Praxis
Ich war zuerst einmal etwas irritiert, denn für gewöhnlich ist der Master-Regler für die Gesamtlautstärke zuständig. Das ist beim Amber 40 zwar auch der Fall, aber nur in einem begrenzten Bereich. Bei komplett zurückgenommenem Master-Volume kommt selbst im blauen Level noch ordentlich Pegel aus den Speakern. Will man das Signal stummschalten, muss der Gain-Regler komplett zurückgenommen werden. Wer also mit dem Amp einen High-Gain-Sound mit dezenter Wohnzimmer-Late-Night-Lautstärke haben möchte, wird hier weniger bedient. Der Verstärker ist bei höheren Zerrgraden selbst in der untersten Stufe des Level-Schalters schon in einem moderaten Pegel, und der ist auf jeden Fall proberaum- und bühnentauglich. Die Leistung von 40 Watt wird übrigens bei allen Speaker-Kombinationen, unabhängig von der Impedanz der Lautsprecherbox, ausgegeben.
Clean/Crunch Channel
Der erste Kanal reicht von unverzerrten bis Mid-Gain-Sounds, selbstverständlich immer abhängig von der Ausgangsleistung der angeschlossenen Gitarre und der Einstellung des Gain-Reglers. Darüber hinaus kann mit dem Mode-Schalter auch noch erheblich Einfluss auf den Zerrgrad genommen werden. In Beispiel 1 hört ihr die sechs unterschiedlichen Modes (von blau nach rot) im Clean/Crunch-Channel, das Ganze bei 12-Uhr-Einstellung aller relevanten Reglern mit einer Les Paul eingespielt. Der Name des Channels Clean/Crunch geht absolut in Ordnung, denn bei blauer LED ist das Ganze noch unverzerrt und je weiter man in Richtung Rot geht, desto mehr kommt ein übersteuerter Ton aus dem Amp. Vom Sound her ist dieser Kanal auch recht breitbeinig aufgestellt. In Beispiel 2 hört ihr einen weichen Jazz-Sound mit etwas mehr Kompression im Cyan-Mode. Der Ton ist dabei noch nicht richtig übersteuert, aber mit härterem Anschlag leicht in den dreckigen Modus zu fahren. Beispiel 3 bringt einen etwas drahtigeren Funk-Sound im Yellow-Mode. Die Amp-Vorstufe reagiert sehr feinfühlig auf die Ausgangsleistung der Pickups und auch die Klangübertragung funktioniert in diesem Kanal recht gut.
Die maximale Zerrgrenze des Kanals hört ihr in den Beispielen 4 und 5. Obwohl die Kompression in diesem Mode nicht hoch ist, schmatzt es schon ganz ordentlich – ich habe in Beispiel 4 stark mit der Anschlagstärke variiert und den Hall weit aufgedreht. Der bettet sich recht gut in das Klangbild ein, klingt nie vordergründig und schafft eine angenehme Atmosphäre. Extreme Hallsounds sind hier aber nicht realisierbar.
Für dich ausgesucht
Gain | Mode | Bass | Treble | Rev | Level | Master | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Bsp. 1: Sound-Modi (Les Paul) | 12 | alle | 12 | 12 | 7 | rot | 12 |
Bsp. 2: Jazz Style (ES-Dot) | 12 | cyan | 13 | 10 | 10 | rot | 14 |
Bsp. 3: Funk Style (Strat) | 11 | gelb | 13 | 14 | 9 | rot | 15 |
Bsp. 4: Max Gain (Jaguar P90) | 17 | magenta | 13 | 17 | 13 | rot | 14 |
Bsp. 5: Max Gain (SG) | 17 | rot | 15 | 13 | 8 | rot | 14 |
Overdrive Channel
Beim Overdrive geht es in etwa dort weiter, wo der Clean/Crunch-Channel aufhört. Dieser Kanal reicht von leicht angezerrten bis zu High-Gain-Sounds mit gutem Sustain, aber die absolute High-Gain-Bombe hat er nicht vorrätig. Es zielt alles in Richtung klassischer Rocksounds, und so ist auch der passive EQ ausgelegt, mit dem keine extremen Klangverbiegungen möglich sind. Es wird eher kleinteilig justiert, aber das Ganze klingt recht organisch.
Ihr hört in Beispiel 6 wieder einen Schnelldurchgang aller wählbaren Modes (von blau nach rot) im Overdrive-Channel. Die Reaktion auf den Anschlag sowie die Interaktion mit dem Volume-Poti an der Gitarre funktioniert recht gut, auch bei höheren Gain-Einstellungen (Bsp. 7, 8). Der Zerrgrad kann entsprechend mit dem Anschlag und dem Volume-Poti kontrolliert werden. Für einen Transistor-Amp ist das zwar eine gute Leistung, aber sie liegt in dieser Disziplin doch noch unter der Performance eines hochwertigen Röhrenamps, was bei der Preisgestaltung auch so zu erwarten war. Der Sound im Overdrive-Channel ist gut und kann für alle Facetten in Blues, Rock, Pop eingesetzt werden, für Metal-Sounds ist der Gain-Charakter meines Erachtens nicht aggressiv genug. Aber man muss ja nicht alles können, und in seinem Metier macht der Amber 40 einen soliden Job. Lediglich bei höheren Gain-Einstellungen gibt es leichte Probleme bei der Saitentrennung, da werden Akkorde und einzelne Saiten nicht deutlich wieder gegeben.
Gain | Mode | Bass | Mid | Treble | Rev | Level | Master | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Bsp. 6: Sound-Modi (Les Paul) | 12 | alle | 12 | 12 | 12 | 7 | rot | 12 |
Bsp. 7: Crunch mit dynamischem Anschlag (Strat) | 10 | gelb | 14 | 8 | 16 | 10 | rot | 14 |
Bsp. 8: High Gain – Ansprache auf das Volume-Poti an der Gitarre (Strat) | 16 | rot | 12 | 14 | 15 | 10 | rot | 12 |
Bsp. 9: High Gain – Saitentrennung (Les Paul) | 17 | magenta | 10 | 12 | 14 | 9 | rot | 12 |
Bsp. 10: High Gain Lead (Les Paul) | 17 | rot | 13 | 16 | 11 | 13 | rot | 12 |