Die Fender Paramount PM-2 Deluxe Parlor gehört einer Gattung an, die man im ersten Moment nicht unbedingt präsent hat, wenn vom Traditionshersteller die Rede ist. Während Fender mit Tele- und Stratocaster in den 50er Jahren einen kometenhaften Aufstieg erlebte, fand die Akustikgitarrenabteilung an diesen Hype keinen Anschluss. Tonangebend in diesem Metier waren und blieben noch lange Marktführer wie Martin oder auch Gibson. Mit der Produktion von Akustikgitarren unterstrich der aufstrebende Konzern trotzdem schon früh seine Bereitschaft, sich im rasant entwickelnden Instrumentenmarkt breit aufzustellen, was ihm in den folgenden Dekaden auch gelang.
Zwar sind E-Gitarren und -Bässe nach wie vor die Domäne des Konzerns, aber mit den in Fernost auf hohem Niveau gefertigten Akustikgitarren macht auch diese Sparte wieder vermehrt von sich reden. Ob unsere Probandin, die Paramount PM-2, das Zeug hat, in der Westerngitarren-Oberliga mitzuspielen?
Details
Ein Remake aus den goldenen Zeiten der Akustikgitarre kann Fender nicht aus dem Hut zaubern, weil der Hersteller im Vergleich zu Martin und anderen Marken nur auf eine vergleichsweise kurze Tradition zurückblicken kann. Unsere Probandin wurde zwar auch von Kopf bis Knopf auf alt getrimmt, allerdings präsentiert sich die PM-2 mit einem äußerst heterogenen Design und vielen Details, die zu verschiedenen Zeiten in der Gitarrenbaugeschichte eine Rolle spielten. Die Grundlage dieser Komposition bildet ein kleiner Gitarrenkorpus mit einer wahrlich archaischen Form, die man so oder ähnlich schon im 19ten Jahrhundert vorfindet. Garniert wurde die Sitkafichtendecke mit einer ansehnlichen Sunburst-Färbung, mit der sich auch die Akustikgitarren in den 30er Jahren so gerne schmückten. Mit dem 70er Fender-Headstock, einer 70er Fender-Bridge, dem klassischen Fender-Logo aus den späten 40er Jahren, den eleganten “Concert-Tone” Griffbretteinlagen aus den 60er Jahren und weiteren “Art-Deco”-Elementen wie z.B. dem 60er Checkerboard-Motiv würzt der Hersteller die PM-2. Viele Hotspots aus der eigenen, aber eben noch nicht so alten Geschichte. Man darf vorwegnehmen, dass das Ergebnis durchaus gelungen ist, auch wenn die Gitarre laut eingeklebtem Label “Crafted in China” ist und nicht, wie die deutsche Fender Website schreibt, in USA hergestellt wird.
Der Resonanzkörper
Einen auffällig langgestreckten Korpus findet man in unterschiedlichen Varianten schon im frühen 19. Jahrhundert. Mit einer Breite von 36,0 cm (25,5 cm) am Unterbug (Oberbug) und einer Korpuslänge von 48,5 cm spielt die PM-2 in der Klasse der sogenannten Parlor-Gitarren, heute ein Sammelbegriff für alle sehr klein geratenen Vertreter der Spezies Gitarre. Tatsächlich wurden mit diesen zierlichen Instrumenten früher die Gäste in den Parlors der eleganten viktorianischen Häuser unterhalten (franz. parler). Unter diesen Umständen konnte dann auch der Begriff im wahrsten Sinne des Wortes “salonfähig” werden. Zu dem grazilen Erscheinungsbild tragen aber auch zwei relativ flache Zargen (9,2 cm am Knopf und 10,7 cm an Halsfuß) und eine kurze Mensur (62,8 cm) bei. Jedoch darf sich unsere Kandidatin mit Fug und Recht von allen modernen elektroakustischen “Schmalzargen” abgrenzen, die sich lediglich mit der Unterstützung eines leistungsfähigen Tonabnehmersystems und eines guten Amps auf einer Bühne in Szene setzen können und eher weniger mit einem fulminanten Natursound überzeugen. Dazu später mehr.
Wir wollen zunächst die Schönheit unserer hochglänzenden Probandin würdigen. Die zweiteilige Decke aus massiver Sitkafichte mit fein gezeichneten Maserungen wurde, wie schon angedeutet, ganz im Vintage-Look der 30er Jahre gestylt. Zwei Farbschichten, eine deckende (tobacco) am Deckenrand und eine durchscheinende (natur) im Zentrum wurden kunstvoll übereinandergelegt und mit hochglänzendem Klarlack versiegelt. Aus den riesigen Waldbeständen Nordamerikas ist das Holz der Sitka nach wie vor problemlos und günstig erhältlich.
Auch die Einlegearbeiten sind penibel ausgeführt. Zwei konzentrische hölzerne Ringe umfassen das kleine Schallloch (Durchmesser: 8,6 cm). Ein Hingucker ist der Außenring mit dem Checkerboard-Motiv der Gitarren aus den 60er Jahren, das sich am Deckenrand wiederholt. Ein nierenförmiges “Kingman”-Pickguard schützt die Decke beim Strumming mit dem Plektrum.
Auf dem dunkelbraunen klassischen Rechtecksaitenhalter aus Ebenholz wurden sechs schwarze Pins platziert. Die Stegeinlage mit einer Nase für die B-Saite liegt schräg, aber wackelfrei in der Ausfräsung und soll die unterschiedliche Saitensteifigkeit kompensieren. Das Material, hier Knochen, wird mit Sicherheit auch nach Jahren kaum Gebrauchsspuren wie Rillen oder Kerben aufweisen.
Die beiden Zargen und der gewölbte Boden bestehen aus hochwertigem ostindischen Palisander. Allerdings üben Boden und Zargen viel weniger Einfluss auf den Gesamtklang aus als die Decke, da die Schwingungen bei der üblichen Haltung des Instruments schon durch den Körper des Spielers gedämpft werden. Dennoch geht der Klang einer Gitarre mit schwerem Palisanderkorpus erfahrungsgemäß ganz anders in die Tiefe als eine Gitarre mit leichtem Ahornkorpus. Ostindischer Palisander wertet die PM-2 erheblich auf, denn die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt sind vergleichsweise hoch.
Der Body wurde perfekt hochglänzend lackiert. Die feinen Maserungen verlaufen schnurgerade und mit deutlich sichtbaren dunklen und hellen Partien. Das Farbspektrum reicht von einem dunklen Schokoladenbraun über ein rötliches Braun bis ins Schwarzbraune. Die beiden symmetrisch gemaserten Bodenhälften werden durch einen dekorativen Backstrip mit dem attraktiven Checkerboard-Motiv optisch voneinander abgesetzt. Eine Einfassung aus weißem Binding schützt die Stoßkanten an Decken- und Bodenrand.
Interieur
Die Decke ist mit dem inzwischen obligatorischen X-Bracing unterbaut. Die beiden Streben, die sich am Schallloch überkreuzen, sind im unsichtbaren Ausläuferbereich im Bereich des Saitenhalters konkav ausgehöhlt (scalloped). Die unterbauten Deckenleisten mit stehenden Jahresringen (engl. quartersawn) neigen weniger zum Verdrehen als Leisten mit liegenden Jahresringen. Die beiden Bodenhälften werden von drei (!) kräftigen Querstreben und einem längs verleimten Bodenmittelstreifen zusammengehalten. Unter diesen Umständen kann die PM-2 auf den üblichen vierten Querbalken verzichten. Man kann jedenfalls im Innenraum, soweit das Auge reicht, keine Mängel entdecken.
Hals und Griffbrett
Hals und Halsfuß bestehen aus solidem verwindungssteifem Mahagoni. Sichtliche Strukturunterschiede am Übergang beweisen, dass beide Komponenten miteinander verleimt wurden.
Der eingelegte Doppelmechanik-Halsstab (dual-action truss rod) hält den dünnen Hals in Form, darüber hinaus können mit der Stellschraube im Schallloch unter dem Griffbrett subtile Veränderungen der Halskrümmung vorgenommen werden. Das schwarzbraune Griffbrett aus feinstem Ebenholz wurde passgenau aufgeleimt. Dichtes Ebenholz zeigt auch nach Jahren kaum Abnutzungserscheinungen und wertet unsere PM-2 gewaltig auf, zumal es in der Regel zur gehobenen Ausstattung von höherpreisigen Akustikgitarren gehört. Entsprechend teuer ist der Rohstoff auf dem Weltmarkt.
Die mit 62,6 cm relativ kurze Mensur bietet nur Raum für 19 Bünde, die sich allerdings perfekt eingesetzt, abgerichtet und poliert präsentieren. Zu einem ansehnlichen Erscheinungsbild tragen auch die bunten Abalone- und Perlmutt-Einlagen auf dem Griffbrett bei, die nicht nur gut aussehen, sondern dem Musiker die Orientierung beim Lagenwechsel ermöglichen. Fender hatte die Griffbretter diverser Gitarren und Banjos in den 60er Jahren mit ähnlichen Motiven “aufgemotzt”. Auf der weißen Griffbretteinbindung finden wir entsprechende Bundmarkierer in Gestalt schwarzer Punkteinlagen. Am Ende des Griffbrett werden die Saiten über einen echten Knochensattel mit einer Breite von 4,45 cm geführt. Das Griffbrett im ersten Bund ist deshalb geringfügig breiter als üblich (4,3 cm). Der breitere Sattel geht natürlich auch mit einem größeren Halsumfang einher, der im ersten Bund 12 cm beträgt. Ein Zugeständnis an die Moderne bildet die Tatsache, dass der Neck-Joint auf der Höhe des 14. Bundes angesetzt wurde, bei alten Parlor-Gitarren eher untypisch.
Headstock
Die geschlossene, elegant gestylte Kopfplatte aus Mahagoni ist mit einem schwarzen Kopfplattenfurnier verblendet und wird von einem weißen Binding umrahmt. An der Oberseite ist mittig das Fender-Logo aus den späten 40er Jahren in echtem Perlmutt eingefasst. Der Blick richtet sich unweigerlich auch auf die große, bunt schillernde Abalone-Einlage im Zentrum der Kopfplatte. Unsere Parlor-Gitarre wurde mit offenen Mechaniken gekürt, die einer auf alt getrimmten Gitarre besonders gut stehen. Und zwar mit jeweils drei von ihnen auf jeder Seite, und nicht, wie die Website schreibt, einer “6-in-1 Reihenanordnung” im Strat-Stil. Offene Mechaniken sind grundsätzlich nicht schlechter als geschlossene. Sie sollten allerdings regelmäßig geölt werden, damit sie weich und reibungsfrei arbeiten können. Gestimmt werden die Saiten mit kleinen, schwarzen Kunststoff-Stimmflügeln, die leichtgängig und präzise arbeiten.
Besonderheiten
Fender liefert die Paramount PM-2 mit einem passenden Hartschalenkoffer. Ein verschließbares Fach im Inneren stellt ausreichend Raum für diverse Utensilien wie Pins, Picks, Saiten und Werkzeuge wie Inbus-Schlüssel bereit. Ein Luftbefeuchter, englisch Humidifier, der im Lieferumfang eingeschlossen ist, sorgt für die richtige Luftfeuchtigkeit im Case und schützt das Holz vor dem Austrocknen. Der Luftbefeuchter hat im übrigen Ähnlichkeit mit einem durchlöcherten Wasserschlauch. Er kann sich flexibel der Form der Zarge anpassen und auch durch das Schallloch in den Innenraum gelangen.
Elektronik
Im Verbund mit anderen Instrumenten kann der Musiker auch den Turbo der PM-2 einschalten. In der oberen Zarge wurde ein leistungsfähiger Preamp von Fishman verbaut, der auch im Studio oder auf der Bühne in vielen erdenklichen Situationen einen nicht zu überhörenden Beitrag leistet. Das Paneel zeigt sich allerdings puristisch und nur mit wenigen Komponenten bestückt. Neben einem 2-Band-Equalizer mit Höhen- und Bassregler – und keinem Dreiband-EQ, von dem die Fender-Website spricht – und einem größeren Lautstärkepoti gibt es einen Phasentaster sowie ein integriertes Stimmgerät mit großem Display. Mit einem originellen Design fügt sich der vierteilige Preamp zurückhaltend und unaufdringlich in das Erscheinungsbild ein. Der aktive Preamp wird mit einem 9V-Alkaline-Batterieblock gespeist, der die Stromversorgung über 70 Stunden gewährleisten soll. Das Batteriefach befindet sich neben dem Gurtpin in der unteren Zarge, wobei Letzterer gleichzeitig auch als Anschlussbuchse für das Gitarrenkabel dient. Eine kleine LED soll laut Beschreibung am Preamp im Inneren der Gitarre aufleuchten, wenn der Batterie der Saft ausgeht. Dort konnte ich sie jedoch nicht ausfindig machen.
Das länglich geformte Tuner-Display dient gleichzeitig als Schalter und arbeitet wie eine Wippe. Auf der rechten Seite wird der chromatische Tuner aktiviert und auf der linken Seite die Phasen-Umkehr. Letzterer übt zwei aneinander gekoppelte Funktionen aus. Mit einem Druck auf das entsprechende Logo können bei großer Lautstärke Rückkopplungen unterdrückt werden. Gleichzeitig wird bei geringer Lautstärke die Loudness-Funktion aktiviert. Die Bässe werden bei einem Hi-Fi-Verstärker dann automatisch leicht angehoben. Man beachte, dass der Wippschalter nach jedem Druck automatisch in die Ausgangsposition zurückkehrt. Deshalb ist es optisch nicht unbedingt ersichtlich, in welchem Zustand sich die Funktion befindet. Der Ausgang der Gitarre wird bei aktivem Stimmgerät stummgeschaltet, sodass der Taster auch als Paniktaste bei Rückkoppelungen eingesetzt werden kann. Der Tuner arbeitet präzise, das Display zeigt automatisch den gespielten Ton an. Allerdings kann man den Kammerton nicht kalibrieren (a = 440 Hz). Um die Batterie nicht unnötig zu belasten, schaltet sich der Tuner automatisch nach drei Minuten ab, der auch ohne angeschlossenes Kabel in Betrieb genommen werden kann.
Martinage sagt:
#1 - 19.11.2023 um 14:45 Uhr
Fender PM2 de Luxe is really an amazing guitar. For this price you have a massive parlor Guitar ( good choice of woods (east rosewood/sitka spruce/ebony) Good work (nut and saddle in bone) À really pretty guitar, good playability, and charming tone!! Thanks a lot for this complete good review of this guitar. Didier One question, the name of the songs are played in the sound examples?