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Fender 65 Princeton Reverb LAC Tweed Test

Praxis

Ich habe lange Zeit einen alten Fender Princeton Reverb aus den 70ern besessen und mich deshalb auf diesen Test besonders gefreut. Eine direkte Gegenüberstellung der beiden Amps wäre sicher interessant gewesen, aber ein A/B-Vergleich mit einem 45 Jahre alten Original würde sich alleine schon wegen der gealterten Bauteile als schwierig erweisen. Schließlich lässt es sich nur teilweise erahnen, wie das alte Schätzchen fabrikneu geklungen hat. Nichtsdestotrotz war ich schon beim ersten Anspielen sofort mit dem Sound vertraut. Der Amp wurde nach historischen Vorgaben gebaut und man hat Gottseidank nicht versucht, die Konstruktion mit neuartigen Features zu verschlimmbessern. Der Combo klingt dementsprechend ausgewogen und archetypisch nach Fender. Der Ton ist warm und glockig, ohne diese knallharten Höhen, die man vom Twin Reverb kennt. Kein Wunder, dass der Princeton Reverb unter Studiomusikern und Toningenieuren schon immer sehr beliebt war. Für mich bringt er einen der besten Cleansounds überhaupt, die man je nach Lautstärke sehr geschmackvoll sättigen und anzerren kann. Auch wenn sich der Princeton Reverb bestens als Übungsamp eignet, wird man schnell merken, wie laut 15 Watt Röhre sein können. Zu glauben, man könne in der Etagenwohnung seine Endstufensättigung genießen, ist absolut illusorisch. Für wohnzimmertaugliche Zerrsounds würde ich deshalb in jedem Fall ein Overdrivepedal empfehlen.

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Kommen wir zu den cleanen Sounds des Princeton Reverb. Im ersten Soundbeispiel habe ich den Volume-Regler auf 2 gedreht. Treble steht auf 6 und Bass auf 5. Hier klingt der Amp zwar glasklar, aber nicht chemisch gereinigt, wie das bei diversen Transistorverstärkern der Fall ist, die sich dem cleanen Ton verschrieben haben. Der Hall, der hier zu hören ist, ist der interne Federhall, der einen sehr tiefen räumlichen Effekt bringt. Aber man sollte aufpassen und ihn vorsichtig dosieren, weil man sich sonst schnell in einer großen Waschküche wiederfindet.

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Clean – Volume 2 – Strat mit Reverb

Im zweiten Soundbeispiel habe ich den Volume-Regler auf 3 gedreht, wobei der Ton zwar immer noch unverzerrt ist, aber schon etwas verdichteter daherkommt, was jedoch auch an den klassisch gewickelten Kloppmann-Pickups der Stratocaster liegt. Mit EMG-Pickups oder Humbuckern wäre der Ton jetzt schon deutlich stärker gesättigt. Auch hier hört man im Hintergrund wieder den weichen Federhall und einen zusätzlichen Schuss Vibrato. Für Shadows-Liebhaber und/oder Surfgitarristen ein absoluter Traum.

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Clean – Volume 3 – Strat Hals-PU mit Reverb und Vibrato
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Wenn man etwas mehr Kante möchte, muss man den Amp weiter aufdrehen. Mit klassischen Singlecoils erhält man ab Halbgas einen angenehm rauen Ton. Hier liegt meiner Meinung nach auch der Sweetspot des Princeton Reverb, denn in diesem Bereich ist der Sound am lebendigsten. Je weiter man den Amp nun aufdreht, um so weiter muss man allerdings auch den Bass zurücknehmen, weil sich der Amp sonst klanglich verschluckt. Dadurch treten gleichzeitig die Mitten etwas stärker in den Vordergrund, wodurch sich der Klang auch besser im Mix durchsetzt.

Audio Samples
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Volume 5 – Strat, mittlerer PU

Spätestens ab Halbgaslautstärke wird der Combo nicht mehr lauter, sondern immer verzerrter. Dabei kommt man leider auch schnell in fuzzige Regionen, wenn man den Bassregler nicht sehr weit zurücknimmt. Für einen Overdrive-Sound würde ich deshalb in jedem Fall einen Tubescreamer vorziehen, weil er neben einer klareren Verzerrung auch den Bassbereich unter 100 Hertz beschneidet. So bietet der Amp besonders bei hohen Lautstärken mehr Dynamik. Im folgenden Beispiel habe ich ihn auf Dreiviertel-Gain gedreht, ohne den Bassregler zurückzunehmen. Zwar klingt es beim Solospiel jetzt fett, beim Wechsel in tiefere Lagen allerdings beginnt der Amp stark zu mulmen. Das Ganze hat zwar auch seinen Reiz, aber der Ton ist einfach viel zu stark komprimiert und undifferenziert.

Audio Samples
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Volume 8

In meinem letzten Audiobeispiel hört ihr den Amp mit deutlich weniger Bass und noch einem kleinen Schuss mehr Volume. Wie man feststellen kann, arbeitet er jetzt weitaus freier und der Ton versumpft nicht mehr in den tiefen Lagen. Der Klang hat noch mehr Mitten und setzt sich noch besser durch. Wichtig ist beim Aufnehmen übrigens die richtige Position des Mikrofons. Hier bitte tunlichst die Mitte der Kalotte vermeiden, denn sonst klingt der Amp zu klein. Neben dem SM 57 habe ich zusätzlich noch ein Neumann U 87 verwendet, um den Sound runder und fetter zu bekommen. Als Preamp kommt ein UAD 6176 für das U 87 zum Einsatz, während das SM 57 direkt in das Apogee Ensemble Audio Interface geht.

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Volume 9 – Bässe etwas zurückgedreht
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Profilbild von maris54

maris54 sagt:

#1 - 09.12.2015 um 15:43 Uhr

0

Laut Hersteller hat der Fender 65 Princeton Tweed im Gegensatz zur normalen schwarzen Version keinen Jensen C-10R, sondern einen P-10Q eingebaut.

    Profilbild von htietgen

    htietgen sagt:

    #1.1 - 10.12.2015 um 10:34 Uhr

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    Hallo maris54
    Du hast natürlich absolut recht. Es stand ja bereits korrekt in den Technischen Daten des Tests - im Fließtext hatten wir allerdings vergessen es zu ändern. Ist jetzt passiert. Danke für deine Hilfe und Beste Grüße Hansi Tietgen

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