PRAXIS
Der elegante Fender Jazz-Bass bringt knapp 4kg auf die Waage und liegt damit für meinen Geschmack im Idealbereich für einen 4-Saiter-Bass. Das moderate Gewicht belastet nicht, es reicht aber aus, um den Bass stabil am Körper hängen zu lassen. Fast noch wichtiger als das Gewicht ist allerdings die Balance. Ein kopflastiges Instrument kann bei längeren Gigs sehr unkomfortabel werden, auch wenn das Gewicht an sich im Rahmen bleibt. Dieser Problematik ist Fender wirklich sehr effektiv zu Leibe gerückt. Durch die leichteren Stimmmechaniken an der Kopfplatte einerseits und die massivere Brückenkonstruktion am Korpusende andererseits, hängt der 2010er MIA wesentlich ausgewogener am Körper als viele seiner Vorgängermodelle – zumindest mein Testkandidat leidet nicht am unangenehmen Zug zum Boden.
Auch die anderen technischen Verbesserungsmaßnahmen wirken sich sehr positiv auf das Handling aus. Der Hals fühlt sich, vermutlich durch die Graphiteinlagen, unheimlich stabil und unverwüstlich an. Durch das dünne Satinfinish und die abgerundeten Griffbrettkanten wirkt er wie ein alter Vertrauter und spielt sich fast so flink und mühelos wie ein Vintage-Hals aus den 60er Jahren.
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Der gute alte Fender-Blechwinkel hat sich in der Vergangenheit millionenfach bewährt, die neue High-Mass-Vintage-Brücke wirkt aber deutlich vertrauenserweckender, besitzt durch die massivere Konstruktion, die verbesserten Gewinde und nicht zuletzt durch die Führungsrillen mehr Funktionalität und vor allem Stabilität, was sich im Resonanzverhalten und letztendlich im Sound positiv bemerkbar macht. Der aktuelle Jazz-Bass klingt über das ganze Griffbrett sehr ausgewogenen, hat keine Deadspots oder nennenswerte Problemzonen mit stumpfen Tönen und mehr als genügend Sustain – auch in den hohen Lagen. Das gute Schwingungsverhalten hat auch einen im Vergleich zu älteren Modellen etwas definierteren und aufgeräumteren Ton zur Folge. Obwohl es sich um einen passiven Bass handelt, sind die Höhen und Hochmitten auf angenehme Art präsent und sorgen für ein etwas moderneres und ebenmäßigeres Klangbild, als wir es von einem Standard Fender Jazz kennen.
Aber keine Angst, der 2010er Jazz verliert deshalb nichts von seinen hoch geschätzten Jazz-Bass-Tugenden. Mit dem Bridgepickup auf Solokurs knurrt er wunderschön a la Mr. Pastorius, beide Tonabnehmer im Vollbetrieb bringen den knochigen und durchsetzungsstarken Jazz-Bass-Allround-Sound der sich auch zum Slappen bestens eignet und mit dem Hals-Pickup lässt sich ein Preci-Sound für härtere Gangarten imitieren. All diese Sounds klingen jetzt nicht ultramodern wie einige der in letzter Zeit in Mode gekommenen sogenannten Super Jazz Clones diverser Boutique-Hersteller, aber halt etwas feiner abgezeichnet und ebenmäßiger im Ton als ein früherer Standard Fender Jazz.
Übrigens: Wer eher einen runderen, gedeckteren Ton bevorzugt, kann mit der Tonblende effektiv gegensteuern und die Höhen abmildern, dann klingt der aktuelle 2010er Jazz-Bass fast wie ein Vintage Bass aus den 60er Jahren.