Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR Test

Praxis

Liebe Firma Fender. So sehr ich die Instrumente schätze, mit denen ihr uns Bassisten seit so vielen Jahren beglückt, so stelle ich doch eine ernst gemeinte Frage: Warum packe ich im Jahr 2014 einen nagelneuen Fender American Special Bass aus und sehe innerhalb von drei Sekunden, dass ich keine Chance habe, den Hals zu justieren ohne ihn vom Korpus zu entfernen? Wo ist das Problem, eine klitzekleine Mehrarbeit in Form einer Fräsung an der Korpusstelle vorzunehmen, um dem Käufer das Leben zu erleichtern, so, wie es nahezu alle anderen Hersteller vorbildlich tun, wenn sich der Zugang zur Halsstellschraube an der Korpusseite befindet? Muss man tatsächlich solche Modifikationen selber durchführen oder durchführen lassen? Wenn Design oder Nostalgie derart konsequent an der Praxis vorbeischrammen und ein Problem so einfach zu lösen ist, dann sollte man – Tradition hin oder her – das im Sinne der Praxis herstellerseitig auch tun.  Vielleicht sollten wir Bassisten eine dieser heutzutage so populären Petitionen starten? „Freier Zugang zum Einstellstab“. Dabei ist das keinesfalls ein Phänomen unseres Thomann-Sondermodells, sondern es begegnet uns bei vielen anderen Fender-Modellen, egal, aus welcher Fabrik der Welt sie stammen. So, „daily rant over“. Man vergebe mir den emotionalen Ausbruch gleich zu Beginn. Kommen wir jetzt zu den relevanteren und erfreulicheren Aspekten unseres Tests.
Der Bass ist sehr leicht und alles fühlt sich, bedingt durch das Mattfinish von Hals und Korpus, hervorragend an. Wie schon erwähnt, wirkt lediglich der gebeizte Korpus, was seine Oberflächenbehandlung anbelangt, sehr empfindlich und alles andere als kratzfest. Schon nach wenigen Minuten dezenten Spielens bemerke ich deutliche Spuren oberhalb des Jazzbass-Tonabnehmers, dort, wo man für gewöhnlich den Daumen der Anschlagshand aufsetzt. Dabei ist es unumgänglich, dass der Daumennagel den Korpus berührt. Und genau dort sieht man umgehend, dass die Oberfläche sehr empfindlich reagiert. Mich persönlich stört das nicht, denn die gebeizte Oberfläche vermittelt ohnehin einen Vintage-Charakter, der durch die eine oder andere Macke eher noch gefördert würde. An Sound und Handling wird diese Eigenschaft jedenfalls nichts verändern.
Das C-Profil des Halses greift sich sehr komfortabel. Auch wenn er weniger Masse aufweist als vergleichbare Precision-Hälse mit U-Profil, kann ich nicht wahrnehmen, dass der Sound dadurch in irgendeiner Weise „schlanker“ wäre. Wie schon erwähnt, ist das Stringspacing der Bridge minimal enger gewählt als bei anderen Precision-Bässen, in der Spielpraxis ist mir das allerdings nicht aufgefallen, da musste ich schon ein Lineal herbeizitieren.
Hören wir zunächst einmal den Splitcoil (Precision) Hals-Tonabnehmer an, und zwar einmal mit offener passiver Tonblende und dann mit fast geschlossener. Komplett geschlossen, also zugedreht, war mir der Sound allerdings zu muffig und gedämpft. Darüber hinaus büßt der Bass beim Reduzieren der Höhen auch minimal an Volumen ein. Der Soundcharakter präsentiert sich sehr voluminös und durchgehend ausgeglichen. Ich nehme weder Töne wahr, die besonders hervorstechen, noch solche, die Gefahr laufen, zu verschwinden.

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Splitcoil/Precision-Tonabnehmer, passive Tonblende offen Splitcoil/Precision-Tonabnehmer, passive Tonblende fast geschlossen

Das gleiche Spiel treiben wir nun mit dem Singlecoil-, also dem Jazzbass-Tonabnehmer. Wiederum hören wir zuerst das Beispiel mit offener, dann mit fast geschlossener Tonblende. Der Knurrfaktor, den man von einem Jazzbass auf dem Stegtonabnehmer erwartet, wird voll erfüllt, allerdings kommen mir die Höhen bissiger vor, als ich es von den meisten Bässen dieser Gattung gewohnt bin.

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Singlecoil/Jazzbass-Tonabnehmer, passive Tonblende offen Singlecoil/Jazzbass-Tonabnehmer, passive Tonblende fast geschlossen

Bei beiden Tonabnehmern voll aufgedreht sollte ein klassischer Slapsound das Ergebnis sein. Das ist auch weitgehend der Fall, wenngleich ich dies nicht zu den Stärken dieses Basses zählen würde.

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Singlecoil/Jazzbass- und Splitcoil/Precision-Tonabnehmer, passive Tonblende offen

Die aggressive Klangnote, bedingt durch die bereits erwähnten harschen Höhen, funktioniert hervorragend in Verbindung mit dem Plektrum. Die hier werkseitig aufgezogenen Roundwoundsaiten können ihr volles Potenzial entfalten. Wie hören im Wechsel offenes und gedämpftes Klangverhalten.

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Splitcoil/Precision-Tonabnehmer, passive Tonblende offen

Etwas abgemildert, die passive Tonblende nur eine Nuance zurückgedreht, entfaltet sich ein voller, runder, singender Balladenton, ausgestattet mit einem erfreulich lebendigen Obertonverhalten und gutem Sustain.

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Splitcoil/Precision-Tonabnehmer, passive Tonblende leicht zugedreht

Allgemein würde ich den Sound des Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR als kräftig und offen bezeichnen. Er zeigt sich tendenziell eher hart als weich. Mit Plektrum gespielt kann der Bass etwas „clanky“ klingen, „scheppernd“ wäre zu hart ausgedrückt. Dafür hat er aber beides zu bieten, ein sattes Fundament UND aggressive Höhen. Um das zu illustrieren, habe ich den Testbass mit einem USA American Standard Bass verglichen. Der Vergleichsbass klingt etwas ausgewogener, aber auch zahmer – Geschmacksache.

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Testbass (Fender AM Special PJ-Bass RW VIB FSR) Vergleichsbass (American Standard Precision)
Ein echter US Preci-Bass zum Budget-Preis
Ein echter US Preci-Bass zum Budget-Preis
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