In Fender-Kreisen sind die Gemüter oft gespalten, wenn es um die richtige Herkunft der Gitarre oder des Basses geht. Zeit, mit dem Mythos aufzuräumen … oder ihn zu bestätigen?
Geschichte
Der Schlüssel für die Behauptung, dass ein Land besser als ein anderes sei, liegt in der Zeit. Anfangs war Japan das heutige China oder Indonsien, also ein Land, wo man sehr preiswert Arbeitskraft einkaufen konnte – dementsprechend lausig ist auch die Qualität mancher 70s Gitarren aus Japan. Das Gleiche gilt für Mexiko, denn im Vergleich kostet eine Arbeitsstunde dort einfach weniger als in den USA.
Allerdings heißt das nicht, dass eine Gitarre deswegen grundlegend besser oder schlechter verarbeitet ist oder klingt. Erst mal ist nur das Land anders. Die Firma hat schließlich auch gewisse Richtlinien und einen Ruf zu wahren. Aber schauen wir doch mal näher hin.
Fender Japan
In Japan hat Fender mit dem Produktionswerk allerdings ein glückliches Händchen bewiesen und durch wohl gute Endkontrollen die Latte etwas höher gelegt. Die Gitarren und Bässe überstiegen die Qualität der Modelle aus den USA teils um Welten, vor allem in der Verarbeitung whte in Japan ein ganz anderer Wind. Aber auch hier gab es Verarbeitungsprobleme hie und da – ich hatte gleich drei „Early 80s“ aus Japan in der Hand, die waren zum Fremdschämen, wohl aber auch andere, die waren Wahnsinn.
Die goldene Ära der Fender Japan Modelle war in den 1980s, als Fender die Produktion in Fujigengakki (Fujigen) aufnahm. Pre CBS Modelle sind heute nicht umsonst gesucht. Deswegen sind auch Squiers aus der Japanzeit (JV) sehr gesucht, denn die sind qualitativ auf Fender-Niveau und nochmal deutlich drunter. Gleichzeitig hatte Fender USA in den 1970ern und 80ern qualitativ etwas zu kämpfen.
Das heißt aber nicht, dass aus Japan nicht auch Gurken kommen können.
Fender Mexiko
Heute ist es so, dass eine Fender, egal woher, eigentlich immer gut ist. Problem bei den Mexikos: Die wurden so krass (maschinell) überproduziert und haben derartige Qualitätsstreuungen, dass man wirklich nach einem guten Modell suchen muss. Und eine Mexiko verliert schneller an Wert.
Deswegen ist der schlechte Ruf nicht von ungefähr, aber oft einfach nur unberechtigt. Hier kann gut ein Schnäppchen gemacht werden. Anspielen ist aber Pflicht.
Also Fender USA, oder?
Aktuell befinden sich drei Instrumente von Fender in meinem Besitz: Ein Fender Precision Bass aus den USA, eine Fender Jazzmaster aus Mexiko und eine Fender Stratocaster aus Japan. Also ein ziemlich guter Querschnitt. Ich hatte bisher ca. 15 Precis (nacheinander), hier waren die Mexiko-Modelle wirklich immer nicht so gut verarbeitet wie ihre Kontrahenten aus Fernost oder Nordamerika.
Bei der Jazzmaster habe ich bei Erhalt der mexikanischen die bisher 4 US- und Japanmodelle keinen Deut mehr vermisst. Und die Stratocaster? Naja, ist halt eine Strat. Solide und bewährt. Und ich konnte da bisher aus keinem Land meckern. Nur die eine aus den USA hatte einen Dead Spot im 15. Bund. Die Mexiko und die Japan Strats nicht. Ist nicht alles Gold, was aus Murica kommt.
Wer auf Nummer sicher gehen will, spielt ohnehin an. Dann kann man auch mal preiswerter eine Gitarre erstehen, wenn man die Vorurteile über Bord wirft und auch mal eine Mexiko gegen die USA antreten lässt und die für einen besser ist.
Ihr seht, alles ist möglich. Also: Vorurteile abschalten, kennenlernen und erst dann den Mund aufmachen. Ein guter Tipp fürs ganze Leben.
Telecaster Vergleich
Schaut euch mal das Video von Darrell Braun Guitars an. Er vergleicht eine japanische, eine mexikanische und eine US-Telecaster. Diese sind zwar aus unterschiedlichen Jahren und Serien, aber grundlegend tut das dem Vergleich keinen Abbruch. Vor allem, weil man hier mal reinhören kann.