Die Harley Benton BM-75 outet sich schon auf den ersten Blick als Verbeugung vor Brian May, dessen Gitarre den Sound von Queen geprägt und unverwechselbar gemacht hat. Sein Instrument mit dem charakteristischen Äußeren baute er ursprünglich zusammen mit seinem Vater aus Materialien, die zufällig zur Hand waren. Dazu gehörten unter anderem der Querbalken eines Kamins aus Mahagoniholz, aus dem der Hals entstand, und sogar die Teile eines Brotmessers und eines Motorrades sollen Verwendung gefunden haben.
Offensichtlich war den beiden ein kleines Meisterwerk gelungen, denn nur wenigen Gitarren aus dem Bastelkeller ist eine solche Karriere vergönnt. Die “Red Special”, so ihr Name, hat jedenfalls im Laufe der Jahrzehnte diverse Trends gesetzt. Für die Harley Benton BM-75 musste garantiert kein Kaminholz geopfert oder ein Motorrad ausgeschlachtet werden. Um so mehr sind wir gespannt, was die preiswerte Variante der Queen-Gitarre zu bieten hat.
Details
Optik/Verarbeitung:
Die Harley Benton BM-75 wird in einem Karton geliefert, in dem sich außerdem die für anfallende Einstellarbeiten benötigten Schlüssel befinden. Im Gegensatz zum Original kommt sie mit einem Mahagonikorpus, aber wie das Original in Rot. Die Farbgebung nennt sich in diesem Fall Trans Red und lässt die Maserung des Mahagonis schön durchscheinen. Ein cremefarbenes Binding umläuft sauber Decke und Boden, auch der Hals ist eingefasst.
In das schwarze Schlagbrett sind drei Singlecoils geschraubt, die unter dem Namen “Vintage Style Single Coils” aufgeführt werden und auch optisch an die der Red Special angelehnt sind. Das Schlagbrett selbst besteht aus drei Lagen und beheimatet außerdem einen Fünfweg- und drei Phase-Schalter. Diese ändern die Phasenlage der Pickups, was sich in dem Moment klanglich auswirken sollte, wenn zwei von ihnen gleichzeitig klingen und bei einem davon der Phase-Schalter betätigt wird. Das bedeutet aber auch, dass ein Effekt nur in den beiden Zwischenpositionen wirksam wird, was ich im Praxisteil natürlich näher untersuchen werde.
Der Fünfweg-Schalter bietet ansonsten die gängigen Pickup-Kombinationen, sprich Hals, Hals/ Mittel, Mittel, Mittel/Steg und Steg.
Ein Volume- und ein Tone-Regler dürfen ebenfalls nicht fehlen, diese finden sich für meinen Geschmack etwas ungünstig platziert im unteren Teil des Schlagbretts, aber der Meister wollte es im Original auch so und wird sicherlich seine Gründe gehabt haben.
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Die BM-75 besitzt zudem ein Tremolo mit schraubbarem Arm, das an seiner Vorderkante an zwei Bolzen schwebend aufgehängt ist. Eine Ausfräsung unterhalb des System lässt zudem ein Tremolieren nach oben zu. Die Klinkenbuchse befindet sich in der unteren Zarge, womit wir auch schon auf der Rückseite der Gitarre angekommen sind. Dort findet sich die Ausfräsung für die Tremolofedern, die gesamte Elektronik versammelt sich unter dem Schlagbrett.
Der Mahagonihals ist durchgehend mit dem Korpus verleimt und durchläuft diesen komplett. Diese wie alle anderen Arbeiten wurden gewissenhaft und tadellos ausgeführt, Kompliment! Das gilt auch für die 24 Medium-Jumbo-Bünde, die das Palisandergriffbrett besiedeln. Wie bereits erwähnt, ist auch der Hals mit einem Bindung versehen, was dem Instrument ein insgesamt sehr stimmiges Äußeres verleiht. An der Halskante wie auf dem Griffbrett sind Punkteinlagen zu finden, die für die nötige Orientierung sorgen. Der Hals selbst besitzt ein C-Shape und ist rückseitig in Korpusfarbe lackiert.
Bevor die vom Hersteller aufgespannten D’Addario EXL 110 Saiten auf die Kopfplatte treffen, passieren sie einen 42 mm breiten und perfekt gefeilten weißen Kunststoffsattel. Der Übergang vom Hals zur angewinkelten Kopfplatte ist eine bekannte Sollbruchstelle, die hier durch einen “Knubbel” verstärkt wird. Hinter dem Sattel befindet sich der mit einem kleinen Plastikdeckel verschlossenen Zugang zum Halsspannstab. Der passende Schlüssel zum Einstellen der Halskrümmung liegt natürlich im Koffer bei. Die sechs Saiten laufen angewinkelt zu den Grover-Mechaniken, die ein exaktes und gleichmäßiges Stimmen ermöglichen. Ein klarer Pluspunkt, denn hochwertige Mechaniken sorgen vor allem bei einem schwebend aufgehängten Tremolo für eine höhere Stimmstabilität. Die BM-75 hat eine Mensur von 635 mm und liegt somit wie die Instrumente von PRS zwischen den Abmessungen von Fender- und Gibson-Gitarren. Die Verarbeitung der in China hergestellten Gitarre ist, gemessen am Preis, schlicht und ergreifend perfekt und bietet keinerlei Anlass zur Kritik.
cosmikdebris sagt:
#1 - 30.10.2016 um 16:12 Uhr
Der Autor hat offenbar die Phase-Schalter nicht verstanden. Es gibt dort keine On- bzw. Off-Position. Nichts wird ein- oder ausgeschaltet. Es geht lediglich um die Phasenlage der einzelnen Pickups, die aber nur dann einen Einfluss auf den Klang haben kann, wenn man die Phasenlage mindestens zweier Pickups relativ zueinander verändert. Natürlich kann man dann auch keinen Unterschied hören zwischen "drei Phase-Schalter in On-Position" und "drei Phase-Schalter in Off-Position", ebensowenig ist ein Unterschied hörbar, wenn man nur einen einzigen Pickup benutzt und den dafür zuständigen Phase-Schalter bewegt.Dass es dem Autor dennoch gelungen ist, beim Einspielen einen deutlichen Unterschied zu hören, den er dann aber beim Abhören der Aufnahmen selbst (fast!) nicht mehr erkennt, ist schon amüsant. Traurig aber, dass das so veröffentlicht wird.Im Übrigen hätte dem Autor auch auffallen können, dass der 5-Wege Schalter hier nur 5 der bei der Red Special insgesamt 8 möglichen Pickup-Kombinationen darstellen kann. Ich nehme an, es sind die Kombinationen B, B+M, M, M+N und N. Die drei Phase-Schalter sind dann allerdings mehrfach redundant: Mit nur einem einzigen Schalter, nämlich dem für den mitttleren Pickup, könnte man bei diesen Pickup-Kombinationen exakt die selben Sounds erzielen.Ich würde empfehlen, den Artikel noch einmal mit etwas mehr Vorbereitung zu überarbeiten. Dabei kann es sicherlich nicht schaden, wenn sich der Autor vorher ein paar Youtube Videos ansehen würde, in denen Brian May die Funktionsweise seiner Original Red Special erläutert und dort mehrfach explizit auf die Gleichwertigkeit unterschiedlicher Phasen-Schalter-Stellungen hinweist.
Bassel sagt:
#1.1 - 31.10.2016 um 14:41 Uhr
Hallo CosmikdebrisVielen Dank für Deinen Hinweis.Die Sache, dass ich beim Einspielen etwas anderes gehört habe, lässt sich erklären: Die Aufnahmen finden mit einer Gitarrenbox im selben Raum statt und beim Abhören über die Gitarrenbox mit zwei 12“ Lautsprechern kommen mitunter Dinge ans Tageslicht, die man dann beim Anhören der Aufnahme über Studiomonitore mitunter nicht mehr so stark wahrnimmt. Durch die Abnahme mit einem dynamischen Mikrofon gehen manchmal auch Feinheiten verloren, die man gerade eben beim Spielen noch viel deutlicher wahrnimmt.Was die Phase-Schalter betrifft, habe ich mich offensichtlich nicht 100% korrekt ausgedrückt, sorry dafür, aber mit ON und OFF ging ich davon aus, dass man damit auch die "hoch" und "runter" Position assoziieren kann.Mein Fehler.Ich behandele aber jedes Instrument auf´s Neue und als eigenständiges Instrument, zumal es sich bei der Harley Benton BM-75 nicht um eine exakte Kopie der Red Special handelt. Ich habe daher alle Positionen durchgeschaltet, so wie es vermutlich jeder macht, der ein neues Instrument in die Hand nimmt.Viele GrüßeBassel
Antwort auf #1 von cosmikdebris
Melden Empfehlen Empfehlung entfernencosmikdebris sagt:
#1.1.1 - 31.10.2016 um 15:03 Uhr
Hallo Bassel,vielen Dank für die schnelle Reaktion. Was machen denn die Phase-Schalter deiner Meinung nach? Nach meinem Kenntnisstand drehen sie die Phase um. Dann kann es aber in den oben genannten äquivalenten Positionen keinen klanglichen Unterschied geben. Wenn du doch einen Unterschied gehört haben solltest, dann kann das nur zwei Gründe haben:a) Die Schalter machen mehr als eine reine Phasenumkehr, ggf. durch "unsaubere" Schaltung.
b) Placeboeffekt.Im Fall a) wäre es interessant zu wissen, was da tatsächlich passiert, und welche Funktion die Schalter eigentlich haben sollen. Es wäre nämlich durchaus kritikwürdig, sollten Phasenumkehrschalter in eigentlich äquivalenten Schalterstellungen zu klanglichen Unterschieden führen.Ich halte den Fall b) aber für wahrscheinlicher, da das in den Aufnahmen hörbare und beschriebene Ergebnis genau der Annahme entspricht, dass es sich um Phasenumkehrschalter handelt und somit einige Schalterstellungen äquivalent sind.Als ich vor ein paar Wochen in Treppendorf die BM-75 angespielt habe, verhielt sie sich übrigens exakt wie erwartet. Einen klanglichen Unterschied zwischen als äquivalent angenommenen Schalterpositionen konnte ich nicht feststellen.Also, was denkst du, was die Schalter machen?Grüße,
cosmikdebris
Antwort auf #1.1 von Bassel
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenBassel sagt:
#1.2 - 03.11.2016 um 09:41 Uhr
Hallo Cosmikdebris,vielen Dank für Deinen Input.Der Test ist nun noch mal überarbeitet worden und ich habe auch neue Audio-Beispiele mit den unterschiedlichen Sounds beim Einsatz der Phase-Schalter aufgenommen.Grüße
Bassel
Antwort auf #1 von cosmikdebris
Melden Empfehlen Empfehlung entfernencosmikdebris sagt:
#1.2.1 - 03.11.2016 um 09:51 Uhr
Hallo Bassel,vielen Dank, dass du dich meiner Punkte angenommen hast. Die neuen Audio-Beispiele sind sehr hilfreich, der Test jetzt viel klarer. Entschuldige bitte, dass ich wohl ein wenig zu harsch klang.Schöne Grüße!
Antwort auf #1.2 von Bassel
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenHans Zimmer sagt:
#2 - 17.10.2020 um 12:39 Uhr
Die Gitarre hat kein Tremolo sondern Vibrato
Kay sagt:
#3 - 24.05.2024 um 11:42 Uhr
Oh, diese typisch deutschen Bersserwisser und Zurechtweiser, selbst wenn es stimmt, gehen mir total aiuf die Nerven. Man muss dem anderen keinen reinwürgen, dafür bekommt Ihr einen schönen Test umsonst und müsst nichts dafür zahlen!!!!