Getestet werden die Fender Hammertone Pedale mit Telecaster, Stratocaster und Les Paul vor einem REVV D20 mit der Impulsantwort einer 4×12 Box mit Celestion Greenback Speakern. Für die genauen Poti-Stellungen in den Audiosamples empfiehlt sich ein Blick in das dazugehörige Video.
Overdrive
Unser erster Proband aus der Hammertone-Serie erweist sich beim Soundcheck als klassisches Overdrive-Pedal mit leichter Mittenbetonung. Im Gegensatz zu einer typischen Tubescreamer-Schaltung lässt es den Bassbereich jedoch nahezu unangetastet und hält zudem mehr Gain-Reserven bereit als das grüne Referenzpedal. Das führt einerseits dazu, dass mit dem Hammertone Overdrive auch satte, druckvolle Drivesounds möglich sind, sorgt aber streckenweise für einen etwas verhangenen Klang. Abhilfe schafft da das interne Trimmpoti zur Feinjustierung der hohen Frequenzen, das für den Praxistest nahezu vollständig aufgedreht wurde. Das Pedal erzeugt auch in der Minimalstellung des Gain-Potis schon relativ viel Verzerrung und ist somit nicht direkt als Clean-Boost zu empfehlen. Pegelreserven zum „Anblasen“ eines nachfolgenden Amps oder Pedals hat es jedoch reichlich. Der Pre-Mid-Boost ist zwar eine interessante Option, betont jedoch vor allem die tieferen Mitten und sorgt damit für einen etwas weniger definierten Sound. Hier wäre eine Betonung der Hochmitten für mehr Präsenz vielleicht sinnvoller gewesen. Alles in allem liefert der Hammertone Overdrive sehr ansprechende und brauchbare Rock- und Hardrock-Sounds, gehört aber eher nicht in die Familie der „transparenten“ Verzerrer.
Distortion
Das Hammertone Distortion-Pedal präsentiert sich als raubeiniger Verzerrer mit sattem Bassfundament, etwas ausgehöhlten Mitten und leicht sterilen Höhen. Es steht damit eher in der Tradition der Distortion-Pedale der späten 70er, wie etwa dem MXR Distortion+ oder dem Boss DS-1 und trägt in Extremeinstellungen schon leicht Fuzz-artige Züge. Mit dem etwas unaufgeräumten Bassbereich empfiehlt sich das Hammertone Distortion eher nicht für tightes Metal-Riffing, macht aber eine gute Figur bei Single-Notes und offen gespielten Akkorden. Auch hier kann das interne Trimmpoti für den Höhenbereich nachhaltig in den Klang eingreifen und das interne Mittenpoti sorgt bei Bedarf für etwas mehr Wärme und Charakter. Insgesamt gehört das Hammertone Distortion-Pedal weniger zu den Verzerrern, die das Attribut „amp-like“ verdient hätten und setzt dem Signal, egal ob mit Humbuckern oder Singlecoils, eine starke eigene Note auf. Es eignet sich damit hervorragend für etwas dreckigere Rock- und Grunge-Sounds und lässt sich vielleicht am besten als Kreuzung aus Vintage-Distortion und Big Muff beschreiben.
Delay
Das digitale Delay-Pedal aus der Hammertone-Serie liefert bei Bedarf glasklare Wiederholungen mit Verzögerungszeiten bis zu knapp einer Sekunde und macht in dieser Disziplin einen einwandfreien Job. Die beiden Modi für Analog- und Tape-Delay weisen den typischen Lo-Fi-Charakter auf, in dem jede Wiederholung etwas an „Qualität“ verliert. Beim Analog-Modus betrifft dies vor allem die Höhen, währen der Tape-Modus eher die Bässe beschneidet. Auffällig ist, dass beim Wechsel zwischen den Modi sowohl das Feedback als auch die Delay-Zeit leicht variieren, was für den direkten Vergleich doch etwas unpraktisch ist. Die schaltbare Modulation empfiehl sich vor allem für die Analogsounds und simuliert das typische „Eiern“ eines Bandechos. Allerdings ist sie dafür von Haus aus etwas zu intensiv eingestellt, was sich aber leicht über die internen Depth- und Speed-Potis korrigieren lässt. Auch Slapback-Sounds meistert das Hammertone-Delay mit Bravour und braucht sich insgesamt in Sachen Klang und Funktionsumfang vor deutlich teureren Alternativen nicht zu verstecken.
Für dich ausgesucht
Reverb
Das Hammertone Reverb zeigt sich beim ersten Soundcheck als Spezialist für mittlere bis große Raum-Sounds und gehört trotz der zwei Tone-Modi eher zu den dunkel klingenden Hallpedalen. Ausladende Shimmer-Reverbs mit endlosen Hallfahnen gehören somit nicht unbedingt zu den Stärken unseres Probanden, dafür aber die wärmeren und unaufdringlichen Hall-Settings. Wem die Hallfahnen dennoch zu höhenlastig sind, der kann diese mit dem alternativen Tone-Setting oder dem Damp-Regler weiter abmildern. Schade ist, dass Fender dem Hammertone Reverb keinen Spring-Modus spendiert hat, zumal sich die Settings für Hall und Room nahezu identisch einstellen lassen. Unverständlich ist auch, dass das Hammertone-Reverb der einzige der vier Kandidaten ohne internes Trimmpoti ist. Hier hätte dem Pedal zum Beispiel ein regelbares Pre-Delay oder ein zusätzliches Tone-Poti gutgetan. In den Audio-Files hören wir das Reverb sowohl vor dem Amp als auch im FX-Loop und im letzten Audio-File zusammen mit den anderen drei Pedalen in der Reihenfolge Overdrive->Distortion->Delay->Reverb.
Zu guter Letzt hören wir noch alle vier Hammertone-Pedale auf mehreren Gitarrenspuren im Song-Kontext mit Bass und Schlagzeug.