PRAXIS
Beim ersten Anspielen fiel unangenehm auf, dass die Gitarre offensichtlich nicht richtig eingestellt war. Es war einfach nicht möglich, einen Akkord zu spielen, der nicht verstimmt klang. Aber auch nachdem ich sie mit Schraubenzieher und Stimmgerät endlich bund- und oktavrein eingestellt hatte, blieb das Problem. Erst nach dem Aufziehen neuer Saiten und dem Wiederholen der ganzen Einstellarie war endlich ein vernünftiges Spielen möglich. Ich hoffe doch sehr, dass ich ein Montagsexemplar erwischt hatte, aber selbst das sollte im Jahre 2012 kein Thema mehr sein, zumal das Instrument ungefähr 1500 Euro kostet.
Die Bespielbarkeit ist insgesamt gut. Die kürzere Mensur ist schon ein wenig gewöhnungsbedürftig, macht aber Spaß. Mit ihren 4,1 Kilo ist sie kein wirkliches Leichtgewicht, sorgt aber für ordentlich Punch und tönt bereits unverstärkt laut und resonant. Neugierig geworden schließe ich sie an einen Fender Deluxe an. Dieser, wie auch alle anderen Amps, wird wie immer mit zwei Mikros abgenommen, einem Shure SM57 und einem Sontronics Halo.Ich spiele vier Mal dasselbe, schalte aber in jedem Durchgang die Pickups um. Die Reihenfolge ist Steg, Mitte, Hals, Rythm Switch.
Die Cobain Jaguar klingt recht eigenständig. Alle vier Positionen sind vollwertig verwendbar und decken eine breite Palette an Sounds ab. Negativ fällt auf, dass die Pickup-Schaltungen verschieden laut sind. Das liegt daran, dass der Hals-Humbucker zu weit in den Rahmen gedreht wurde. Aber das ist ein Problem, das sich relativ leicht beheben lässt.
Jetzt hören wir den Hals Pickup in Verbindung mit dem Fender Deluxe, den ich ziemlich weit aufgerissen habe, um eine leichte Zerre zu erhalten.
Hals-Humbucker tendieren oft zum Mumpf, nicht so dieser Kollege. Obwohl ich in einer tiefen Lage spiele, sind alle Töne klar definiert und haben einen angenehmen Schmatz beim Anschlag. Auch die Bassanteile halten sich positiv in Grenzen.
Für einen erhöhten Gain-Spiegel wechsele ich zum Plexi-Marshall. Im ersten Beispiel verwende ich den Humbucker ganz normal, im zweiten aktiviere ich den Rythm-Schalter.
Hier kann man ganz deutlich den Unterschied hören: Der Rythm Circuit Sound klingt dünner, fast schon belegt, der Humbucker dagegen schiebt genau diese Charakteristiken zur Seite und gibt ordentlich Gas. Er verdichtet und drückt mit einem fetten Mittensound los. Akkorde werden klar und mit einem soliden Fundament dargestellt, also mit gesunden Bass- und Tiefmitten-Anteile. Da die Jaguar für mich nicht wirklich ein Soloinstrument ist, habe ich alle Pickup-Möglichkeiten in einen Song gepackt, um sie im Bandkontext zu zeigen. Für die cleanen Sounds kommt die Rythm Schaltung zum Einsatz, den Crunch bedient der Steg-Humbucker. Die tiefe Melodielinie im zweiten Teil stammt aus der Mittelstellung und die gedoppelte Oktave dazu vom Hals-Humbucker.
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Die Gitarre ist ein echtes Arbeitspferd und schreit förmlich nach Riffs. Dabei bleibt sie erstaunlich kultiviert. Alle Pickup-Positionen finden ihren Platz und sorgen für authentische Sounds, ohne dass man dafür lange am Amp herumschrauben müsste.
Pedro sagt:
#1 - 15.02.2012 um 23:46 Uhr
Angesichts der im Bericht angesprochenen Mängel und einem UVP von 1.545 EUR, halte ich eine 4,5 Stern Bewertung für deutlich zu positiv.Selbst eine Squier der mittleren Preisklasse kommt heute nicht mit solchen Intonationsproblemen aus dem Werk.
Bassel sagt:
#2 - 16.02.2012 um 20:27 Uhr
Hallo Pedro,
Natürlich ist es ärgerlich wenn ein Instrument schlecht eingestellt geliefert wird (ich musste sie schliesslich zwei mal neu Einstellen), kann aber durchaus passieren. Unabhängig davon ist die Verarbeitung und vor allem der Sound definitiv 4,5 Punkte Wert.
Beste Grüße
Bassel