PRAXIS
Jazzbässe aus den 70er Jahren sind in der Regel Kandidaten für die Schwergewichtsklasse, Fender hat für einige Jahrgänge wirklich bleischwere Eschehölzer verwendet, was sicherlich einen großen Teil zu ihrem extrem punchigen und voluminösen Klang beigetragen hat. Nun hat unser Proband zwar keinen Esche-, sondern einen Erlekorpus, bringt aber auch fast viereinhalb Kilo auf die Waage – ein wirklich stattliches Gewicht für einen Viersaiter. Das hat allerdings den Vorteil, dass er sehr gut balanciert am Körper hängt und nicht kopflastig ist, denn das Gewicht sammelt sich überwiegend im Korpus und der dünne Hals zeigt sehr wenig Zug in Richtung Boden. Das Handling ist also trotz des hohen Gewichts recht angenehm und Freunde sportlicher Hälse werden ihre Freude am Profil des Basses haben, wiewohl der Unterschied zu einem normalen 70er Jazzbass nicht extrem, aber dennoch merklich ist. Ich persönlich mag den schlanken Hals, virtuose Läufe gehen gut von der Hand, aber trotzdem hat man genug Material unter den Fingern und das gute Gefühl, dass die Konstruktion stabil ist.
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Der Stegtonabnehmer sitzt beim Geddy Lee Jazz in der typischen 70er Position, also ein Zentimeter näher am Steg als bei einem Jazzbass mit 60er Jahre Spacing. Dadurch rücken die Höhen und Hochmitten stärker in den Vordergrund, was zusammen mit einem Eschekorpus, der sehr viel Tiefbass in den Sound bringt, zum typischen Jazzbass-Scoop-Sound der 70er Jahre führt. Das Instrument hat eindeutig den bissigen Hochmitten- und Höhenanteil im Sound, durch den Erlekorpus klingt er aber etwas wärmer und nicht ganz so mächtig und punchig wie ein schwerer 70‘s Jazzbass. Das Low-End ist durchaus solide und liefert einen schön cremigen Tiefmittenanteil, ein universeller Fingerstyle-Sound, der sich in jedem Kontext gut durchsetzt. Für einen donnernden Slapsound muss man am Verstärker etwas nachhelfen, mit einer Portion Tiefbass und einer dezenten Mittenabsenkung macht der Geddy Lee aber auch hier eine sehr gute Figur, weil er in den Höhen sehr präsent und crisp, aber Gott sei Dank nicht übertrieben harsch klingt. Fusion-Bassspieler, die Jaco-mäßig gerne den Stegpickup allein benutzen, kommen auch voll auf ihre Kosten: Die Hochmitten sind sehr bissig und sorgen für einen aggressiven und sehr gut ortbaren Sound, der sich hervorragend für virtuoses Bassspiel eignet. Vintageartigere Klänge kann man ihm zwar auch entlocken, wenn man den Halspickup betont und die Tonblende zudreht, das ist allerdings nicht die Stärke dieses Instruments. Das muss er als 70‘s Jazzbass Replica aber auch nicht können, dafür gibt es andere Spezialisten in der großen und traditionsreichen Fenderfamilie.