Praxis
Achtung: Aufnahme
Die EvermixBox 4 und die dazugehörige App sind im Handumdrehen aufnahmebereit: Mit dem entsprechenden 8-Pin-Kabel wird die Box mit dem Smartphone verbunden, mit einem Cinch-Kabel an den Record Out des Mischpults angeschlossen, die App aufgerufen, die Aufnahmequalität gewählt und los geht’s.
Falls die App keine angeschlossene MixBox oder kein verwertbares Audiosignal bemerkt, wird eine entsprechende Warnung angezeigt. Wollen wir zusätzlich das Publikum aufnehmen, schließen wir ein Mikrofon an die Miniklinkenbuchse an. Prinzipiell kann man jedes Kondensatormikrofon nutzen, das für den Betrieb mit Videokameras geeignet ist, allerdings sollte es batteriebetrieben sein, da die EvermixBox keine Versorgungsspannung zur Verfügung stellt. Evermix empfehlen das Audio Technica ATR6250 oder dessen Nachfolger ATR6550. Ich habe den Test mit einem Røde VideoMic Pro durchgeführt.
Ganz wichtig: Aktiviert den Flugmodus an eurem Handy! Denn bei einem plötzlich eingehenden Anruf, womöglich mit viel zu verspätetem Wunsch nach Gästeliste, wird die Aufnahme sofort gestoppt. Das ist auch der größte Nachteil bei der Nutzung des Smartphones zum DJ-Set-Recording: Das Handy steht für andere Dinge nicht zur Verfügung. Auch spektakuläre Photos für eurer Instagram-Profil fallen schwer, wenn das Handy voll verkabelt am Mischpult hängt. Das gilt es zu bedenken.
Ebenso muss man beachten, dass der Crowd-Input für jede neue Aufnahme aktiviert werden muss, auch wenn am Setup nichts verändert und die Aufnahme nur kurz gestoppt wurde. Ärgerlich, wenn das Set perfekt gelungen ist, aber die enthusiastischen Schreie vom Dancefloor nicht mit aufgenommen wurden. Es wäre schön, wenn Evermix dies in der App nachbessern würden.
Die neue App
Die neue App heißt jetzt nur noch „Evermix“ und nicht mehr „Evermix DJ“ und hat als neues Haupt-Feature die Möglichkeit, den „Crowd Input“ zu aktivieren.
Beide MixBox-Versionen sind mit der neuen Evermix-App kompatibel, Crowd-Recording geht natürlich nur mit der neuen Hardware.
Es gibt keine Aussteuerung und auch nur eine Grundeinstellung: die Recording-Qualität von WAV oder MP3 (320 kps AAC, 192 kps AAC). Dies ist nur mit angeschlossener MixBox bedienbar, ohne kommt man gar nicht erst in den Recording-Screen.
Getätigte Aufnahmen lassen sich natürlich auch ohne angeschlossene MixBox editieren, taggen und auf Soundcloud oder Mixcloud hochladen. Die eigene Social-Plattform haben Evermix wohl aufgegeben.
Nach erfolgreicher Aufnahme kann das Set an den Start- und Endpunkten editiert werden. Außerdem lassen sich sogenannte „Volume Points“ setzen, um Lautstärkehüllkurven zu definieren. Ehrlich gesagt ist das eine ganz schön fummelige Angelegenheit, auch weil man nicht in die Wellenformen reinzoomen kann. Aber zum groben Reinfaden des Publikums in den Breaks geht das schon klar. Wer detaillierter editieren will, macht das dann zu Hause an der DAW.
In der App lassen sich drei Genres anwählen, außerdem kann das Event, die Location und das Venue eingegeben werden und schwupps, ist der Mix auch schon auf Soundcloud oder Mixcloud verfügbar. Möchte man das Set nur privat archivieren, geht das auch auf anderen verfügbaren Kanälen wie beispielsweise Dropbox, Airdrop, WeCollect, WordPress, MyCloud, SMS und so weiter.
Eine nervige Einschränkung der App ist geblieben: Wird kein Audiosignal erkannt, kann nicht auf Aufnahme gedrückt werden. Was als praktische Warnung für den DJ gedacht ist, erweist sich als Hindernis, wenn man sein Set mit Stille starten will. Man muss der App also erst mal mit einem Scratch oder ähnlichem ein Audiosignal geben und dann schnell auf die Aufnahmetaste drücken, bevor die Audio-Detection sich schon wieder über das Nichtvorhandensein eines Audiosignals beschwert. Ist die Aufnahme mit externem Mikrofon (Crowd Input) aktiviert, ist das allerdings kein Problem, da reicht der normale Geräuschpegel im Club bereits aus.
Viel kann in den Settings nicht eingestellt werden, lediglich das Sharing mit Mixcloud oder Soundcloud und die Nutzung des internen Smartphone-Mikrofons kann aktiviert werden. Es wäre schön, wenn das interne Handymikro auch für Lo-Fi-Crowd-Aufnahmen benützt werden könnte, aber das geht leider nicht.
Audioexport
Die Aufnahmen muss man nicht direkt und rough auf Mixcloud und Soundcloud hochladen, sondern kann sie auch für präzisere Edits auf den Computer exportieren. Das geht über Dropbox, MyCloud und sonstige Serverdienste.
Die beiden Stereoaufnahmen (Line und Mikro) lassen sich eigentlich nicht einzeln exportieren. Allerdings lassen sich beide Aufnahmen bei Bedarf abschalten, wenn DJ nur ein Signal exportieren möchte. Über diesen kleinen Trick habe ich auch die drei Audiobeispiele aus meinem iPhone auf den Computer gespielt.
Vergleich mit der MixBox 2
Wer bereits eine MixBox2 besitzt und nicht zwingend Publikum aufnehmen möchte, braucht das Upgrade nicht, freut sich über die neue iOS-App und mixboxed einfach weiter wie bisher. Der große Vorteil des MixBox-Konzepts ist ja die Kompaktheit. In den Hartschalenbehälter passen neben der MixBox alle notwendigen Kabel rein, auch die Rekordbox/Prime-USB-Sticks. Dazu noch ein Kopfhörer und DJ ist ready to go.
Das Killerfeature der neuen MixBox, die Publikumsaufnahme, funktioniert nur mit einem vernünftigen Micro, das man auch zum Gig mitnehmen und installieren muss, möglichst mit Stativ oder Ständer. Wer das will oder ein Android-Handy hat, kommt jedoch an der neuen EvermixBox 4 nicht vorbei.
Troubleshooting
Was tun, wenn die MixBox nicht erkannt wird? Das kann passieren. Der Grund ist IMMER eine fehlerhafte Kabelverbindung. Entweder sitzt das Mini-DIN-Kabel in der EvermixBox nicht richtig oder der Anschluss im Mobilgerät ist verschmutzt. Im Lightning-Port des iPhones sammelt sich gerne Dreck an, gerade wenn man es wie ich einfach gerne in der Hosentasche trägt. In meinem Test hatte ich Verbindungsprobleme mit der EverMixbox 4 und meinem iPhone X. Als ich SEHR VORSICHTIG mit einem Zahnstocher drei dicke Staubpuschel aus dem Lightning-Port befördert hatte, funktionierte die Verbindung wieder einwandfrei.
Audiobeispiele
(Audio: Omsk Information vs Dr. Walker – Drubble (Mijk van Dijk Remix) mit freundlicher Genehmigung von djungle fever records)