Praxis
Dank des kleiner ausgefallenen Korpus lässt sich die Jag-Stang erstaunlich komfortabel bespielen, die ergonomischen Ausfräsungen vermisse ich dabei nicht im Geringsten. Der kleinere Korpus hat jedoch auch zur Folge, dass die Gitarre leicht kopflastig ist, was aber beim Bespielen im Sitzen wie auch im Stehen am Gurt automatisch ausgeglichen wird und nicht weiter auffällt. Auch seitens der Werkseinstellungen gibt es nichts zu bemängeln, die Bünde wurden an den Kanten entgratet und auch die Intonation lässt keine Wünsche offen, top!
Aufgrund der deutlich verkürzten Mensur lässt sich die Jag-Stang sehr leicht bespielen, dabei liegt der Hals für meinen Geschmack fantastisch in der Hand und erinnert mich an originale Fender-Gitarren aus den 60ern, die ich im Laufe der Jahre gespielt habe. Deren Hälse fallen nämlich überwiegend eher schmal und handlich aus als die meist dicken Baseballschläger, die bei neueren Gitarren als Vintage bezeichnet werden.
Die folgenden Beispiele habe ich mit meinem Marshall JVM 410 in Kombination mit einer Universal Audio OX Box mit angewähltem Vintage 30 Speaker-Cabinet eingespielt und die Aufnahmen anschließend natürlich nicht weiter im Klang bearbeitet. Lediglich eine Lautstärkeanpassung habe ich vorgenommen.
Bei allen Aufnahmen starte ich mit dem Steg-Humbucker, schalte dann auf beide Pickups, es folgt die Out-Of-Phase-Stellung und endet natürlich mit dem Hals-Singlecoil.
Los geht es mit dem Clean-Kanal des Amps.
Erwartungsgemäß fällt die Out-Of-Phase-Schaltungsvariante deutlich dünner aus als die drei anderen, die wiederum die klassischen Fender-typischen Sounds der entsprechenden Positionen abdecken. Sehr erfreulich dabei ist auch, dass der Humbucker in seinem Output moderat ausfällt und somit auch am cleanen Kanal des Amps punkten kann. Die Mittelposition (normal) liefert den bekannt glockigen Klang, der Hals-Singlecoil zeigt sich perlig warm – sehr schön!
Ich schalte nun einen Gang höher und wähle am Amp einen schmutzigen Cleansound.
Auch hier kann die Jag-Stang liefern, alle Positionen besitzen Durchsetzungskraft, die Attacks bleiben klar im Vordergrund und frischen den Sound auf. Je höher der Zerrgrad, desto besser integriert sich auch der Out-Of-Phase-Klang.
Mit deutlich mehr Gain geht es bei den folgenden Beispielen weiter.
Sehr überzeugend, was die Gitarre am zerrenden Amp liefert. Hier sind dreckige Sounds angesagt, wobei alle vier Schaltungsvarianten frisch, aber auch kontrolliert aus den Speakern tönen. Sie decken eine beachtliche Anzahl an Sounds ab, die allesamt durch ihre direkten Attacks auffallen und für meinen Geschmack in unterschiedlichsten Musik-Genres eingesetzt werden können.
Beispiele aus der High-Gain-Ecke dürfen natürlich auch nicht fehlen, daher geht es nun in den nächsthöheren Kanal des Marshalls, wo ich einen satten, deutlich zerrenden High-Gain-Sound anwähle. Auch hier schalte ich wie bei allen Beispielen zuvor durch die vier Schaltvarianten der Pickups.
Für dich ausgesucht
Kein Wunder, dass die Jag-Stang das Instrument der Wahl des späten Kurt Cobain war, denn sie vereint in der Tat das Beste aus beiden Gitarrenwelten. Was hier im High-Gain-Kanal aus den Speakern tönt, ist wirklich beeindruckend und besitzt in der Tat eine eigene klangliche Note.
Auf der einen Seite steht hier der mittige, fette Humbuckersound, auf der anderen Seite der fast schon quäkige Out-Of-Phase-Klang, und mittendrin die glockigen Singlecoil-Varianten, was für eine wirklich beeindruckende Klangausbeute am ziemlich heftig zerrenden Amp sorgt.
Ein kleines Manko hat die Jag-Stang allerdings schon, denn erstens lockert sich innerhalb kürzester Zeit die Madenschraube, die den Tremoloarm am System befestigt, und zweitens ist das System selbst leider nicht wirklich stimmstabil. Schon bei sehr moderatem Einsatz verstimmen sich die Saiten deutlich.
Wie sich die Jag-Stang im Bandkontext macht, zeigt der folgende kleine Song.