Praxis
Anschließen und losspielen ist beim Mustang II kein Problem. Die Presets werden mit dem Presetwahlregler angewählt und man findet schnell seine persönlichen Favoriten. Trotzdem kann ich nur jedem empfehlen, die Software zu installieren, denn dann geht die Party erst richtig los. Dank der zahlreichen simulierten Effektpedale gibt es unzählige Kombinationsmöglichkeiten und Klangvarianten, die ich dem Zwerg zuerst nicht zugetraut hätte. Positiv aufgefallen ist mir das Obertonverhalten , was gerade den angezerrten Sounds entgegen kommt. Der Mustang II bietet von sehr cleanen Sounds bis hin zum fetten Rockbrett eine breite Palette wirklich gut klingender Presets. Dabei reagiert der Amp nur bedingt auf den Sound der verwendeten Gitarre. Wie viele seiner digitalen Artgenossen komprimiert er das Gitarrensignal bereits eingangsseitig und färbt das Gespielte schön. Nuancen kommen natürlich immer noch rüber, an die Spritzigkeit richtiger Glaskolbenverstärker reicht aber auch der Mustang II nicht heran. Das soll uns an dieser Stelle aber nicht weiter stören, denn schließlich handelt es sich hier nicht um einen Boutique-Verstärker, sondern um einen Übungs- und Einsteiger-Amp. Und in dieser Kategorie liegt der Fender Mustang II ganz weit vorne. Im cleanen Bereich gefällt mir das Preset Twin 65 besonders gut. Man merkt einfach, dass sich die Sound-Designer intensiv mit dem Original-Amp auseinandergesetzt haben. Ich selbst habe vor vielen Jahren einen Twin Reverb besessen und war von seinen knalligen oberen Mitten oft genervt. Hier klingt das Ganze eine ganze Ecke weicher, was mir persönlich sehr entgegenkommt. Der Sound ist zwar clean, hat aber immer noch etwas Lebendiges und Schmutziges im Unterton.
Mein Favorit im mittleren Gainbereich ist der British 60s. Das Preset klingt am besten mit wenig Gain und erhält so einen Vox-ähnlichen Charakter. Dabei hat der Ton noch genügend Twäng und klingt gleichzeitig etwas unkultiviert und unberechenbar. Den Glanz eines gut abgehangenen AC 30 bekommt man natürlich nicht hin, aber die Richtung ist klar. Das Preset klingt am besten mit schwachen Singlecoils, also mit Stratocaster, Telecaster, oder, wer eine hat, einer guten alten Rickenbacker. Jetzt noch einen leicht eiernden Chorus dazu und fertig ist der Hippie-Sound.
British 80s ist für mich der Rockallrounder im Mustang II. Er eignet sich sowohl für die Rhythmusarbeit als auch für das Solieren. Selbst Legatolinien a la Satriani lassen sich hier ohne Probleme realisieren. Für die Leute, die noch mehr Gain brauchen, gibt es noch eine Rectifier-Variante und das Preset Metal 2000. Die beiden Sounds haben eine feinere Zerrstruktur und eine höhere Kompression. Die Sounds klingen übrigens auch sehr leise gespielt, also in Zimmerlautstärke, nicht etwa piepsig, sondern bewahren ihren Charakter tatsächlich über die gesamte Bandbreite, von extrem laut bis flüsterleise.
Für dich ausgesucht
Die Effekte machen einen rundweg anständigen Job. Dank der Emulationen einiger Verzerrerpedale sind weitere Zwischenvarianten im Zerrverhalten der einzelnen Ampsimulationen möglich. Schließlich kann man mit den Verzerrer-Imitaten auch die cleanen Presets anzerren. Allerdings sollte man von den unterschiedlichen Zerrern nicht zu viel Authentizität erwarten und sie deshalb mit Fingerspitzengefühl einsetzen. Gut gelungen ist der Simple Compressor, der sehr stark nach Kompressor klingt und den Sound schön zusammenquetscht – ein guter Effekt für Countrystyle-Pickings. Mit dem Fixed Wah kann man sich seinen eigenen Michael Schenker Sound basteln. Der Effekt simuliert ein Wah-Wah-Pedal, das man in einer festen Position stehen lässt. So wird der Sound der Gitarre frequenzmäßig stark gebündelt und überfährt die Eingangsstufe des Verstärkers in einer ganz speziellen Art und Weise. Weitere Brot- und Buttereffekte wie Delay und Chorus sind satt und in anständiger Qualität vorhanden. Bleibt nur noch zu sagen: Mensch, warum gab es so ein Teil nicht schon vor zwanzig Jahren – aber hört doch selbst:
Tobi123 sagt:
#1 - 06.08.2011 um 23:30 Uhr
Hi,
kann mir einer sagen, ob man auch Lieder vom Pc
über den Verstärker laufen lassen kann und dazu spielen kann.
Ist übrigens ein sehr guter Bericht!
Mfg Tobi
Juergen sagt:
#2 - 29.08.2011 um 18:26 Uhr
Sehr gute, ausführliche Beschreibung. Die hat mich letztlich dazu gebracht, den Mustang 2 zu kaufen - für 122 Euro bei Ebay. Ein relativ lächerlicher Betrag. Und er hat seine erste Feuerprobe im Konzert (60 Besucher)überstanden - war nur manchmal zu laut.Danke von Jürgen
Kurt C. sagt:
#3 - 29.11.2011 um 17:49 Uhr
Mittlerweile sollte es sich sogar zu Musikjournalisten herumgesprochen haben: Kurt Cobain spielte eine Mustang im »smells like teen spirit«-Video...
elton sagt:
#4 - 20.01.2012 um 16:50 Uhr
und stefan raab spielt ukulele! sollte man auch wissen, JAWOLL!
magnus sagt:
#5 - 03.06.2013 um 23:25 Uhr
Hab dem Mustang I seit einem halben Jahr für Homerecording und zum Üben und bin vollauf zufrieden damit.