Fender American Standard Jazz-Bass Test

DETAILS
Die erste Neuerung der aktuellen American Standard Serie betrifft bereits die Verpackung: Der aktuelle Jazz-Bass wird in einem hochwertigen SKB-Kunststoff-Koffer mit jeder Menge „Case-Candy“, also Zubehör, ausgeliefert. Der rechteckige Koffer ist äußerst stabil aber dennoch sehr leicht, hat vier große, sicher schließende und abschließbare Klappverschlüsse. Die Konstruktion ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem alten Koffer, bietet dem Instrument mehr Schutz und ist im Tour-Alltag einfacher handzuhaben. Zusätzlich spendiert Fender für den schnellen Start einiges an Zubehör, der obligatorische Fender Gurt gehört genauso dazu wie ein wirklich wertiges Klinkenkabel, Einstellwerkzeug oder das Poliertuch, um den Bass in makellos glänzendem Zustand zu halten. Das Finish meines Testbasses animiert auf jeden Fall zur pedantischen Pflege. Die Lackierung mit der Bezeichnung „Charcoal Frost Metallic“, ein dunkelgrauer Farbton, ist wunderschön und tadellos ausgeführt und macht das Instrument in Verbindung mit dem weißen Pickguard, zu einer astrein sportlich-eleganten Erscheinung. Unter der Lackierung sorgt das tausendfach bewährte Klangholz Erle für den guten Ton. Die Korpusform des Jazz-Bass ist seit jeher, und natürlich auch beim aktuellen Modell, leicht asymmetrisch. 

Einige Neuigkeiten gibt es aber bezüglich des Halses, nicht beim Material, hier setzt Fender weiterhin auf Ahorn, die dicke Hochglanzlackierung auf der Rückseite ist aber einem glatten und „schnellen“ Satin Finish gewichen. Der Hals selbst ist mit sogenannten „Posiflex“ Graphitstäben verstärkt, um ihn so steifer und damit unempfindlicher gegen Klimaschwankungen zu machen. Das schlanke Profil in einer modernen „C“ Form kennt man bereits von älteren Jazzbässen. Befestigt wird der Hals mit der bekannten 4-Punkt-Verschraubung. Durch die dünnere Lackierung der Rückseite soll die Verbindung allerdings noch fester sein und damit die Schwingung besser auf den Korpus übertragen werden. In der Tat ist die Hals-Korpus Verbindung des Fenders tadellos, einem guten Resonanzverhalten sollte damit nichts im Wege stehen.
Das Palisander-Griffbrett hat abgerundete Kanten und fühlt sich sehr geschmeidig und im besten Sinne „gebraucht“ an. Die Bundierung im „Jumbo Medium“ Format ist einwandfrei gearbeitet und gut abgerichtet. Über einen ebenfalls tadellos gefeilten Kunststoffsattel gelangen die vier Saiten zur Kopfplatte, die als Neuerung bei den aktuellen Modellen glänzend lackiert wird, was zweifelsohne zur schicken Gesamterscheinung des Instruments beiträgt.

Weitere Verbesserungen nahm Fender an der Hardware vor. Die vier offenen Stimmechaniken mit den großen Vintage-Flügeln sehen aus wie eh und je, sind aber im Gewicht um 30% reduziert. Zweck dieser Schlankheitskur ist, den Bass am oberen Ende leichter zu machen und so der unangenehmen Kopflastigkeit, an der viele Fender Instrumente leiden, entgegenzuwirken. Mit der Bridge geht Fender den umgekehrten Weg: Sie ist solider und schwerer als der berühmt berüchtigte Vintage-Blechwinkel, der in der Vergangenheit bei Jazzbässen gerne gegen eine massige Badass-Bridge ausgetauscht wurde. Das ist nun nicht mehr nötig, die neue sogenannte HMV (High Mass Vintage) Brücke hat eine dickere Grundplatte, der Saitenhalter ist super massiv und die Reiter werden in Rillen geführt, können vertikal also nicht mehr verrutschen. Alles in allem bietet die HMV die Stabilität und Funktionalität, die man von einer modernen Brücke erwartet. Eine bessere Höhenwiedergabe und längeres Sustain dürften die Resultate der Brückenverbesserung sein. Fender setzt beim neuen MIA Jazz sogar auf eine „String Through Body“ Saitenführung, die Saiten werden also beim Aufspannen von hinten durch den Korpus gefädelt und eingehängt. Dadurch wird der Saitendruck auf die Reiter erhöht und die Schwingung besser auf den Korpus übertragen – ein weiterer Kniff also, um das Resonanzverhalten der Konstruktion zu verbessern.
Für die Tonübertragung sorgen zwei „American-Standard-Jazz-Bass-Single-Coil“ Tonabnehmer, die mit je einem Volume-Regler bedient werden. Zusätzlich umfasst das Bedienfeld die allseits bekannte Tonblende zum Absenken der Höhen. Wie man sieht, hat Fender beim 2010er Modell an vielen Stellen Hand angelegt, um dem Jazz-Bass neues Leben einzuhauchen. Angefangen beim stabileren und leichteren Koffer über die dünnere Lackierung bis hin zu moderner und funktionaler Hardware erscheinen mir alle Upgrades sinnvoll und machen mir Lust auf den Praxistest. 

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