Praxis
Mobilität
Der taschenbuchgroße Kampfzwerg bringt gerade mal 350 Gramm auf die Waage und ist somit für den mobilen Einsatz geradezu prädestiniert. Die Konstruktion wirkt sehr robust, da sollte so schnell nichts brechen.
Dennoch spricht nichts dagegen, ihn in einer gesonderten Hülle zu verstauen, denn wer weiß, welche Gefahren noch so in den Tiefen einer DJ-Tasche lauern. Für den Anfang kann man sich ja aus der Luftpolsterfolie mit durchsichtigem Paketband eine leichte, gepolsterte, vor Staub und Kratzern schützende Tasche basteln, wie auf dem nachstehenden Foto zu sehen. Mit DX3, Native Instruments Audio 8, zwei Stantonsystemen im Case, Multicore- und USB-Kabeln, Netbook, Kleinkram sowie Skullshell brachte die Gigbag nicht einmal drei Kilogramm auf die Waage.
Faderfox mit Traktor Scratch Pro
Gerade bei Traktor-Usern sind die Geräte von Faderfox sehr häufig anzutreffen, da sie trotz ihres engen Raumes genau das bieten, wonach es den meisten Traktoristen dürstet – den Zugriff auf Loops, Klangverbieger und die Musikbibliothek, ohne dafür zum Laptop greifen zu müssen. Wer Lust hat, kann ja mal bei einem Videoportal nachsehen, was die FX-Ikonen so auf der Bühne aufbauen. Ein Faderfox ist nicht selten dabei! Nun haben die kleinen Kanzelbewohner jedoch gerade aus der Hauptstadt Konkurrenz bekommen. Traktor Kontrol X1 ist ein Spross der Berliner Software-Spezialisten Native Instruments, die seit Beginn dieses Jahres mit einer eigenen Interpretation eines Decks’n’FX-Controller aufwarten.
Effektzone
Das obere Drittel widmet sich den FX-Slots. Zwei mal vier Potis und Tasten steuern Attribute und Mischungsverhältnis sowohl im erweiterten Modus als auch in der Daisy-Chain. Die Parameter werden über die Encoder ausgewählt und eingestellt, der untergeordnete Button schaltet den Effekt ein (Chained) oder steuert weitere Funktionen (Advanced). In Kombination mit “Preset” rufen die grünen Mikrotaster je bis zu vier gespeicherte Effektvoreinstellungen auf. Sehr schön. Jede horizontale Bank kann per Shift-Kombination auf die Slots 1-4 geroutet werden, so dass einer adäquaten Bedienung aller Systemkomponenten bei maximal zwei simultanen Slots von technischer Seite nichts im Wege steht. Auch Workflow und Handling im praktischen Einsatz hinterlassen einen souveränen Eindruck.
Um das Klanggewitter dann auf den Tanzflur loszulassen, müssen die Effekte noch auf den Kanal der Wahl losgelassen werden. Dies geschieht in der Transportsektion mit Shift und den nebenstehenden Schaltflächen und funktioniert sehr gut. Die roten Lämpchen geben ein klares Feedback, auf welchem Deck, respektive Layer gerade gearbeitet wird. Auch das Steuern der Software-Player 1-4 gelingt sehr gut. Play, Cue, Cup und Sync übernehmen ihre traditionellen Aufgaben. Dazu schubsen zwei Pitch-Bend-Taster die Decks in den Gleichschritt, sollte die automatische Synchronisation nicht gelingen und Nachregelbedarf bestehen. Ein Großteil der DVS-Anwender wird sicherlich am Turntable beatmatchen und pitchen. Falls sie aber gerade an der Konsole werkeln und ein Takt aus dem Ruder läuft, steht hier schnelle Hilfe bereit.
Auch der mittlere Part ist sehr interessant ausgetüftelt. Ein Push-Encoder navigiert durch Trees und Playlisten. Zwei „Nachlader“ befördern den Track ins Deck. Der flankierende Drehregler zeichnet sich verantwortlich für das Filter und die Tonhöhenkorrektur. Ein Schmankerl ist sicherlich die Multifunktionszone. Je zwei identische Sektionen sind mit zwei Multi-Instance-Encodern ausgestattet. Der rechte hat die Betriebsstellungen “Cues”, “Pitch” und “Size” inne.“ Cue” setzt auf Druck eine Markierung, mit “Shift” wird diese wieder gelöscht. Im Uhrzeigersinn geht´s zum jeweils nächsten Punkt, eine Rückwärtsdrehung springt zum vorherigen Cuepunkt. Während der Wiedergabe muss der DJ aber in der Rückwärtsbewegung etwas kräftiger schrauben, da der Song unmittelbar weiterspielt und ein Encoder-Schritt immer zur gleichen Position führt – quasi ein Stottereffekt. Pitch verändert die Geschwindigkeit, in der Grundeinstellung um etwa ein Prozent pro Umdrehung. Ein Knopfdruck löst Pitch-Reset aus. Size legt Status und Größe des Autoloops fest. Die Modeswitcher setzen in Kombination mit Shift manuelle Loops. Der zweite Endlosdrehregler steuert “Seek”, “Key” und “Move”. Seek spult mit Hochgeschwindigkeit im Track, langsamer geht’s niedergedrückt. Key steuert die Tonhöhe (+/- 1 pro Schritt). Move ermöglicht Beatjumping, versetzt einen laufenden Audiozyklus in seiner Songposition oder verändert Loop Einsprungs- oder Endpunkte und somit Länge und Flankenposition im Handumdrehen. Das ist wirklich gut durchdacht. Jetzt wäre natürlich zusätzlich eine freie Zuweisbarkeit auf alle vier Decks angenehm, denn dadurch könnten auch Decks C und A simultan angesteuert werden. Doch so wie es ist, ist das Ganze softwarekonformer: rechts die rechten Decks, links die linken Player. Wichtig: Nach einem Deckwechsel gibt es im Praxistest keine Wertesprünge. Der Pickup-Mode erfordert ein Abholen des letzten Parameters. Im direkten Vergleich mit dem DX2 hat der DX3 also bezüglich der Ausstattung noch einmal kräftig zugelegt. Dass es dabei etwas enger im Zentrum wird, ist verständlich.
Faderfox mit Serato Scratch Live
Klassische DJ-Softwares, die eine umfangreich ausgestattete Effektsektion mitbringen, lassen sich an einer Hand abzählen. Serato hat Scratch Live 2.0 mit zwölf makrofähigen Vertretern ins Rennen eingestiegen, den passenden Controller ist man bis dato jedoch schuldig geblieben. Das verwundert, denn eine nahtlose Verzahnung von Soft- und Hardware steht doch gerade bei den Neuseeländern sonst hoch im Kurs.
Module aus der Faderfox-Serie sind in meinen Augen sehr geeignete Kandidaten, um die vielen Funktionen der Software angemessen zu steuern. Wir haben eine Konfigurationsdatei für den DX3 angelegt. Sie steht exklusiv bei bonedo.de zum Download bereit. Schauen wir uns zunächst die Belegung der oberen Poti-Reihe an: Sie ist unter anderem für die beiden Effekt-Units zuständig. Die Drehregler steuern Effektparameter und Typen. Die grünen Mikrotaster schalten das Layout der Benutzeroberfläche und der Library-Views um. Dazu wechseln sie zwischen Files, Browse, History und Prepare.
Layer A/B | 1 | 2 | 3 | 4 |
Potis Layer 1 | FX-SL1 FX1 Amount | FX-SL1 FX2 Amount | FX-SL1 FX3 Amount | |
Potis Layer 1 Shift | FX-SL1 FX1 Type | FX-SL1 FX2 Type | FX-SL1 FX3 Type | Master Gain |
Potis Layer 2 | FX-SL2 FX1 Amount | FX-SL2 FX2 Amount | FX-SL2 FX3 Amount | |
Potis Layer 2 Shift | FX-SL2 FX1 Type | FX-SL2 FX2 Type | FX-SL2 FX3 Type | Master Gain |
M1-Micro-Tasten | FX-SL1 FX1 On | FX-SL1 FX2 On | FX-SL3 FX3On | |
M2-Micro-Tasten | FX-SL2 FX1 On | FX-SL2 FX2 On | FX-SL2 FX3 On | |
M3-Micro-Tasten | M3-Micro-Tasten | Playlist-View 2 | Playlist-View 3 | Playlist-View 4 |
M4-Micro-Tasten | FILES | BROWSE | HISTORY | PREPARE |
Shift Black 1/2 | Horizontal Layout | Stacked Layout | ||
Die zentrale Sektion browst per Push-Encoder durch Playlisten und fokussierte Tabs. Zwei Load-Buttons befördern die Songs ins Deck. Drückt der DJ den Encoder nieder, landet die Auswahl in der Prepare-Liste und er kann so sein Set bequem vom Controller planen. Ferner dirigiert er manuelle, automatische oder bis zu neun gespeicherte Loops über die Multifunktions-Encoder. Weiterhin steuert das Zentrum Rolls, Censor oder navigiert in der Wellenform.
turn | Click | Shiftclick A/B | Shiftklick C/D | ||
Encoder 1 | |||||
Cues | Stored Loops | Lock Loops | Delete | ||
Pitch | Pitch | Pitchrange | |||
Size | Loop-Size | Autoloop | |||
Encoder 2 | |||||
Seek | Censor | Unload | |||
Key | Keycorrection | ||||
Move | Loop-Roll | ||||
Pr.Ch. 1 | Change Encoder | Loop In | Previous Track | ||
Pr.Ch. 2 | Change Encoder | Loop Out | Next Track | ||
Filter Pot | Fine-Pitch | ||||
Filter On | Loop On/Off | Left/Right Search | Dec (Inc) | ||
List Encoder | Browse | Load | Prepare | Focus Tab | |
Load | Load A/B | Instant Double | Search Dec (Inc) | ||
Auch der Transportsektion kommt eine zentrale Bedeutung zu. Sie hat nicht nur Play, Pitchbend und temporäre Cue-Points unter der Haube, sondern schaltet auch die Effekt-Slots ein und spielt Hotcues ab. Zudem ermöglicht sie im laufenden Betrieb zwischen den unterschiedlichen Betriebsmodi (Absolute, Relative, Internal und Through) zu wechseln.
Deck A / B | Layer A/B click | L.A/B Shiftclick | Layer C/D click | L.C/D Shift-click | |
Sync | Set Temp Cue | ||||
Play | Temp Cue | Play / Pause | |||
Play Cuepoint 1 | Set Cuepoint 1 | FX1 Deck A/B | ABS | | |
>CP Fx2 | Play Cuepoint 2 | Set Cuepoint 2 | FX2 Deck A/B | REL | |
Cue | Play Cuepoint 3 | Set Cuepoint 3 | Pitch Bend | dec | INT |
Cup | Play Cuepoint 4 | Set Cuepoint 4 | Pitch Bend | inc | THROUGH |
Im Studio, direkt auf dem DJM platziert, spielt der Hanseat auch im Serato-Kombinat seine Stärken aus. Er loopt, rollt und feuert Effekte ab. Der Griff zum Notebook ist für eine kreative Performance quasi nicht mehr nötig. Faderfox DX3 zeigt sich auch hier als sehr kompetenter Zeitgenosse, selbst wenn der DJ nur mal eben am heimischen Rechner im internen Modus ein paar spontane Initialzündungen ausprobieren will. Allerdings kann es unangenehm sein, dass in diesem Modus die LEDs dunkel bleiben. Die fehlende optische Rückmeldung von Play und Sync kann ich persönlich verschmerzen, da Serato ja bekanntlich keine Sync-Funktion besitzt und ich in der Regel weiß, welcher Plattenspieler gerade läuft. Um die Effekt On-Lämpchen ist es jedoch schon sehr schade.