Praxis
Fender unterzieht die Gitarren vor der Auslieferung einem Rundumcheck und gibt in der Regel anständig eingestellte Instrumente aus. So auch bei dieser Spielgefährtin, auf deren Griffbrett ich mich sofort zu Hause fühle. Der Hals liegt sehr gut in der Hand und hat für meinen Geschmack die perfekten Abmessungen. Auch die Saitenlage ist vorbildlich eingestellt, hier fühlen sich Vintagezupfer und Flitzefinger gleichermaßen wohl. Was unverstärkt klanglich sofort ins Ohr fällt, ist die höhenreiche Klangzusammensetzung. Meine beiden Fender Stratocaster klingen im Gegensatz zu diesem Schmuckstück akustisch resonanter und fetter, die alten Instrumente werden aber auch schon seit vielen Jahren intensiv gespielt. Auch die Saitenstärke trägt ihren Teil dazu bei, denn während die AM Special Strat HR FSR von Werk aus mit 09er bestückt ist, verwende ich 010er Saiten.
Kommen wir zu den Tonabnehmern. Die American Standard Single-Coils sind nicht sehr fett gewickelt und liefern einen typischen Vintage-Output, was je nach persönlicher Vorliebe Vor- oder Nachteile hat. Einerseits bietet der Klang mit schwächeren Pickups eine größere Dynamik und mehr Tiefe, andererseits gelingen moderne High Gain Sounds nicht so gut wie mit kräftigen Tonabnehmern. In meinem ersten Soundbeispiel habe ich die Gitarre mit einem angezerrten Amp gespielt und Saitentrennung und der typische Strat-Twäng sind sehr gut zu hören. Der Stegpickup generiert einen schönen herben Knack im Anschlag und diesen leicht gläsernen Punch, für den man die Stratocaster liebt – oder auch nicht.
Kommen wir zum Halstonabnehmer. Er liefert genau das, was er soll, nämlich einen offenen und klaren Ton. Der Sound ist schmatzig und sehr direkt, also ideal für Blues, Soul und Funk. Hier hört ihr den Halspickup mit einem leicht angezerrten Röhrenamp.
Schwache bis mittelstarke Singlecoils verstehen sich blendend mit Fuzzpedalen und Boostern, weshalb ich es mir nicht habe nehmen lassen, einige meiner Pedale zu diesem Test herauszukramen und ein paar Vergleichsaudios einzuspielen. Hier dasselbe Lick mit Halspickup und derselben Verstärkereinstellung wie im vorherigen Audiobeispiel, lediglich ein Boosterpedal (Fat Boost) ist zwischengeschaltet. Der Sound zeigt sich eine ganze Ecke fetter, der Grundcharakter bleibt aber vollständig erhalten:
Mit dem 69 Fuzz wird das Ganze noch fetter, wobei ich hier nicht den maximalen Verzerrungsgrad eingesetllt habe. Trotzdem wird deutlich, wie vielseitig man mit der Gitarre arbeiten kann, wenn man sich auf den Charakter einer Stratocaster mit Vintagepickups einlässt.
Für dich ausgesucht
Und weil es so schön ist, hier noch einmal unser Lick, diesmal mit einem Soul Bender Fuzz eingespielt. Es zerrt eine ganze Ecke mehr, dafür hat der Sound ein ausgeprägtes Sustain und wirkt relativ dicht. Aber auch jetzt klingt es nicht nach Metal, sondern immer noch sehr klassisch.
Der Cleansound der Gitarre ist makellos und kann alle Country- und Shadowsfans begeistern. Spielt man die Zwischenposition, bietet sich natürlich immer wieder der Vergleich zu Mark Knopfler an, der Ende der 70er Jahren mit Sultans of Swing einen Welthit landete.
Tiefe Surf-Gitarren im Stil der 60er Jahre sind überhaupt kein Problem. Wer auf diese Sounds steht, ist hier goldrichtig. Im folgenden Beispiel ist der mittlere Tonabnehmer angewählt und es werden vorwiegend die drei tiefen Saiten gespielt. Der Amp ist zwar clean, geht aber schon leicht in die Sättigung.
Zum Schluss noch ein verzerrtes Lick. Auch hier kommt der typische Charakter der Gitarre noch sehr gut durch. Eine dichte Verzerrung, wie man sie von Crunch und Metal her kennt, ist nicht ihr Metier. Hier habe ich die Vorstufe des Amps sehr weit aufgerissen, um trotzdem in die Nähe dieses Zerrgrades zu kommen. Trotz allem zeigt sich der Sound fett und brachial und setzt sich in Playbacks sehr gut durch.