Der 2002 verstorbene Dee Dee Ramone (bürgerlicher Name: Douglas Colvin), Bassist der legendären amerikanischen Punk-Pioniere “The Ramones”, gilt bis heute als Ikone und Gesamtkunstwerk. Sein kreatives Schaffen reichte weit über die Musik der Band hinaus, und so wundert es wenig, dass die Firma Fender den Dee Dee Ramone Bass im repräsentativen Rahmen einer ihm gewidmeten Kunstausstellung im New Yorker “Chelsea Hotel” erstmalig vorstellte.
Signature- und Tribute-Modelle sind ja beileibe keine Neuheit im Hause Fender. Viele namhafte Bassisten wurden auf diese Weise schon in die firmeneigene “Hall of Fame” aufgenommen: Reggie Hamilton, Adam Clayton, Roger Waters, Tony Franklin, Duff McKagan, Marcus Miller, Jaco Pastorius, Nate Mendel, Geddy Lee, Steve Harris, etc. Natürlich kann man über Sinn und Zweck solcher Modelle diskutieren, und in der Tat reden sich Bassisten häufig die Zungen trocken darüber, ob dies oder jenes Modell den Namen eines Künstlers tragen darf, nur weil es jetzt diese oder jene Farbe mit diesem oder jenem Pickguard besitzt, wenn sich doch dahinter im Prinzip ein “normaler” Precision- oder Jazz Bass verbirgt. Ich kann diese skeptischen Stimmen gut verstehen, muss jedoch andererseits feststellen, dass man mit Musik nun einmal auch Emotionen verbindet. Signature-Modelle tun in erster Linie genau das: Sie verbinden den Käufer emotional mit dem Instrument und dessen Namens-Paten. Damit verbunden ist nun einmal – neben den weniger offensichtlichen spezifischen Eigenschaften des Instruments – vor allem der “Look”. Ein besonderer Hingucker aus dem Preci-Lager ist nun tatsächlich auch der Fender Dee Dee Ramone P-Bass, und wir wollen einmal herausfinden, ob er nicht nur schön sein kann, sondern auch böse!
Details
Dee Dee Ramone spielte während seiner Laufbahn verschiedene Bässe. Wenn es aber ein spezifisches Bild gibt, das sich in den Köpfen der Allgemeinheit eingeprägt hat, dann ist es der weiße Fender P-Bass mit schwarzem Pickguard und einteiligem Ahornhals/Griffbrett. Und in exakt diesem Look präsentiert sich auch der Bass, den ich aus dem mitgelieferten Fender-Stoffgigbag nehme. Darüber hinaus sind im Lieferumfang noch ein aufwändig gestaltetes Booklet, ein Poster und ein Aufkleber enthalten – für den echten Fan sicherlich ein willkommenes “Add-on”!
Die vielleicht wichtigste Information, die jeder Fender-Interessierte zuerst erfahren möchte, betrifft das Herstellungsland: Mexiko! Außerdem ist der Bass für einen Precision Bass mit Erlekorpus phänomenal leicht: gerade mal drei Kilogramm zeigt die Waage. Nur ein bekannter österreichischer Energy Drink könnte laut Werbeslogan noch leichter sein! Der Bass wurde mit einer Hochglanz-Polyesterlackierung in Olympic White versehen und mit einem schwarzen dreilagigen Schlagbrett bestückt. Der vierfach verschraubte einteilige Ahornhals (C-Profil) ist – einschließlich des Griffbretts – komplett lackiert. Auf der Rückseite des 34″ (86,4 cm) Longscale-Halses sieht man einen Rosenholzstreifen, der zum Verschließen des Kanals für den eingesetzten Halsstab verwendet wurde, so wie bei einteiligen Hälsen üblich. Dieser Holzstreifen wird in Fachkreisen gerne als “Skunk Stripe” bezeichnet, weil er an das gestreifte Fell nordamerikanischer Stinktiere erinnert. Der Trusrod ist bodyseitig zu erreichen. Das ist allerdings kein ganz so leichtes Unterfangen, denn die Kreuzschlitzschraube sitzt – ganz traditionell – zum Teil unterhalb der Decke und die nur angedeutete Ausfräsung des Schlagbretts ist zudem etwas zu knapp bemessen, um wirklich bequem an die Stellschraube zu gelangen: Besser als gar keine Fräsung, aber immer noch ausbaufähig, würde ich sagen!
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Ansonsten ist bei diesem Fender handwerklich alles top verarbeitet. 20 Vintage Style-Bünde schmücken das helle Ahorn-Griffbrett, das mit schwarzen Punkteinlagen versehen wurde, ergänzt durch ebenfalls schwarze Dots an der oberen Griffbrettflanke. Die auf vier große offene Mechaniken aufgezogenen Saiten laufen über einen Sattel aus synthetischem Knochen. Ein einzelner String-Tree bzw. Saitenniederhalter sorgt für zusätzlichen Sattelandruck der G- und der D-Saite. Die klassische Precision-Kopfplatte trägt das große Fender-Logo, das in den 70er-Jahren Verwendung fand. Auf der Rückseite der Kopfplatte hat man Dee Dee Ramones’ Unterschrift einlackiert. Ein weiteres Signature-Element ist auf der rückseitigen Halsbefestigungsplatte zu finden: “Dee Dee Ramone – One . Two . Three . Four” Dieses liebevolle kleine Details geht auf die Anekdote zurück, dass Dee Dee Ramone bei den Konzerten stets jeden Song sehr laut (und schnell) anzählte.
Der Rest ist schnell erzählt: Ein typischer Precision Splitcoil-Tonabnehmer wird mittels eines Lautstärkereglers und einer passiven Tonblende bedient. Die Klinkenbuchse sitzt frontseitig auf dem Schlagbrett, und die Brücke ist eine klassische Fender Chromwinkel-Bridge mit vier einkerbigen Sattelreitern. Die zwei Gurtpins hat man ohne Unterlagen verschraubt. Hier hätte man meiner Ansicht nach gerne noch eine den Lack schützende Filzunterlage dazwischen schieben können.