Vorbildlich: Die Vintage II ’57 Stratocaster kommt perfekt eingestellt aus dem Koffer
So soll es sein! Aus dem Koffer nehmen, spielen und Spaß haben. Das war mein erster Eindruck beim trockenen Antesten mit der Fender American Vintage II ’57 Stratocaster. Die Gitarre hat einen schönen ausgewogenen Klang, ist sehr klar im Höhenbereich und schlank in den Bässen. Der Antritt ist sehr schnell, perkussive und knackige Rhythmusparts sollten kein Problem sein. Die Verarbeitung ist wirklich erstklassig, die Bünde sind blank poliert, da kratzt absolut nichts beim Bending oder Vibrato. Der einschraubbare Tremoloarm sitzt gut und hat beim Bewegen wenig Spiel. Mit einer untergelegten Feder wird es dann perfekt, aber auch ohne Feder kann man butterweiche leichte Tremoloaktionen spielen. Der Hals ist kräftig, liegt aber sehr gut in der Hand und ist auch mit kürzeren Fingern noch gut zu umfassen, um hin und wieder einen Akkord mit Daumen auf der tiefen E-Saite zu spielen. Im Vergleich zu einem unlackierten Halsrücken bremst unsere lackierte Ausführung leicht beim Lagenwechsel, aber da hat jeder seine eigene Akzeptanzschwelle und nichts geht über Ausprobieren. Mich hat es ehrlich gesagt nicht gestört.
Die American Vintage II ’57 Stratocaster startet mit Cleansounds in die Praxis
Wir starten im Praxisteil mit den unverzerrten Sounds und dafür wird die Gitarre vor einen Tweed Deluxe Klon geschaltet, der an eine 1×12 Box (Celestion Alnico Blue) angeschlossen ist. Der Speaker wird mit einem Beyerdynamic M-160 abgenommen. Bei den Cleansounds glänzt die Strat wie eine Eins und sorgt für sehr perlige und glockige Töne in den Zwischenpositionen. Wer die Sounds von Mark Knopfler oder David Gilmour mag, hat eindeutig grünes Licht. Das geht weiter über knackige Funk-Rhythmen, Country-Twang oder Reggae-Grooves. Die American Vintage II ’57 Stratocaster hat überall ein Wörtchen mitzureden und alles sehr fundiert und auf hohem Niveau. Die Klangauflösung ist ausgezeichnet und Akkorde über mehrere Saiten klingen sehr ausbalanciert.
Auch Overdrive-Sounds liegen unserer ’57 Stratocaster
Bei den Overdrive-Sounds gibt es ebenfalls durchweg Positives zu vermelden. Unsere Testkandidatin liefert mit den klassischen Amps (Vox, Marshall) einen sehr drahtigen Ton mit hohem Durchsetzungsvermögen. Spielt man die Gitarre über einen Vox Amp, der bekanntermaßen eine gute Portion Höhen im Gepäck hat, wird es mitunter etwas scharf. Abhilfe schaffen hier die Tonpotis an der Gitarre, die mit ihrem balancierten Regelweg so gut dosiert entschärfen, dass der Biss nicht zahnlos wird.
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Satter Classic-Rock gehört ebenfalls zum Repertoire der Vintage II ’57 Stratocaster
Mit dem Volume-Poti an der Gitarre kann ein Mid-Gain-Sound recht schnell entzerrt werden, wie man im zweiten Beispiel hören kann. Zu Beginn war der Volume-Regler auf 10, dann ging es zurück auf 8 und der Klang ist schon fast clean. Das alles im Bezug auf die historisch korrekten Bauteile, die mir persönlich allerdings hier etwas zu steil regeln. Mir käme hier ein längerer Regelweg zum Entzerren mit dem Volume-Poti an der Gitarre entgegen. Aber da die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, soll dieser Umstand auch nicht negativ in die Bewertung einfließen. Kernige Rocksounds in Richtung Classic-Rock á la Blackmore funktionieren mit den Pickups recht gut, aber alles, was darüber hinausgeht, wird etwas kritischer. Für brettharte High-Gain-Sounds sind die Pickups doch etwas zu schwach und nehmen gerne Nebengeräusche mit auf, wenn man nicht in den Zwischenpositionen spielt.
Zum Abschluss hört ihr die Fender American Vintage II ’57 Stratocaster im Bandkontext mit ihren beiden klanglichen Schokoladenseiten, den Clean- und Crunchsounds.