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Eurorack für Anfänger Workshop

Modulare Synthesizer sind derart en vogue, dass sie fast schon wieder „out“ sein müssten. Der ist Reiz nach wie vor ungebrochen. Man stellt sich einen eigenen Synthesizer zusammen und kann dessen Struktur nach Belieben verändern. Aber wo starten? Gerade wenn man als Anfänger in den umfassenden Bereich des Eurorack einsteigt, stellen sich viele Fragen, die beantwortet werden wollen. In unserem Workshop beantworten wir ein paar der wichtigsten Fragen für einen guten Anfang.

Workshop: Eurorack für Anfänger
Workshop: Eurorack für Anfänger. Quelle: Shutterstock / Von: hanohiki)

Es gibt viele Wege, über die man als Anfänger erste Erfahrungen mit Eurorack und dessen Konzepten sammeln kann. In diesem Workshop wägen wir die besten Optionen für den Eurorack-Einstieg ab. Dabei geht es um semimodulare Synthesizer, virtuelle Eurorack-Simulationen und Optionen für erste Module.

Inhalte
  1. Was bedeutet Eurorack?
  2. Semimodulare Synthesizer unterstützen Eurorack Anfänger beim Einstieg
  3. Mit VCV Rack lernen Anfänger modulare Klangerzeugungen im Eurorack kennen
  4. So findet man als Anfänger das Case und erste Modul fürs erste Eurorack
  5. Andere Modularsysteme und DIY ausprobieren
  6. Legende der im Text verwendeten Fachbegriffe
  7. Zum Schluss

Was bedeutet Eurorack?

Das Eurorack ist ein modulares Synthesizer-Format, das der deutsche Hersteller Doepfer Musikelektronik in den 1990er Jahren spezifiziert hat. Dabei handelt es sich um Module in einem standardisierten Größenformat, wobei die Höhe des Moduls auf 3 HE (Höheneinheiten | 1HE = 44,45 mm) festgelegt ist.

Die Breite ist variabel und wird in TE (Teileeinheiten | 1 TE = 5,08 mm) angegeben. Eurorackmodule sind als fertige Produkte sowie als DIY-Kits von diversen Herstellern erhältlich. Durch die stetig gewachsene Popularität sind modulare Synthesizer im Eurorack-Format mittlerweile zum dominierenden modularen Synthesizer-Format im Hardware-Bereich geworden. Zum Aufbauen von Klängen, verwendet man im Eurorack sogenannte Patchkabel mit 3,5 mm Mono-Klinkenbuchsen. Über sie werden Audio- und Steuersignale transferiert.

Semimodulare Synthesizer unterstützen Eurorack Anfänger beim Einstieg

Viele Musiker, die mit dem Gedanken spielen, sich ein eigenes Euroracksystem aufzubauen, kennen sich in der Regel schon ein wenig mit Synthesizern aus. Sie besitzen entweder eigene Synthesizer oder haben sich mithilfe einer DAW wie Ableton Live, Cubase & Co. schon mit Sound Design befasst. Für sie sind sogenannte semimodulare Synthesizer eine gute Option für den Einstieg. Wie Soft- und Hardware-Synths kann man sie via MIDI ansteuern und sie bieten eine feste Signalstruktur. Man muss also nicht alles eigenständig verkabeln, wie später im Eurorack.

Make Noise 0-Coast Synthesizer in Schrägansicht
Der Make Noise 0-Coast bietet gerade Anfängern einen hervorragenden Einstieg in die Welt der modularen Synthese. (Foto: Lasse Eilers)

Dennoch sind semimodulare Synthesizer mit Patchpunkten ausgestattet, die Kabelverbindungen erlauben. Eurorack Anfänger lernen durch sie leicht erste CV-Signalflüsse zu erstellen und zu verstehen. Zwei beliebte semimodulare Synthesizer sind der Moog Mother-32 und das Make Noise 0-Coast. Beide sind monophon spielbar und können mit MIDI-Controllern gesteuert werden. Der Mother-32 bietet sogar einen internen Sequenzer. Mit diesen Synthesizern sind viele unterschiedliche Sounds realisierbar, angefangen bei fetten Bässen bis hin zu perkussiven Drum-Klängen. Über Patchpunkte kann man beispielsweise LFOs und Zufallssignale frei verkabeln – und selbst verrückte Drones kriegt man hin.

Manche semimodulare Synthesizer sind Eurorack-kompatibel

Und keine Sorge: Auch später, wenn man sich als Anfänger sein eigenes Eurorack für den Einstieg zusammengebaut hat, finden semimodulare Synths noch Verwendung. Sie sind mit allen Eurorackmodulen durch ihre Patchverbindungen kompatibel. Den Mother-32 kann man sogar ins Eurorack-Gehäuse einbauen. Das gilt auch für die zwei anderen semimodularen Synths von Moog, den Subharmonicon und den DFAM oder beispielsweise den günstigen Behringer Pro-1.

Mit VCV Rack lernen Anfänger modulare Klangerzeugungen im Eurorack kennen

Ein offensichtlicher Nachteil semimodularer Synthesizer wie dem Mother-32 ist der Preis. Mehr als 600 Euro muss man dafür investieren. Wer als Anfänger einen solchen Betrag nicht aufwenden kann oder will, muss nicht verzagen, denn es geht mit dem Behringer Crave weitaus günstiger. Der kostet nur rund ein Drittel, der eben genannten Summe. Wem dieser Preis dann immer noch zu hoch ist, der greift zur Gratis-Software VCV Rack. Diese Software emuliert Eurorack-Synthesizer am Rechner-Bildschirm. Deren Pro-Version kann man auch in eine DAW einbinden, um sie für die Musikproduktion zu verwenden. VCV Rack bietet dem Anfänger einen perfekten Erstkontakt mit der Welt modularer Sounds im Eurorack.

VCV Rack: Eurorack in Software-gestalt
VCV Rack ist eine geeignete Softwareoption für den Einstieg in das Eurorack, die Anfängern eine ideale Startbasis bietet (Foto: VCV Rack)

Ideal für Anfänger: In VCV Rack viele Eurorack-Module ausprobieren

Hinter VCV Rack steht eine Community aus Entwicklern, die virtuelle Module entwerfen. Dafür gibt es sogar digitale Versionen von Modulen bekannter Hersteller wie Mutable Instruments, Instruo oder ALM/Busy Circuits. Diese kann man frei kombinieren. Und das Beste daran: Alle Konzepte, die man in VCV Rack anwendet, können später mit Hardware-Synthesizern im Eurorack-Format genutzt werden. Eine ideale Basis für den Eurorack Anfänger. Unser Tipp: Man sollte in VCV Rack vor allem Gebrauch des „Scope“-Moduls machen. Das digitale Oszilloskop zeigt Wellenformen von Audio- und Steuersignalen (CV) an und hilft so dabei, zu verstehen, was sie tun. Neben dem VCV Rack bieten auch andere Software-Lösungen mit modularem Ansatz dem Eurorack Anfänger große Hilfe, wie z. B. Softube Modular. Nicht alle setzen dabei auf die Patching-Standards des Eurorack, sind aber dennoch auch für den Einsteiger einen Blick wert. Wir haben hier vier Optionen getestet und miteinander verglichen.

So findet man als Anfänger das Case und erste Modul fürs erste Eurorack

Geht es anschließend um den Einstieg in die Hardware-Welt, haben Anfänger auf diesem Gebiet meist weitere Fragen: Welches Case benötige ich eigentlich? Welche Module sollte ich mir zuerst zulegen? Welches Zubehör brauche ich außerdem noch?

Hier können wir mit anderen Beiträgen weiterhelfen: Unser Kaufberater rund um Eurorack-Gehäuse liefert dem Anfänger alle wichtigen Informationen zum Thema Eurorack-Cases. Denn der Formfaktor des Cases, in das Module gebaut werden, ist entscheidend für die Art des Systems, das am Ende herauskommt. Auch Zubehörartikel sind wichtige Accessoires im Eurorack: Nicht nur Patchkabel, sondern auch Schrauben, Reinigungsgeräte und Apps für das Eurorack gibt es – und sie helfen sehr beim Gebrauch der Instrumente.

Anfänger planen am besten mit Modulargrid ihr erstes Eurorack

Die wichtigste Ressource beim Planen eines ersten Einsteiger-Systems ist definitiv Modulargrid. Auf dieser Website kann man sich kostenlos eine virtuelle Systemkopie aus Modulen der vielen Hardware-Hersteller zusammenstellen. Man erstellt dafür ein Case im gewünschten Formfaktor und befüllt es mit Modulen. Am Ende gibt Modulargrid an, wie viel Strom das Gehäuse für diese Modulkombination bereitstellen muss – und wie viel der Spaß kosten wird. Das sind wichtige Dinge, die man als Anfänger im Eurorack-Bereich wissen muss.

Modulargrid: Eurorack-Modulsuche für Anfänger und Profis
Auf Modulargrid kann man sich als Anfänger und Profi die beliebtesten Module in unterschiedlichen Kategorien anzeigen lassen. (Foto: Lukas Hermann)

Außerdem hilft die Seite gerade dem Anfänger bei der Suche nach den ersten Modulen für das eigene Eurorack. Während man sich ein Rack zusammenstellt, sucht man mit einer Eingabemaske nach den Bausteinen für sein System. Dabei gibt es Filteroptionen, die beispielsweise nur Oszillatoren ausspucken. In jeder dieser Filterkategorien kann man sich die beliebtesten Module oben in der Liste anzeigen lassen. Über diese kann man sich dann via Google noch weitere Informationen einholen und sich so nach und nach in das riesige Angebot einarbeiten.

Die beliebtesten Eurorackmodule derzeit

Filtert man die beliebtesten Module heraus, landet man beim Oszillator Plaits von Mutable Instruments, beim Clock-Modul Pamela’s New Workout und beim Make Noise Maths. Alle drei Module sind nützliche Tools für den Anfänger und das erste eigene Eurorack: Das Plaits sorgt für viele verschiedene Sounds, „Pam’s“ kann Clocks und Modulationssignale ausgeben und das Maths ist eine Allzweckwaffe zum Erzeugen und Verarbeiten von Steuerspannung.

Andere Modularsysteme und DIY ausprobieren

Es lohnt sich zudem, einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Das gilt nicht nur für Anfänger im Bereich Eurorack, auch Fortgeschrittene profitieren davon. Das Eurorack ist das beliebteste Modularsynthesizer-Format derzeit. Aber auch andere Väter haben schöne Töchter: Buchla und Serge sind zwei weitere Marken, die Modular-Synthesizer entwickeln bzw. entwickelt haben. Sie setzen seit den 1960er und 1970er Jahren auf das 4U-Format. Diese Module sind also höher als die im Eurorack-Format. Zudem patcht man sie mit Bananensteckern.

Serge Synthesizer: Schrägansicht
Neben dem Eurorack existieren auch modulare Synthesizer in anderen Formaten – hier einer von Serge. (Quelle: Serge Random*Source)

Die Buchla- und Serge-Systeme setzen auf Synthesekonzepte, die es im Eurorack auch gibt, aber dort eher am Rande. Leider sind die großen 4U-Version aufgrund ihrer Nischenposition extrem teuer. Das macht sie neben dem anderen Format gegenüber dem Eurorack auch preislich für den Anfänger eher uninteressant. Es gibt jedoch auch Eurorack-Module, die Buchla- und Serge-Funktionen übernehmen, etwa von Tiptop Audio und Serge Modular.

Anfänger sparen Geld mit Eurorack-DIY-Modulen

Eine letzte spannende Eurorack-Einstiegsoption für Anfänger sind DIY-Module. Dabei handelt es sich um Bausätze von Eurorackmodulen.

Wer ein bisschen Geschick beim Löten und Schrauben hat, kann sich zu günstigeren Preisen Module von Befaco, Serge, Exploding Shed und anderen Marken selbst anfertigen. Dazu finden sich hier bei uns ebenfalls einige nützliche Tipps und Links. Workshops rund um DIY-Module gibt es ebenfalls bei Bonedo. Gerade der Selbstbau von Modulen für das Eurorack führt Anfänger wie Fortgeschrittene nah an das Thema der elektronischen Strukturen heran. Man begreift dadurch schnell, womit man es zu tun hat, was sich mithilfe diverser Komponenten zu einem nutzbaren Modul für das eigene Eurorack zusammensetzt.

Legende der im Text verwendeten Fachbegriffe

BegriffErklärung
CVEngl. „Control Voltage“ (dt.: Steuerspannung). CV-Signale nutzt man in modularen Synthesizern, um mit einem Modul ein anderes zu steuern.
PatchAls „Patch“ wird im Eurorack-Kosmos die konkrete Einstellung eines modularen Synthesizers (Regler und Verkabelung) bezeichnet.
DroneEin stetig klingender Sound, erzeugt von unterschiedlichen Quellen (Oszillator, Sample-Loops, etc.).
OszillatorOszillatoren sind Tonerzeuger eines Synthesizers, die durch Generieren verschiedener Wellenformen (Sinus, Sägezahn, Rechteck …) unterschiedliche Klangcharaktere erzeugen.

Zum Schluss

Sind alle Fragen beantwortet? Vermutlich nicht, aber das ist nicht schlimm. Gerade als Anfänger im Bereich des Euroracks gibt es viel zu lernen und man muss auch einiges einfach mal ausprobieren. Zusammenfassend kann jedoch kurz und knackig gesagt werden: Für den kleinen Geldbeutel lohnt sich der Einstieg über VCV Rack, semimodulare Synths oder DIY-Kits am ehesten. Und noch ein letzter Tipp für alle, die sich doch direkt das erste Case mit Modulargrid zusammenstellen wollen: Langsam anfangen ist der beste Weg. Ein Eurorack-Synthesizer ist ein exponentiell funktionierendes System. Das heißt: Mit jedem neuen Modul vervielfältigen sich die Möglichkeiten, die anderen einzusetzen. Wer gerade als Anfänger zu schnell zu viel kauft, wird von diesen Optionen überwältigt und nutzt die teuer erstandenen Module nicht in vollem Umfang. Und man hat auch dann meist weniger Spaß – und der sollte immer im Vordergrund stehen!

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