Praxis
Wichtig: Die im folgenden angegebenen Regler-Positionen sind nicht Uhrzeit-Einstellungen, sondern entsprechen den Zahlen auf den Poti-Knöpfen am Amp.
Bevor wir uns an die verzerrten Töne heran wagen, werfen wir einen Blick auf den Clean-Kanal, den typischen Fender Ton. Der Deluxe Amp hat einen eher warmen Klangcharakter, und man erhält einen ausgewogenen Clean-Sound mit einer Single Coil Gitarre, in diesem Fall eine Telecaster, mit den folgenden Einstellungen am Verstärker: Volume: 4, Treble: 7, Bass: 5.
Bei Volume auf 4 macht sich der Combo schon deutlich bemerkbar. Wir verlassen hier die Zimmerlautstärke und sind im moderaten Übungsraum-Volume, Dinner-Jazz Lautstärke sozusagen. Wo wir gerade beim Thema sind: Für kleine Jazz- oder Blues-Gigs ist der Deluxe Combo natürlich optimal geeignet. Vor allem mit dem eingebauten Hall lassen sich schöne warme Jazz- und Bossa-Sounds erzeugen, hier in Verbindung mit einer ES-335. Um mit einer Humbucker-Gitarre einen absolut klaren Ton zu bekommen, muss der Volume-Regler etwas zurückgenommen werden. Er steht jetzt zwischen 3 und 4, Treble ist auf 6 und Bass auf 7. Wir erhalten einen sehr warmen Semi-Akustik Sound.
Da kann man nicht meckern, der DSP Hall klingt gut, ich vermisse den Federhall ehrlich gesagt nicht. Allerdings bei Surf-Sounds à la Dick Dale und Kollegen wird es mit dem DSP Hall doch etwas matschig, ja und das typische Scheppern und Klackern der Hallspirale fehlt doch irgendwie. Ich habe für das folgende Beispiel die Strat genommen und den Volume-Regler auf 6 gestellt. Da beginnt der Verstärker sehr Fender-typisch zu zerren mit einer ordentlichen Packung Endstufen-Kompression. Der Reverb-Regler steht auf 6, weiter aufdrehen war nicht so angenehm, denn die Akkorde wurden eher unklar wiedergegeben. Das Ausklingen des Reverbs ist gut, keine Nebengeräusche oder „eckige“ Fade Outs.
Wenn man den Clean-Kanal auf 9 stellt, bekommt man möglicherweise Ärger mit dem Nachbarn und stellt fest, dass ein 40 Watt-Amp tatsächlich einigen Krach produzieren kann. Jetzt haben wir den charakteristischen Stones-Sound im Gepäck. Fender Crunch-Tone, leicht angezerrt mit einer Verzerrung, die in den oberen Mitten stattfindet und daher auch extrem durchsetzungsfähig ist. Allerdings kommt hier der 12“ Lautsprecher an die Grenzen, es klingt schon ein wenig zu grell in den Ohren.
Das Rauschen ist trotz der hohen Lautstärke relativ gering, daher eignet sich der Amp sehr gut für Aufnahmen mit fetter Endstufenzerrung … wenn man nicht unbedingt direkt daneben sitzen muss ;-))). Nicht umsonst wird das Vorbild, der ’65 Deluxe Reverb, von vielen Studio-Cracks heute noch sehr häufig eingesetzt. Jetzt geht es weiter mit dem Drive-Kanal, und der macht seinem Namen schon bei niedrigen Gain-Einstellungen alle Ehre. Der Regler steht auf 3, und wir erhalten einen schönen, drahtigen Overdrive-Ton, ebenfalls mit der Zerrung im oberen Mittenbereich angesiedelt. Selbst die Output-schwache Telecaster, die ich hier benutzt habe, bringt eine gute Portion Overdrive an den Start. Die Gitarre wurde auf Drop D gestimmt, da gab es keine Probleme, der Bassbereich wird schlank und knackig übertragen.
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Jetzt drehen wir mal den Gain-Regler einen Hauch weiter (zwischen 3 und 4) und nehmen eine Humbucker-Gitarre, nämlich eine Gibson SG. Der Mitten-Regler wird voll aufgedreht, Bass auf 5, Treble auf 7. Jetzt kommt aus der Kiste ein Ton raus, den ich eigentlich gar nicht von einem Fender Amp gewohnt bin. Es klingt „very british“: knackige Verzerrung und ein guter Attack beim Anschlag. Sehr gut!
Bei etwas höherem Verzerrungsgrad wird jetzt die Anschlagsdynamik getestet. Ich schlage zuerst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick an. Das Ergebnis kann sich hören lassen: zuerst ein leicht angezerrter Ton mit guter dynamischer Ansprache, jede Anschlagsnuance wird übertragen, dann das volle Brett. Der Amp fährt auch hier (Gain auf 5 und Volume auf 9) sehr angenehm in die Endstufenkompression. Dadurch sind kaum Lautstärkeunterschiede zwischen leichtem Picking und hartem Anschlag hör- und spürbar. Was man allerdings merkt, ist die hohe Ausgangslautstärke des Verstärkers. Bei dieser Einstellung haben wir die mittlere Bühnenlautstärke erreicht. Das ist der Moment, wo der Tontechniker mit ernster Miene zum Gitarristen kommt und ihn (mal wieder) bittet, den Amp leiser zu machen.
Auch die Steuerung des Verzerrungsgrades über den Volume-Regler an der Gitarre funktioniert ausgesprochen gut. Hier ein Beispiel mit der selben Einstellung am Amp wie vorher. Zuerst haben ich den Volume-Regler der Gitarre (SG) auf 3 eingestellt, dann auf 10. Die Verzerrung nimmt entsprechend ab, wenn man den Regler zurückdreht. Der Lautstärkeunterschied zwischen den beiden Einstellungen ist nicht sehr gravierend, man kann wirklich ausgezeichnet mit dem Volume-Poti am Instrument arbeiten.
Als nächstes wird der Wirkungsbereich der Klangregelung im Drive-Channel genau untersucht. Der zu testende Frequenzbereich wird zuerst auf 1, dann 5 und letztendlich 10 eingestellt. Die anderen beiden Regler befinden sich in mittlerer Position (5). Es geht los mit dem Treble-Regler.
Als nächstes folgt der Middle-Regler.
Jetzt ist der Bass an der Reihe.
Der Wirkungsbereich der Regler ist im normalen Rahmen, extreme Frequenzverbiegungen lassen sich nicht einstellen, aber das ist in diesem Fall ja auch gar nicht nötig. Am wirkungsvollsten arbeitet der Middle-Regler. Hier lassen sich bei entsprechender Absenkung (3) und maximalem Gain sogar Thrash-Metal-Sounds erzeugen.
Jetzt geht es weiter mit den Effekten. Mit den drei Reglern lassen sich Chorus und Delay sehr gut bedienen, man erreicht eine große Bandbreite von Sounds und hat beim Einstellen sofort das „Bodentreter-Feeling“. Hier ein Beispiel mit einem sehr dezent eingestellten Chorus.
Die etwas krassere Einstellung kommt einem Rotary-Sound schon sehr nahe.
Die Qualität der Effekte ist wirklich sehr gut, das gilt auch für das Delay. Man kann auch hier eine große Bandbreite an Echo-Sounds, vom typischen Slapback Echo mit kurzer Verzögerungszeit bis zum Ultra Long Grand Canyon Echo ist alles möglich. Ihr hört ein Beispiel mit mittlerer Einstellung, ein Delay für Lead-Sounds.