Praxis
Da das Gitarrensignal bereits mit einer Speakersimulation belegt ist, ergibt es wenig Sinn, diese noch einmal per Mikrofon abzunehmen, und dafür ist der Mustang auch nicht konzipiert.
Für unsere Testzwecke, aber auch für die Livesituation, erscheint es am sinnvollsten, die beiden XLR Stereo-DI-Ausgänge direkt ins Mischpult bzw. das Audiointerface zu führen und den eingebauten Lautsprecher als Monitor einzusetzen. Aus diesem Grund sind auch sämtliche Soundbeispiele in diesem Test direkt aus dem Line-Out an meine Soundkarte, eine RME Fireface UFX, angeschlossen. Die verwendeten Gitarren werden jeweils angegeben.
Zu Beginn steppe ich durch einige Werkspresets, die aus meiner Sicht bereits ein gutes Abbild des Potentials dieses Amps abgeben und nicht, wie bei manch anderen Herstellern, zu überladen sind.
Die Cleansounds klingen relativ spritzig und lebendig und die Crunchsounds liefern einen ordentlichen Druck. Die Qualität der Effekte erstaunt ebenfalls, die für mich zwar nicht nach High-End, aber dennoch ziemlich wertig wirken. Auch wenn der Amp nicht ganz seine Preisklasse leugnen kann und ein paar Abstriche im Bereich Dreidimensionalität der Ampmodelle zu verzeichnen sind, finde ich, dass der Mustang für ein Modelling-Verstärker für unter 400 Euro erstaunlich plastisch wirkt. Auch der Sound über den internen Speaker überzeugt und liefert allemal genug Druck und Lautstärke für Übesessions oder Proben.
Kommen wir nun zu ein paar Eigenkreationen. Hierzu wähle ich das ´70s British Modell, was einem Marshall Super Lead Plexi nachempfunden wurde, und bekomme als Cabinet gleich eine passende 4×12″ Celestion Greenback Box vorgeschlagen.
Man muss nicht viel an den Parametern drehen, um sofort einen sehr attraktiven Lowgain-Crunch zu erhalten, der auf mich überraschend dynamisch wirkt.
Das Editieren läuft sowohl am Amp als auch in der App sehr intuitiv und geht extrem leicht von der Hand. Als Gitarre hört ihr eine Fender Stratocaster.
Um in der App einen Effekt hinzuzufügen, drücke ich ein kleines +-Symbol und kann wählen, ob der Effekt Pre-FX oder Post-FX platziert werden soll, sprich, vor der Vorstufe oder eben dahinter. Ganz standesgemäß entscheide ich mich für ein Univibe, das ich vor die Vorstufe hänge. Auch diese Emulation ist gut getroffen und lässt sich in Geschwindigkeit, Intensität und Lautstärke regeln.
Wir bleiben geografisch auf der Insel und ich wähle mit dem 60´s British die Emulation eines Vox AC30. Da dieses Modell z.B. von Brian May gerne in Kombination mit einem Rangemaster Treble Booster eingesetzt wurde, packe ich diesen gleich dazu. Auch hier wurde der Vox-Charakter sehr gut getroffen und der Rangemaster hilft dabei, noch eine Prise Gain mehr aus dem Amp zu kitzeln.
Da oben bereits ein Drop-D-Riff über einen Metalsound vorgestellt wurde, entscheide ich mich nun für ein Friedman Modell, das dem Brown Eye nachempfunden wurde. Ich wechsele meine Gitarre zu einer Ibanez AZ und erhalte sofort den typischen High Gain Sound für 80s Rock-Riffs. Manchmal lohnt es sich extrem, bei der Ampwahl nicht die vorgegeben Cabinets zu benutzen, sondern ein wenig zu experimentieren. Hier erklingt der Friedman z.B. mit einer 4×12″ Greenback Box.
Für dich ausgesucht
Werfen wir nun ein Ohr auf ein paar Effektsounds, wozu ich einen Fender Deluxe Reverb als Plattform benutze, der sehr gut mit allen Effekten harmoniert.
Für das Folgebeispiel konnte ich zwischen einem Opto- und einem Biastremolo wählen, wobei das “Sine-Tremolo” für letzteren Bautyp steht. Der Effekt wabert sehr angenehm und klingt harmonisch und natürlich. In Kombination mit einem Spring Reverb und einem Echoplex erhält man schöne Vintage-Cleansounds.
Pitch Shifter- und Harmonizer-Effekte sind oft die Achillesferse preisgünstiger Digitaleffekte, doch der “Pedal Harmony”-Effekt verrichtet seine Aufgabe sehr sauber in puncto Tracking und Notenerkennung. Für etwas Crunch sorgt hier der Mythic Drive, der zweifelsohne für die Emulation eines Klon Zentaurs steht.
Der Mustang ist zwar mit nur einem Speaker ausgestattet, ermöglicht aber dennoch Stereoeffekte, wenn man den DI-Ausgang verwendet. Hier kommt ein Ping-Pong-Delay zum Einsatz und ich wähle für ein Stevie-Ray-Vaughan ähnliches Riff eine Tube Screamer Emulation, die ebenfalls ziemlich authentisch getroffen wurde.
Wenn es mal beim Gig schnell ein Akustikgitarren-Sound sein soll, kann man sich des “Acoustic Sim” Ampblocks bedienen. Zwar klingt dadurch keine E-Gitarre sofort wie eine 2000-Euro-Dreadnought, aber das Ergebnis kann sich dennoch hören lassen. Mit etwas Hall, Kompression und einem dezenten Chorus kann man den Sound noch etwas aufwerten.
Max sagt:
#1 - 20.08.2023 um 01:32 Uhr
Leider bietet Fender die Tone App nicht direkt an, sondern nur über Google oder Apple. Wer zu denen keine Kontakte unterhält oder unterhalten möchte ist raus. Mußte ich erfahren als ich mir den GTX 50 neulich angeschafft hatte. Wollte die App am PC nutzen, nicht am smartphone, weil ich kein smartphone-user bin.