Es wird wohl kaum einen Trommler geben, der nicht schon einmal versucht hätte, mit zwei Bassdrums zu spielen oder zumindest ein Doppelpedal zu benutzen. Woher kommt diese Faszination für die Double Bass Drum, und wie hat sich die Bassdrum zu einem der wichtigsten Instrumente am Drumset entwickelt?
Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Bassdrum-Pedal erfunden wurde, konnte keiner wissen, welche Reise und Entwicklung des Schlagzeugs folgen sollten. Die Große Trommel wurde als Vorgänger der Bassdrum noch mit der Hand betrieben und in Kapellen unter anderem zur Vertonung von Stummfilmen gebraucht. Nach der Einführung des Fußpedals konnte der Drummer dann verschiedene Instrumente gleichzeitig spielen. Nebenbei wurden dadurch auch weniger Schlagzeuger/Percussionisten für die gleiche Instrumentierung benötigt.
Das Set aus Percusssion-Instrumenten und der Großen und Kleinen Trommel nannte sich Contraption Set, Contraption von „Vorrichtung, Apparat“. Dieses Set aus Percussion-Instrumenten (daher stammt der Name Drumset) beinhaltete das Schlagwerk der Einwanderer in die USA: Toms kamen aus China, Becken aus der Türkei und China, Woodblocks aus Asien, und Cowbells waren auf allen Kontinenten zu finden, auch bei den Kühen auf den deutschen Weiden. Die Snare und die Bassdrum stammen aus der Militärmusik und dienten dazu, Soldaten – ohne GPS und Google Maps – punktgenau von A nach B marschieren zu lassen.
Double Bass um 1930 – Big Band Sound
Der Big Band Sound entstand in den 1930er Jahren, und eine der bekanntesten Gruppen dieses Genres war die Benny Goodman Band mit dem Drummer Louie Bellson. Dieser hatte schon mit 15 Jahren als Musikschüler ein Drumset mit zwei Bassdrums und versuchte, dieses im Laufe seiner Karriere auch in Bands zu etablieren. Der Big Band Leader Goodman war von der Idee zunächst nicht begeistert, und erst 1946 sollte es zu einem ersten Auftritt Bellsons mit zwei Bassdrums in der Big Band kommen. Bellson benutzte die Bassdrums in Solopassagen, aber noch nicht für Grooves, weil für das damals übliche Swing Pattern keine durchgehenden 16tel-Bassdrum-Passagen passten, wie wir sie heute aus dem Heavy Rock und Metal kennen. Hört hier, wie Louie Bellson zwei Bassdrums in seinem Solo spielte. Erst etabliert er eine Figur mit den Händen und dann wiederholt er diese mit den Füßen.
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Double Bass in den 1940ern – Buddy Rich
Aus den 1940er Jahren stammt eine der wenigen Double-Bassdrum-Aufnahmen von Buddy Rich. Dieser Ausnahmetrommler war nicht nur schnell und virtuos mit seinen Händen, sondern auch mit seinen Füßen. In einem Solo, aufgenommen im Paramount, übertrug er Rudiments von den Händen auf die Füße, was ich im folgenden Soundbeispiel nachzuahmen versuche.
1950 Downsize
Die 1950er Jahre waren die Zeit des Be-Bop, und nicht jeder Drummer besaß ein Auto, um sein Schlagzeug zu transportieren. In den großen Städten nahm man stattdessen ein Taxi. Dies hatte zur Folge, dass die Trommelgrößen rapide schrumpften, damit das Drumset transportfähig war. An eine zweite Bassdrum war nicht zu denken. Stattdessen wurde aus dem Four und Five Piece Set ein Three Piece Set mit einer 18“ Bassdrum.
1960 Double Bassdrum goes Rock
Erst in den 1960er Jahren erscheinen wieder vermehrt Double Bassdrum Sets. In dieser Zeit entwickelten Rockdrummer Grooves, in denen zwei Bassdrums vorkamen, allen voran Ginger Baker von Cream. In deren Song „White Room“ kann man die zweite Bassdrum hören. Baker spielte die Bassdrums zum Teil gleichzeitig, um sich gegen die Gitarrenamps von Eric Clapton durchzusetzen.
Keith Moon von The Who orderte kurz darauf zwei Bassdrums mit Verstärkungsringen, um sich während des Auftritts auf selbige stellen zu können. Neben dem optischen gab es auch einen akustischen Aspekt. Moon baute Bassdrum Flams in seine Grooves ein.
Im Song „Baba O`Riley“ spielte er die Bassdrums kurz hintereinander in einer Hand-Fuß-Kombination.
1970er – Progressives Double Bass Drumming
In den 1970er Jahren gab es immer mehr Bands, deren Drummer mit zwei Bassdrums spielten. Hier wären zum Beispiel Carmine Appice von Vanilla Fudge, Bill Ward von Black Sabbath, Neil Peart von Rush oder Ron Tutt aus Elvis Presleys Band zu nennen. Auch der Jazzdrummer Ed Shaughnessy in “The Tonight Show” sorgte für Furore, vor allem aber Billy Cobham mit seinem Spiel bei The Mahavishnu Orchestra.
Cobham spielte superschnelle Single Strokes und kraftvolle Bassdrum-Passagen in Grooves und Soli. Mit dem Mahavishnu Orchestra füllte er große Arenen, obwohl deren Musik progressiv und alles andere als massenkompatibel war. Mit seinem Shuffle-Bassdrum-Pattern im Song „Quadrant“ auf der Scheibe „Spectrum“ beeinflusste er gleich mehrere Drummer wie Alex Van Halen auf „Hot for Teacher“ und Simon Phillips auf „Space Boogie“.
Hier der Bassdrum-Shuffle von Billy Cobham.
Cobhams Odd Meters und seine unglaublichen Soli beeinflussten weitere innovative und kreative Drummer wie Steve Smith (Jean Luc-Ponty), Barriemore Barlow (Jethro Tull) und Terry Bozzio (Frank Zappa).
Gerade Terry Bozzio mit seinen progressiven Fuß-Ostinati und Hand-Fuß-Kombinationen sticht heraus, wenn es darum geht, das Drumset-Spiel weiter zu entwickeln und zur rhythmischen Ebene eine melodische hinzu zu fügen.
Bozzio benutzt in seinen Soli, wie auch Bellson, das Call-and-Response-Prinzip. Erst geben die Hände ein Pattern vor und dann wiederholen es die Füße.
Double Bass Grooves vom Hard Rock zum Heavy Metal
In den 1980er Jahren gab es jede Menge Hard Rock Bands, und zum guten Ton dieses Musikstils gehörte ein großes Drumset mit zwei Bassdrums.
Viele Drummer aus dieser Zeit sind bis heute populär, darunter Greg Bissonette, Alex Van Halen, Tommy Aldridge, Tommy Lee und Lars Ulrich.
Einer der ersten Grooves mit durchlaufenden 16teln in der Bassdrum, der ein Trade Mark für Metal-Musik wurde, stammt von Phil Taylor auf dem Song „Overkill“ von Motörhead.
Ausgehend von diesem Groove begann eine Entwicklung vom Hard Rock zum Heavy Metal, an der besonders die Drummer ihren Anteil hatten und ganze Genres und Musikstile mit prägten. Darum soll es in den weiteren Workshops zum Thema Evolution of Double Bassdrum gehen. Dort beleuchte ich die weiteren Jahrzehnte bis heute. Neben den Drummern und ihren speziellen Grooves wird es auch um den Drumsound der verschiedenen Metal-Stile gehen und wie man ihn mit ein paar Kniffen aus dem eigenen Schlagzeug herausholen kann.
In diesem Sinne, bis bald und Heavy Metal is the Law.
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