Praxis
Praxis und Sound
Schon beim ersten Anspielen war ich vom angenehmen Ton und dem Gewicht der Chris Shiflett Telecaster überrascht, denn mit perfekt verteilten 3,5 kg liegt die Gitarre angenehm im Arm. Ihr Primärklang ist sehr ausgeglichen, laut und resonant. Was Fender hier für einen Straßenpreis von weit unter 1000 Euro bietet, ist schon eine kleine Sensation. Neben dem ausgeprägten Sustain gefällt mir auch die Bespielbarkeit sehr gut. Der 12-Zoll-Griffbrettradius ermöglicht nicht nur flüssiges Spiel über den gesamten Hals, sondern auch extremes Saitenziehen in hohen Lagen.
So weit ist alles im grünen Bereich, also ran an den Speck und auf ins Studio. Bei meinen ersten Gehversuchen habe ich die cleanen Eigenschaften der Gitarre abgeklopft. Alleine schon wegen der kraftvollen Pickups und deren Betonung im oberen Mittenbereich kann mich der Sound in dieser Disziplin jedoch nicht wirklich überzeugen. Der Stegpickup klingt unverzerrt zwar fett, gleichzeitig aber auch statisch und komprimiert. Der Twäng, den die Gitarre unverstärkt liefert, tritt dabei in den Hintergrund.
In der Zwischenposition bringt sie nicht den klassischen Telecaster-Ton, den man von den Modellen mit Singlecoil-Bestückung kennt. Dazu ist der Sound einfach zu mächtig. Eine gewisse Ähnlichkeit ist zwar vorhanden, aber man befindet sich hier klanglich in einer Zwischenwelt von Les Paul und Telecaster.
Der Halstonabnehmer gefällt mir am clean eingestellten Gitarrenverstärker besser als sein Kollege am Steg oder als die Zwischenposition beider Pickups. Hier kann man in gewisser Weise sogar einen jazzigen Sound einstellen. Merkwürdigerweise kommt hier der Twäng, den die Gitarre unverstärkt liefert, am besten rüber. Das Ganze hat mit einem knackigen und bluesigen Sound jedoch nichts zu tun, dazu ist der Ton zu undynamisch.
Kommen wir zu den verzerrten Sounds, für die diese Gitarre ja im Grunde genommen auch gemacht wurde. Hier kann die Chris Shiflett Telecaster absolut punkten. Die heißen Pickups setzen sich dank ihrer ausgeprägten Mitten auch mit sehr viel Gain gut im Bandgefüge durch, und das, ohne zu harsch oder nasal zu klingen. Der Stegpickup bringt einen knalligen, ausgewogenenTon, sowohl bei fetten, tiefer gestimmten Riffs wie auch beim Solieren in den hohen Lagen.
Egal, welche Pickupkonstellation man einstellt, die Gitarre matscht nie. Gitarrenriffs kommen pfeilschnell und akkurat angeflogen und es macht einfach Spaß, mit dem Teil abzurocken. Selbst in der Zwischenposition, die mir mit viel Gain weitaus besser gefällt als im cleanen Bereich, lassen sich sehr markante High Gain-Sounds erzeugen.
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Der Halspickup ist optimal auf die Bedürfnisse von High Gain-Fetischisten ausgelegt. Er bringt einen luftigen Zerrsound mit knackigen Obertönen und einer gewissen Frische, die man bei vielen Humbuckergitarren in der Halsposition vermisst. Das Kompressionsverhalten und der Frequenzgang stehen in einem sehr guten Verhältnis zueinander. Im folgenden Audiobeispiel habe ich den Akkord am Ende ausklingen lassen, um das Sustain der Gitarre zu demonstrieren. Hier ist übrigens kein Feedback im Spiel – die mikrofonierte Box steht bei mir in einem separaten Raum.