anderen direkt in den auf Hi-Z geschalteten Input des ESI Planet 22x. Beide Varianten liefern einen vollen Ton, der zwar nicht mit einer hochwertigen Bassvorstufe mithalten kann, aber für sich genommen in Ordnung ist. Die Klangunterschiede zwischen dem ESI-Interface und dem Stage-Tec-Wandler sind mit den Ergebnissen im Mikrofontest vergleichbar: Der TrueMatch RMC löst etwas besser auf, das Planet 22x liefert einen leichten Bass-Boost. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass auch der Hi-Z-Eingang des Planet 22x keine negativen Auffälligkeiten zeigt.
Heino sagt:
#1 - 14.03.2023 um 20:16 Uhr
und wieder spricht niemand über das Routing des Kopfhörerausgangs. Es ist nur Marketinggewäschwiedergabe. Über die wirklichen Bedürfnisse, nämlich der Routingmöglichkeiten spricht NIRGENDS jemand. Absolut unbrauchbar dieser Artikel. Diese hier genannten Standardinformationen finde ich überall. Aber mit einem praxisnahen Inhaltsangebot hätte man sich ja auch mal etwas abheben können. Warum auch.