Der Eventbereich ist eine faszinierende Sache und nur wenige Konsumenten ahnen, wie viele Menschen sozusagen hinter den Kulissen ihre spezialisierten Strippen ziehen. Das beginnt mit der Produktion von Musik und bewegten Bildern, geht über Bühnenaufbauten, Rigging, Logistik, Video- sowie Datenübertragung, Organisation und Marketing und hört bei der Publikumssicherheit noch lange nicht auf.
Der Eventsektor mit all seinen Facetten ist eine riesige Industrie, die nur dann funktionieren kann, wenn sämtliche Dienstleister wie die vielzitierten Zahnräder ineinandergreifen. Das bedingt eine immense Vielfalt beruflicher Chancen und Perspektiven. Also eine Ausbildung muss her. Aber welche soll es sein? Eine erste Antwort lässt sich finden, wenn man hinter die Türen eines Event-Dienstleisters schaut. Dort finden wir Abteilungen für Produktionsplanung, kaufmännische Administration, Logistik und die technische Umsetzung. Beginnen wir mit der Technik.
Fachkraft für Veranstaltungstechnik
Für technisch Interessierte, die gerne mal anpacken, bietet sich eine von der IHK anerkannte Ausbildung als Fachkraft für Veranstaltungstechnik an. Diese dauert in der Regel drei Jahre und vermittelt Inhalte wie technische Grundlagen, dramaturgische wie gestalterische Aspekte, grundlegende Normen und gesetzliche Vorgaben. Außerdem gehört der Umgang mit wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekten zum Lehrplan. Fremdsprachen sollten ebenfalls nicht unterschätzt werden, denn die Menschen, mit denen man tagtäglich zu tun hat, sprechen oft kein Deutsch. Auch auf die kommunikativen Fähigkeiten mit Team und Auftraggebern wird eingegangen. Doch das ist bei Weitem nicht alles, hinzu kommen natürlich die individuellen betrieblichen Anforderungen.
Studieren geht auch
Wer den akademischen Weg bevorzugt, hat die Wahl zwischen Bachelor- und Masterstudiengängen. Kann man sich keine Privatuni leisten, bietet die Beuth-Hochschule für Technik Gelegenheit, das Studium Veranstaltungstechnik und Veranstaltungsmanagement mit dem Bachelor of Engineering abzuschließen und mit drei weiteren Semestern einen Masterabschluss zu erwerben. Das nennt sich dann allerdings nicht mehr Fachkraft für Veranstaltungstechnik, sondern Veranstaltungsingenieur.
Für dich ausgesucht
Letztlich ist die Berufsbeschreibung so simpel wie schwammig: Eigentlich macht der Veranstaltungstechniker so ziemlich alles; kaum etwas wird nicht von ihm erwartet. Und das macht diesen Job natürlich so spannend. FOH-, Monitor- und Systemtechnik, Lichtshow, Stagehand, Roadie, Bühnen- und Netzwerktechnik, Elektrik und Stromversorgung, Operator beim Konzert, akustisch-visuelle Umsetzung der Messepräsentation, all das ist dein Thema.
Über den Tellerrand
Trotz Rundum-Ausbildung und aller Praxis ist es für den Veranstaltungstechniker unerlässlich, sich kontinuierlich weiterzubilden. Das kann an Instituten oder Privatschulen geschehen oder auch über von Herstellern angebotene Seminare zu spezieller Software oder neuem Equipment. Im Halbjahres-Turnus kommen zu den großen Messen Neuigkeiten auf den Markt, über die du informiert sein solltest.
Verdienstperspektiven
Nach absolvierter Prüfung kannst du erfahrungsgemäß mit einem Einstiegsgehalt zwischen 2.000 und 2.500 Euro brutto rechnen. Gerade durch Einsatz und Fortbildung empfiehlst du dich für höhere Gehaltsgruppen. Und nimmst du die nächste Hürde auf der Karriereleiter und machst deinen Meister, bist du mit 2.600 bis 3.400 Euro (brutto) dabei. Finanziell angenehm, aber aufgrund des Wohnortes nicht für jeden machbar, ist es, wenn man bei einem der größeren Unternehmen unterkommt. Die sind oftmals tarifgebunden und zahlen entsprechend gut.
Im Vergleich mit benachbarten Berufen verdient ein Veranstaltungstechniker deutlich mehr. Sowohl den Veranstaltungskaufmann als auch den Audio Engineer lässt er hinter sich. Spätestens mit dem Meisterschein in der Tasche, kannst du auch die Selbstständigkeit anvisieren. Wer sich zur gefragten Koryphäe seiner Disziplin macht, sich kontinuierlich weiterbildet und Branchen- und Kundenkontakte pflegt, hat gute Aussichten, in ganz andere Verdienstdimensionen zu gelangen. So lässt sich auch die magere Ausbildungsvergütung zwischen 530 und 800 Euro verkraften, die sich bis zum dritten Lehrjahr um jeweils etwa 50 Euro steigert.
Anstrengend, aber sicher
Dass deine Arbeitszeiten bequem jeden Tag 36 Stunden lang füllen und du bald einen magenunverträglichen Sponsorenvertrag mit dem Kaffeeröster deines Vertrauens angeboten bekommst, ist branchenüblich. Fakt bleibt, dass du unter teils schwierigen Bedingungen und zu familienunfreundlichen Zeiten arbeiten wirst. Bist du erstmal auf hohem Niveau angelangt, hast du in der Hochsaison, abgesehen von Hotelbetten, kein Zuhause mehr. Andererseits erlebst du Veranstaltungen, Augenblicke und Emotionen, von denen andere nur träumen können. Und das in einer Community, in der Zusammenhalt und der hilfreiche Handschlag zur Grundausstattung zählen.
Im Gegensatz zu anderen Branchen ist die Anzahl von Quereinsteigern und Spätzündern relativ hoch. Viele Musiker haben irgendwann auf ihrem Weg eine Abzweigung genommen und ihre Erfahrungen zum Beruf gemacht. Allerdings: Bei Veranstaltungen und Produktionen mit mehr als 200 Quadratmetern Veranstaltungsfläche ist gesetzlich mindestens ein zertifizierter Veranstaltungstechniker gefordert. Allein aus Haftungsgründen wird diese Vorgabe restriktiv gehandhabt. Der Veranstalter ist also an euch ausgebildete Profis gebunden. Nur mit Quereinsteigern kommt er nicht weit. Anders formuliert: Eure Ausbildung garantiert euch auf Jahre einen sicheren Job.
Im Berufsalltag werden viele möglicherweise genau das machen, was sie auch vorher schon getan haben, als FOH-Mann, als Light-Operator, als Systembediener oder was auch immer. Nur eben weitaus besser, fundierter und vor allem mit dem Sachkundenachweis in der Tasche.
Beim nächsten Mal
Die Fachkraft für Veranstaltungstechnik ist lediglich eine von vielen Möglichkeiten, in der Branche Fuß zu fassen. In der nächsten Folge widmen wir uns dem spannenden Ausbildungsprofil des Veranstaltungskaufmanns bzw. der Veranstaltungskauffrau. Ein Thema für das Event- und Medienmanagement.