Praxis
Der Hersteller ist großzügig und liefert die EVH Wolfgang Special in einem sehr stabilen und dazu auch noch leichten Kunststoff-Case, das von der Firma SKB gebaut wird und die Gitarre sehr gut vor den unvermeidlichen Ruppigkeiten beim Transport schützt. Obwohl wir es hier mit einem Signature-Modell von Eddie Van Halen zu tun haben und der Meister nicht unbedingt als Cleansound-Fetischist bekannt ist, durchläuft die Gitarre natürlich unser Standard-Testprogramm, dem sich jede Gitarre unterziehen muss. Aus diesem Grund geht es zuerst einmal mit den unverzerrten Klängen los, damit wir ein Bild vom Grundsound der verschiedenen Tonabnehmer-Kombinationen erhalten.
Also wird der Sovtek-Amp auf clean gestellt und die Klangregelung in eine neutrale Position gebracht. Mein Gesichtsausdruck beim ersten Akkord mit dem Steg-Pickup war etwas verwundert, denn ich hatte eigentlich einen schneidigen Ton erwartet, aber es klingt doch relativ weich. Des Rätsels Lösung ist schnell gefunden, denn legt man die Belegung einer Les Paul als Standard zugrunde, arbeitet der Toggle-Switch hier in die falsche Richtung! Der Hals-Pickup ist also angewählt, wenn der Schalter nach unten steht, der Bridge-Pickup mischt sich ins Geschehen ein, wenn man den Toggle nach oben schaltet. Laut Manual ist das von EVH aber genau so beabsichtigt, da es von niemand geringerem als dem Meister selbst so gewollt ist – Eddie van Halen persönlich bevorzugt eben diese Schaltungsrichtung beim Toggle-Switch. Okay, ich bin zwar offen für neue Ideen, aber die finde ich nicht so geglückt. Natürlich ist es kein Drama, denn im Zweifelsfall kann man den Schalter ja drehen, wenn man es „normal“ will. Ich finde allerdings man sollte hier grundsätzlich beim Altbewährten bleiben und nicht für zusätzliche Verwirrung sorgen, zumal diese Variante keine ersichtlichen Vorteile mit sich bringt – nehmen wir es also einfach als Signature-Feature so hin und hinterfragen es nicht weiter.
Hier sind jetzt die drei Tonabnehmer-Kombinationen.
Wie bereits erwähnt, hat der Hals-Pickup einen recht warmen Sound mit nicht allzu stark ausgeprägten Höhen. Beim Steg-Tonabnehmer geht es dann schon wesentlich brillanter zur Sache. Den Ausgangspegel kann man als Standard für Humbucker-Pickups bezeichnen, er ist nicht zu heiß und lässt auch bei verzerrten Sounds noch Spielraum für Dynamik. Deren Reichweite werden wir in den beiden nächsten Beispielen zu hören bekommen. Zuerst habe ich den Hals-Pickup angewählt und mit einem leicht angezerrten Amp (Vox AC30) und leichtem Anschlag eine kleine Bluesrunde gespielt.
Jetzt wird bei gleicher Ampeinstellung auf den Steg-Tonabnehmer umgeschaltet. Bei hartem Anschlag kann man den Amp noch etwas kitzeln und eine Ecke mehr Verzerrung herausholen.
In diesen Gefilden kommt unsere Gitarre mit dem deutschen Namen Wolfgang langsam in Fahrt. Mit einem Marshall-Amp zündet es dann richtig, der Steg-Pickup sorgt für ein scharfkantiges Zerrbrett, das sich extrem gut im Bandgefüge durchzusetzen weiß. Die EVH ist in den Höhen sogar noch etwas spitzer als meine SG, im Bassbereich dafür aber eher dünn, was ich allerdings nicht unbedingt als Nachteil sehe, denn dadurch hat der Bassist genügend Raum für seine Arbeit.
Wer seinen Cleansound mit dem Volume-Poti an der Gitarre einstellt, der wird mit der Wolfgang Special viel Spaß haben, denn der Regelweg ist sehr gut und das Poti extrem leichtgängig. Bei halb aufgedrehtem Volume ist ein verzerrter Sound schon relativ entschärft und gut für ein entspanntes Lagerfeuer-Intro geeignet. Danach lässt sich direkt mit Vollgas durchstarten, indem man den Regler komplett aufdreht. Zum Schluss des Beispiels habe ich den Volume-Regler auf etwa Dreiviertel eingestellt, jetzt ist Crunch angesagt.
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So butterweich sich das Lautstärkepoti bewegen lässt, so störrisch gibt sich der Klangregler, nämlich extrem schwergängig. Mein Fall ist das zwar nicht, aber es funktioniert. Dreht man es ganz zurück, kann man mit ihm eine schöne muffige Old-School-Zerre einstellen. Das hört ihr auch im folgenden Beispiel, einmal abgedreht und dann voll auf. Hier kommt auch die gute Ansprache auf Obertöne zur Geltung.
In höheren Zerrbereichen vermisse ich die Transparenz in der Tonübertragung, gerade im Bass wird es mitunter doch etwas matschig, vor allem, wenn mehrere Saiten gleichzeitig angeschlagen werden. Man hört das auch beim folgenden Akkordtest, die Anschläge der einzelnen Saiten beim letzten Akkord kommen nicht sonderlich definiert rüber.
D-Tuna
Der D-Tuna von EVH ist prinzipiell eine wunderbare Sache und eine exzellente Erfindung, aber leider klappt es bei unserem Testmodell nicht so, wie es sollte. Das Problem bersteht darin, dass der Reiter der tiefen E-Saite genau um den Weg heruntergedrückt werden soll, der nötig ist, um einen Tonhöhenunterschied von zwei Halbtönen zu realisieren. Leider erweist sich der Unterschied dabei aber als zu klein. Stimmt man das System mit herausgezogenem Zylinder auf D und drückt ihn dann wieder hinein, bleibt unser Ton E zu tief. Aber das System bietet eine Möglichkeit, hier helfend einzugreifen. Eine seitlich angebrachte Inbusschraube, die den Block noch etwas weiter herunterdrückt, sollte für einen höheren Ton E sorgen. Also wird so lange an der Schraube gedreht, bis das Stimmgerät ein korrektes E signalisiert. Soweit so gut. Leider bewegt sich der Zylinder dabei aber so weit, dass er sich verkeilt und nachfolgend nicht mehr zum Drop D Tuning herausgezogen werden kann – dumm gelaufen.
Also Kommando zurück und die Schraube wieder so weit in die andere Richtung gedreht, bis sich der Zylinder stressfrei lösen lässt. Nachteil: Jetzt ist das Tuning natürlich nicht hundertprozentig korrekt. Das Ergebnis hört ihr im folgenden Beispiel, bei dem ich zuerst mit Drop D spiele, dann den Zylinder hineinschiebe und die gleichen Akkorde noch einmal mit Standard-Tuning zum Besten gebe. Es ist leider deutlich zu hören, dass der D-Tuna nicht hundertprozentig in tune arbeitet.
Das Vibratosystem zeigt sich nach kurzer Einspiel- und Einschwingzeit der Saiten recht stimmstabil, und auch bei extremen Dive Bombs bleibt die Stimmung gut. Hier gibt es also nichts zu meckern. Zum Abschluss gibt es die EVH Wolfgang noch einmal mit einem High Gain-Sound.
Klaus sagt:
#1 - 21.02.2013 um 03:09 Uhr
In den Test haben sich doch einige, nicht unerhebliche Fehler eingeschlichen: die Gitarre kommt nicht aus China , sondern ird in Japan hergestellt, genauer gesagt bei fender Japan, sollte man schon wissen. Zum D-Tuna, der lässt sich äußerst exakt einstellen, an muss sich halt mit beschäftigen. Schaut euch l das Video zu der Gitarre vom Olli von Session Musik an, da sieht mn, dass es hervorragend funktioniert.
Steve sagt:
#2 - 21.02.2013 um 11:10 Uhr
Na da scheint Klaus ja Königswissen zu haben. Auf dem Foto der Kopfplattenrückseite steht doch deutlich Made in China. Aber Klaus scheint es ja besser zu wissen. Oh Mann
Ralf Wong sagt:
#3 - 02.03.2013 um 17:50 Uhr
Tja, mit dem Fertigungsland ist das wohl ein wenig schwierig! Meine EVH Wolfgang Special hat auf der Rückseite "Made in Japan" stehen! Es steht jedoch auf dem Testmodel eindeutig "Made in China". Wäre ja möglich, dass sich dies im Laufe der Zeit geändert hat. Der D-Tuna muss lediglich feinjustiert werden (Bei offenen Saitenklemmen auf D stimmen, dann Saitenklemme festziehen und mit kleinem Imbuss justieren. Dabei den Feinstimmer recht weit rausgedreht lassen. Dann senkt sich der D-Tuna nicht so weit ab)Die Pickups sind allerdings schon ziemlich heiß gewickelt. Dreht man das Volumepoti einen "Hauch" zurück, verbessert sich die Saitentrennung und das Bassverhalten bei (trotzdem)hohem Gain deutlich. Danke für den sehr ausführlichen Bericht!
B. Jonas sagt:
#4 - 04.03.2013 um 02:25 Uhr
Ich habe die Gitarre gerade gekauft. Made in Japan!
Ruediger sagt:
#5 - 20.08.2013 um 17:10 Uhr
Die Gitarre wurde anfangs in Japan gebaut, nun seit einiger Zeit in China und die Qualität hat deshalb gelitten ..