Praxis
Mit 4,3 kg Gewicht bewegt sich unser Testkandidat noch nicht im kritischen Bereich, Bestwerte sehen in dieser Preisklasse jedoch anders aus. Ob im Sitzen oder im Stehen – konstruktionsbedingt muss man bei einem Jazz Bass immer mit etwas Kopflastigkeit rechnen, und so ist es auch beim “60th Anniversary”-Modell. Dieses Problem ist aber nun einmal systemimmanent – selbst deutlich teurere Derivate beißen sich an diesem Thema die Zähne aus! Beim Design dachte Leo Fender damals sicher nicht zuerst an Ergonomie, Handling und Gewicht – diese Punkte wurden erst über die Zeit immer wichtiger!
Dank des U-Profils des Halses hat man genügend Fleisch in der Hand und kann schön “zupacken”. Die im Vergleich zum Precision Bass relativ schmalen 38 mm Sattelbreite machen es den Fingern bequem und sorgen für eine tolle Bespielbarkeit. Wer Jazz Bass Fan ist, wird sich hier fraglos schnell heimisch fühlen.
Der Radius des Griffbretts kommt der Greifhand bei konservativen Spiel entgegen, moderne Techniken wie Tapping, Akkorde etc. fallen durch die Rundung allerdings etwas schwerer. Alle 20 Bünde sind problemlos zu erreichen, in den höheren Lagen kommt es bei meinem Testbass allerdings zu merklichem Schnarren – und das, obwohl die Saitenlage ab Werk nicht gerade komfortabel eingestellt war!
Der akustische Sound verspricht dafür einiges: sehr drahtig und knackig wirkt alles schon beim ersten Ton. Im Vergleich zu den Standard-Modellen habe ich das Gefühl, dass der 60th Anniversary Jazz Bass noch etwas agiler und präziser ist, er “will” einfach klingen. Natürlich kann ich nur für meinen Testbass sprechen, aber immerhin werden hier ja auch 30% Aufpreis zur Fender Professional Serie aufgerufen. Dafür kann der User dann auch etwas mehr erwarten!
Bestnoten für Transparenz und Auflösung darf man sich von einem Jazz Bass nicht erhoffen, da haben erwartungsgemäß andere Konstruktionen die Nase eher vorne. Auf der anderen Seite ist dies auch nicht der Grund, warum man zu einem Instrument wie diesem greift. Die große Stärke dieses Basses ist jener unvergleichliche Allround-Sound, welcher auf magische Weise in jeder Stilistik und Spieltechnik zuhause ist. Ob dies auch beim 60th Anniversary Jazz Bass der Fall ist, sollen folgende Soundbeispiele zeigen:
Für dich ausgesucht
Der 60th Anniversary Jazz Bass liefert hier definitiv ab, alle Sounds besitzen eine hohe Authentizität – wenn man so etwas von einem Original überhaupt sagen kann! Wie es sich schon beim akustischen Klangtest angedeutet hat, wirkt alles jedoch noch eine Spur agiler und präziser im Vergleich zum “Standard” American Professional. Die Möglichkeiten mit den zwei Tonblenden erweitern das klangliche Spektrum zwar nicht übermäßig, sorgen aber doch immerhin für ein paar weitere interessante Varianten!
Holger Hetschko sagt:
#1 - 29.09.2020 um 07:42 Uhr
"... kleinere Verarbeitungsmängel, wie die nicht ganz genauen Spaltmaße beim Hals-Korpus-Übergang ...". Das ist schon ein Ding. Wie ist das in Zeiten von CNC-Magic möglich? Auch bei der Bundierung sollte ein Konzern wie Fender sich im Jahr 2020 nicht die Blöße geben, Stichwort Plek.
Immer wieder liebäugle ich mit einem amerikanischen Fender. Aber letztlich scheinen tatsächlich nur die Japan-Modelle die normalen Anforderungen zu erfüllen.
Es gab übrigens 2013 eben aus Japan einen FSR Jass Bass mit ganz ähnlichen Zutaten nur ohne Aschenbecher. Hätte ich da bloß zugeschlagen ...LG and die Redaktion und danke für die super Reviews!