Praxis
Eventide Misha – verschiedene Nutzungsansätze …
Es gibt mehrere Varianten, Misha als Sequenzer für Klangerzeuger zu nutzen und zu spielen. Zum einen ist es möglich, via MIDI-Out oder CV und Gates Mono-Tonfolgen bzw. neun Akkordtypen über Misha an Synths oder Module weiterzugeben.
Zum anderen wird der Sequenzer mit einem angeschlossenen MIDI-Keyboard zum Kreativ-Instrument. Dann kann man mit wenigen Klaviertasten in komplexen Tonleitern frei durch die Oktavlagen spielen. Intervallwechsel nach oben und unten finden über nur neun weiße Tasten auf dem Controller statt. Die schwarzen helfen beim Transponieren, beim Legato-Spielen und anderen nützlichen Aktionen.
Eine dritte Variante beim Spielen gibt es auch noch: Das Modul ist mit einem rudimentären internen Oszillator ausgestattet, der über einen Stereo-Ausgang immer mitklimpert. Seine Parameter sind allerdings fix, Sounddesign ist nicht möglich. Unser bescheidenes Urteil: Eher weniger brauchbar.
… und ein Tipp
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das Konzept des intervallbasierten Sequenzers am besten via MIDI, am intuitivsten hingegen direkt im Rack funktioniert. Es ist erstaunlich: Wenn man auf den Tasten des Moduls herumprobiert, entstehen viele Überraschungsmomente – man achtet mehr auf das Display und die angezeigten Noten. Das Spielen exotischer Skalen via MIDI ist hingegen deutlich musikalischer, weil man dabei eher auf das Ergebnis hört und weiter vom Modul „entfernt“ ist.
Für die gesteigerte Musikalität des MIDI-Steuerungswegs sorgen zudem einige Zusatzparameter, die im MIDI-Gebrauch möglich werden. Gerade Sample-Instrumente wie Software-Pianos klingen mit der übertragbaren Anschlagdynamik und über die CV-Inputs modulierten MIDI-CC-Werte deutlich lebendiger. Wie das alles funktioniert, erklärt der mitgelieferte „Quick Start Guide“ übrigens hervorragend.
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Keine Patterns!
Und was kommt am Ende beim Spielen heraus? Viel Neues! Misha zwingt einen dazu, das Konzept der Sequenz neu zu denken. Man kann hier keine langen Patterns programmieren, sondern muss sie selbst erarbeiten und spielen. Komplexe Melodien entstehen nur mithilfe der eigenen Finger. Die über Shift-Kombinationen aufrufbaren 18 Presets dienen im Live-Einsatz dazu, bestimmte Tonleiter-, Akkord- und Tempi-Einstellungen aufzurufen, mit denen man Songs am Controller performt.
Das erfordert von geübten Pianisten ein Wegdenken vom 12-Ton-Klavierlayout. Alle anderen ohne große spielerische Kenntnisse sind hingegen freier im Umgang mit Tönen als je zuvor. Die wahre Kunst liegt in beiden Fällen darin, sich auf Misha als Improvisationsinstrument einzulassen. Wer einen kreativen Sequenzer mit Projektstruktur sucht, ist hier nicht richtig. Man muss Intervallkombinationen auf der MIDI-Klaviatur ausprobieren, auf den Charakter von Tonleitern und Transpositionen hören und das dann live oder beim Aufnehmen in die DAW aktiv umsetzen. Nur so entfaltet Misha sein Potenzial.