Praxis
Die verkürzte Mensur erleichtert das Spiel ungemein. Tiefe Lagen sind besser zu erreichen und insgesamt zeigt sich das Handling wesentlich komfortabler. Wie alle Kandidaten in dieser Reihe neigt auch sie ein wenig zur Kopflastigkeit, was bei acht Mechaniken nicht ausbleibt, aber zumindest mich stört es in keinster Weise.
Los geht es wie immer clean. Ich stöpsele die Gitarre in den Eingang meines Fender Deluxe Amps und nehme diesen mit einem Shure SM57 und einem Sontronics Halo ab. Das Signal wandert weiter in einen Tubetech MP2A Preamp und von da ohne Umwege in ein Avid HD i/o. Im ersten Beispiel schalte ich alle drei Positionen durch, bei jedem Durchgang am Hals beginnend.
Hier kann man sehr deutlich die nicht optimale Einstellung des Instrumentes hören. Ansonsten ist der Sound sehr mächtig, gerade in den tieferen Frequenzen. Klar, mag natürlich der eine oder andere sagen, ist ja auch tief genug gestimmt! Das meine ich aber nicht. Im Vergleich zu anderen Achtsaitern aus Linde oder Ahorn macht sich der Mahagonikorpus stark bemerkbar. Die Mittelposition zeigt sich gewohnt etwas hohler, was gerade bei Cleansounds gern verwendet wird, der Kollege am Steg bringt die Mitten mehr in den Fokus. Insgesamt sind alle drei Positionen klanglich untereinander ausgewogen und auch in der Lautstärke aufeinander abgestimmt.
Als Nächstes gibt es ein kleines Riff, an der Einstellung wurde nichts verändert, auch hier wird durchgeschaltet.
Ja, man kann auf achtsaitigen Gitarren auch auf den oberen Saiten jenseits des 5. Bundes spielen 🙂 Hier erschließt sich sehr gut der warme Druck, den der Mahagonikorpus mit sich bringt. Der Ahornhals addiert die schönen, griffigen Höhen und die EMGs wandeln die Kombination, ohne dabei zu klinisch ans Werk zu gehen.
Jetzt muss sie zeigen, was sie am zerrenden Amp zu bieten hat. Dazu nehme ich einen Randall Amp mit 6L6-Röhren, eine typische Kombination im Metallgeschäft. Als Box dient eine 2×12” Box mit Vintage 30 Speakern. Ich verwende dasselbe Mikrofonsetup wie in den Beispielen zuvor.
Interessanterweise zeigen sich hier Hals- und Mittelpositionen recht ähnlich, und obwohl ich immer lieber auf den Steg schalte, wenn es heftig wird, machen die beiden eine wirklich gute Figur. Die tiefen Mitten und Bassfrequenzen sind zwar präsent, spielen sich aber am Amp nicht auf. Sobald der Steghumbucker aktiviert ist, gibt es aber kein Halten mehr. Das ist genau der fiese, dreckige Sound, den man von so einem Instrument erwartet. Der Trick dabei ist, nicht zuviel Zerre zu verwenden.
Nun ein kleines Beispiel, bei dem die Gitarre sich im Bandkontext beweisen muss. Alle Gitarren wurden gedoppelt und mit keinerlei EQ, Kompressor oder ähnlichem bearbeitet. Nein, auch kein Hall oder Delay.
Ja, die LTD ist eine gute Bandgitarre. Sie liegt frequenzmäßig recht nahe am Bass und wird von diesem quasi nach unten gestützt. Trotzdem findet sie ihren Platz im Bandgefüge und setzt sich angenehm an die Spitze, wo sie ja auch hingehört.
Abschließend ein kleines Solo über den zweiten Teil des Playbacks. Hier kommt dann doch eine Prise Delay ins Spiel.
Für dich ausgesucht
Auch hier kann sie punkten. Angenehm verschmelzen dabei Rhythmus- und Leadgitarre und bilden so eine Einheit. Sie liefert einen durchsetzungsfähigen, fetten Leadsound, der nicht besonders viel Gain benötigt, um tragende Solos zu generieren.
Leider macht sich die nicht optimale Einstellung auch klanglich bemerkbar, daran sollte unbedingt gearbeitet werden. Die tiefe F# Saite ist in den ersten drei Bünden quasi nicht bespielbar, aber dabei handelt sich, wie gesagt, „nur“ um die Werkseinstellung. Ich gehe davon aus, dass es sich bei unserem Testinstrumente eher um einen Ausreißer handelt, denn die LTDs, die ich bisher auf dem Schoß hatte, ließen sich ohne Ausnahme alle superb bespielen.