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Faderfox Glanzmann Versus Test

Praxis

Die Inbetriebnahme des Controllers ist schnell erledigt: Nach der Verbindungsherstellung via USB erkennt der gastgebende Rechner den Versus als klassenkompatiblen Controller. Daraufhin gilt es nur noch, Traktor das Mapping in Form der entsprechenden TSI-Datei (in unserem Test die V 0.1) unter zu schieben und die wilde Hatz über die Decks kann beginnen. Das Mapping hält sich weitgehend an die auf der Frontplatte angebrachte Beschriftung, sodass Traktor aus dem Stand mit dem Controller „rund läuft“. Weitergehende Shift-Funktionen wie etwa die unterschiedlichen Fader-Gruppen-Modi oder die Adressierung der FX-Taster muss man entweder in der Anleitung nachlesen oder durch Ausprobieren herausfinden. Tatsächlich dürften das Erlernen der Funktionsbelegungen und das anschließende Training, um diese dann auch während der Arbeit in der DJ-Booth traumwandlerisch sicher abzurufen, ein nicht unerheblicher Lernaufwand sein. Viel Macht macht eben auch viel Mühe – daran ändert der Versus nichts.
Das zeigt sich besonders im Remix-Deck-Betrieb (der zum Zeitpunkt des Tests nur das Deck D unterstützt), wo das Hantieren mit Shift-Funktionen unumgänglich ist. So navigiert man beispielsweise mit Shift und den Hotcue-Tasten zwischen den verschiedenen Sample-Seiten und -Zeilen. Spätestens hier ist dann allerdings auch wieder der Blick auf den Monitor erforderlich, um die Übersicht zu behalten. Ebenso dürfte es für Anwender, die sich bereits an das NI-Farbschema gewöhnt haben, zunächst etwas beschwerlich sein, sich allein anhand der einfarbigen LEDs zu orientieren.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Einrichtung des Versus folgt dem bewährten Prinzip: TSI-Datei laden, Controller auswählen, fertig.

Eleganter gelöst zeigt sich da die Effektzuweisung der Decks über die dedizierten FX-Taster 1-4. Auch die anschließende Steuerung der Klangverbieger über die vier Potentiometer erweist sich als praxisgerecht, wenn auch nicht ganz so komfortabel wie bei NIs S8 und D2. Gut gefallen haben mir dann die beiden Loop- und Beatjump-Einheiten, die sich um den großen Browser-Encoder gruppieren. Die hier verbauten Endlosregler agieren präzise und die beiden Displays informieren gut sichtbar über die aktuelle Schleifendauer. Im Folgenden ist die Remix-Deck-Steuerung inklusive Effekten und die Loop-Funktion in Aktion zu hören:

Audio Samples
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Traktor Deck Looper Traktor Remix Decks und FX

Universal-Controller

Obwohl zum Zeitpunkt des Tests noch kein Live-Mapping verfügbar war, kann man den Versus natürlich auch mit der DAW von Ableton und jeder anderen lernfähigen Software verwenden. Ein kurzer Testlauf bestätigt nicht nur die universelle Einsetzbarkeit sämtlicher Bedienelemente, sondern zeigt auch, dass sich das Layout des Versus für eine Vielzahl möglicher Performance-Praktiken empfiehlt: Besonders die acht Fader, die in vier Gruppen dann auf insgesamt 32 Ziele wirken können, dürften sowohl bei den Kanallautstärken als auch der Effektsteuerung gewinnbringend einsetzbar sein. Schade ist in dem Zusammenhang eigentlich, dass der Versus keine Setups beherrscht, wie sie beispielsweise bei der Mikromodul-Serie zu finden sind. Hierdurch wäre die Möglichkeit des Controllers, Bedienelementen MIDI-Kommandos zuzuweisen, noch mal erheblich geheckspoilert worden. Denn macht man sich die entsprechende Mühe und durchforstet die Tabellen alter MIDI-Hardware nach den entsprechenden Sysex-Kommandos, könnte man den Versus auch als universelle Fernsteuerung für das MIDI-Rack zweckentfremden.

Oldschool vs. Nuschool?

Im direkten Vergleich mit Natives D2, den ich glleichzeitig auch in meinem Testlabor begrüßen durfte, zeigt sich dann allerdings sehr deutlich, dass es mittlerweile eine fühl- und sichtbare Trennlinie in der Qualität und Quantität der Integration im Bereich der Traktor-Controller gibt. Diese Trennlinie verläuft genau zwischen jenen Geräten, die (noch) über Mappings angesteuert werden und denen, die Traktor nativ unterstützt. Dabei wirkt es stellenweise fast so, als gehöre der Faderfox einer anderen Zeit an. Einer, in der noch alle Hardware-Wege offenstanden und man Traktor in nächtelangen Mapping-Sessions erst noch zur Kooperation dressieren musste. Anders der D2: Er verschmilzt vom ersten Start weg so eng und selbstverständlich mit Traktor, dass man schon nach kürzester Zeit nicht mehr das Gefühl hat, mit ihm die Software zu kontrollieren, sondern ihn als selbstständiges Traktor-Gerät wahrnimmt (ein Effekt, von dem auch Maschine-User zu berichten wissen).
In Bezug auf die Software-Verzahnung und Informationsaufbereitung am Gerät, besonders in Verbindung mit Stems und Remix-Decks, sind die Eigenprodukte von NI also derzeit nicht zu schlagen. Alternativgeräte wie der hier getestete Versus gewinnen an diesem Punkt allerdings als Distinktionsmerkmal in der Außendarstellung des DJs eine neuerlich Bedeutung.

Fast der gleiche Formfaktor und doch trennen sie Welten: Native Instruments D2 (links) und Faderfox Versus (rechts).
Fast der gleiche Formfaktor und doch trennen sie Welten: Native Instruments D2 (links) und Faderfox Versus (rechts).
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