Praxis
Mein durchaus positiver Eindruck erhärtet sich, als ich den Bass zum ersten Mal spiele. Es kommt nicht allzu oft vor, dass man einen Bass aus dem Karton direkt anschließen und spielen kann, ohne erst die Halskrümmung, die Saitenlage und diverse andere Einstellungen justieren zu müssen. Dem schwarzen Lacquer kann ich allerdings ein hervorragendes Setup attestieren, ein fast gerader Hals mit nur minimaler Krümmung, ein optimal gefeilter Sattel, der das Greifen der tiefen Töne mühelos zulässt. Die ohnehin schon sehr gute Saitenlage konnte ich sogar noch deutlich sportlicher einstellen und nach unten schrauben, ohne den Sound anzutasten – alle Lagen klingen sauber und kein Bund rasselt. Das spricht für eine präzise Bundierung und bestätigt meinen guten Eindruck hinsichtlich der Verarbeitungssorgfalt.
In Sachen Bespielbarkeit gibt sich das neue Classic Model wie ein Vintage Precision. Der Hals hat zwar kein berüchtigtes Baseballschlägerformat wie einige alte Fender, aber ein ordentliches C-Profil mit dem etwas breiteren Sattel (44,45 mm statt 41,3 mm beim Standard Preci) gibt einem schon ein Pfund in die Hand. Dass seine knapp 3,7 Kilo Gesamtgewicht nicht die Welt sind, zeigt sich an der Balance. Der leichte Korpus hat dem mächtigen Hals mit den schweren Vintage-Mechaniken nichts Ebenbürtiges entgegenzusetzen, sodass ein gewisses Maß an Kopflastigkeit vorprogrammiert ist. Ich hatte schon besser ausbalancierte Precis in der Hand als den Lacquer, aber um ehrlich zu sein, auch schon deutlich schlimmere Patienten. Aber mit einem rutschsicheren Gurt aus Leder und etwas Gegendruck der rechten Hand lässt sich unser Kandidat ganz gut in eine waagerechte Preci-Spielposition bringen.
Soundtechnisch gibt sich der Tieftöner dafür wesentlich gutmütiger. In aller Kürze auf den Punkt gebracht produziert er einen im besten Sinne simplen Sound, der einfach funktioniert. Das Lacquer 50s Modell klingt vielleicht nicht ganz so aufgeräumt, kompakt und transparent wie beispielsweise ein American Standard Modell, dafür aber schön rund und warm im Tiefbass, während sich der obere Bereich etwas gedeckter und milder präsentiert, also typisch „vintage“ eben. Mit diesem organischen Sound macht man in jeder Musikrichtung eine gute Figur, für Soulbass-Grooves ist er sowieso prädestiniert. Aber auch der Slapsound kann sich hören lassen, kommt wirklich „punchy“ und absolut nicht aufdringlich. Ein Precision ist zwar kein Soundchamäleon, sonder eher ein „One Trick Pony“, ein paar Variationen lassen sich mithilfe des Master Tone Reglers aber schon aus ihm herauskitzeln. Mit zugedrehter Höhenblende produziert er noch fettere und weichere Sounds, die sich hervorragend mit Reggae-Grooves oder auch Walking-Basslinien verstehen.
Die Tonblende des neuen 50s Precision aus Mexiko greift wirkungsvoll ins Klangbild ein, der Sound hat aber auch mit abgesenkten Höhen noch ordentlich Fleisch und ausreichend Kontur, um sich im Bandsound durchzusetzen. Insgesamt also eine gelungene Performance des Classic 50s Lacquer Modells am Verstärker. Man merkt allerdings auch schon beim ersten Kontakt im unverstärkten Trockengang, dass die Grundkonstruktion gesund ist und einfach funktioniert – das Instrument ist sehr resonant, hat keine nennenswerten Deadspots und schwingt gleichmäßig in allen Lagen.
Pete sagt:
#1 - 06.06.2014 um 12:48 Uhr
Ähm, sorry, Mexiko ist 'nur' Lateinamerika, nicht Südamerika.
Die Mexikaner produzieren übrigens seit 100 Jahren gute akustische Gitarren und akustische Bassgitarren. Wahrscheinlich zahlt Fender nun endlich Löhne, so dass auch ausgebildete 'Holzarbeiter' mittun wollen...
BonedoMalte sagt:
#2 - 16.06.2014 um 13:40 Uhr
Hallo Pete,du hast natürlich vollkommen Recht! Wir sofort korrigiert!Vielen Dank für den Hinweis!
Malte