Die Fender Sonoran SCE zeig schon auf den ersten Blick, dass sie für die Bühne konzipiert ist. Und das nicht nur wegen ihres attraktiven Äußeren – immerhin hat man ihr die typische Strato-/Telecaster-Kopfplattenform mitgegeben. Zur Ausstattung gehört auch ein Fishman Isys III Pickup-System mit Tonabnehmer, Preamp und Stimmgerät.
Die Fender Sonoran SCE ist die dritte Dreadnought des amerikanischen Herstellers, die in diesem Vergleichstest antritt und die laut Werbetext den typischen Vibe Südkaliforniens mitbringen soll. Wir sind gespannt.
Details
Resonanzkörper
a) Größenverhältnisse
Fender präsentiert die “Square-Shoulder” mit leicht modifizierten Abmessungen. Am Unterbug (39,3 cm) und am Oberbug (29,0 cm) musste unsere Sonoran leicht abspecken. (Referenz: HD-28). Darüber hinaus hat Fender den Resonanzkörper geringfügig um 0,3 cm verlängert. Das typische birnenförmige Erscheinungsbild der Dreadnought bleibt aber erhalten, da die Proportionen nicht signifikant modifiziert wurden.
b) materielle Beschaffenheit
Die verbauten Hölzer – massive Fichte für die Decke und Mahagoni für Zargen und Boden – lassen aus Materialsicht einen Vergleich mit einer D-18 von Martin zu. Ob unsere Probandin auch so gut klingt? Decke, Boden und Zargen sind komplett schwarz eingefärbt. Die deckende Rundumeinfärbung lässt keine Einblicke zu. Ein Blick durch das Schallloch in den Innenraum zeigt jedoch, dass Boden und Zargen der angegebenen Ausstattung entsprechen.
Für dich ausgesucht
Aber wir sollten zunächst die Schönheit unserer Kandidatin würdigen: Zwei konzentrische Ringe verzieren das Schallloch mit normalem Durchmesser (10 cm). Die Schachbrett-Rosette sieht besonders stylisch aus. Der weiß-schwarz-weiß gestreifte Außenring korrespondiert mit einem Herringbone-Streifen, der den Deckenrand säumt. Ein dreilagiger weißer Deckenschoner aus Pearloid – originell geformt – schützt die hochglanzpolierte Fichtendecke vor Plektrumspuren, wobei uns das Pearloid-Motiv außerdem am Decken- und Bodenrand des Korpus begegnet.
Der dunkelbraune aufgeleimte Saitenhalter im “Viking-Style” ist aus einem Stück Palisander geschnitzt, die Saiten werden ganz konventionell mit den Ball-Ends und weißen Pins befestigt. Eine einteilige längenkompensierte Knochen-Stegeinlage ruht wackelfrei in der Fräsung. Für die B-Saite wurde außerdem eine Nase geschaffen. Knochen, immer noch das beste Material, zeigt auch nach Jahren kaum Abnutzungserscheinungen wie z.B. Rillen oder Kerben. Verarbeitungsmängel wurden nicht entdeckt.
Boden und Zargen aus Mahagoni üben grundsätzlich einen weniger großen Einfluss auf das Klangbild im Ganzen aus. Die Schwingung des Bodens wird bei der gängigen Haltung des Instruments ohnehin schon durch die Körperberührung gedämpft. Eine Einfassung aus Pearloid schützt rundherum den Boden- und Deckenrand vor Beschädigungen.
c) Interieur
Die dünne Fichtendecke ist mit zwei Streben unterbaut, die sich im Schalllochbereich kreuzen (X-Bracing). Die hier unterbauten Deckenleisten mit stehenden Jahresringen (engl. quartersawn) neigen außerdem weniger zum Verdrehen als Leisten mit liegenden Jahresringen (engl. flatsawn). Die beiden Streben wurden im unsichtbaren Ausläuferbereich konkav ausgeschliffen (scalloped). Diese Gewichtsreduktion soll das Schwingungsverhalten der Decke, die nun weniger Masse bewegen muss, verbessern.
Hals mit Griffbrett
Das Griffbrett aus Palisander ist ohne Ecken und Kanten auf dem laminierten Ahornhals verleimt. Mit einem eingelegten Doppelmechanik-Halsstab, der aus zwei übereinander liegenden Metallstäben besteht, wird der dünne Hals (Umfang: 11,5 cm) in Form gehalten. Darüber hinaus können mit ihm subtile Veränderungen der Halskrümmung durch äußere Bedingungen oder Veränderungen der Saitenstärke ausgeglichen werden. Geringe Drehungen der Einstellmutter, die unter dem Griffbrett im Schallloch zu finden ist, verursachen bereits eine starke Krümmung. Mit einem Radius von 30 cm ist das Griffbrett relativ stark gewölbt, aber nicht so stark wie das einer E-Gitarre. Die 20 Bünde mit robusten halbrunden Kronen sind sauber abgerichtet und goldgelb poliert. Relativ große Punkteinlagen aus Kunststoff sorgen für die visuelle Orientierung und entsprechende Positionsmarker auf der Sichtkante bilden eine sinnvolle Ergänzung. Mit einer Breite von exakt 4,13 cm ist der Knochensattel vergleichsweise schmal. Im 10. Bund hat das Griffbrett eine Breite von 5,1 cm.
Kopfplatte
Die altbekannte patentierte Stratocaster-Kopfplatte ist ein echter Hingucker. An der Unterseite der geschlossenen Kopfplatte wurden sechs verchromte Vintage-Mechaniken “six in a row” verschraubt. Die sehr kleinen weißen Plastikknöpfe lassen sich leichtgängig drehen, wirken aber doch vergleichsweise schlicht . Auf der schwarz gefärbten Oberseite prangt das goldene Firmenlogo. Wie bei der Elektrogitarre werden die beiden Diskantsaiten mit einem Saitenniederhalter in der Führung am Sattel gehalten.
Elektronik
Unsere Kandidatin kann auch an einen Verstärker oder ein Mischpult angeschlossen werden. Der Preamp, ein Fishman Isys III, wurde in der oberen Zarge eingebaut. Ein Transducer, der unter der Stegeinlage parkt, wandelt die Schwingungen der Saite zunächst in ein niederohmiges Signal um. Mit drei Drehreglern (Bass, Treble, Middle) wird der Sound eingestellt. Volume ermöglicht eine Pegeländerung des Ausgangssignals, wodurch man sich problemlos an die Lautstärke der übrigen Bandmitglieder anpassen kann. Das integrierte chromatische Stimmgerät wird per Taster aktiviert und arbeitet präzise, der Spieler kommuniziert beim Stimmvorgang mit drei Leuchtdioden. Bei aktiviertem Tuner wird der Ausgang stummgeschaltet. Der Taster könnte deshalb auch als Paniktaste bei Feedback eingesetzt werden. Allerdings lässt sich der Kammerton nicht kalibrieren (a = 440 Hz). Der aktive Preamp wird mit einer 9V-Block gespeist, das Batteriefach befindet sich neben dem Gurtknopf in der unteren Zarge, der auch die Ausgangsbuchse enthält. Eine rote Leuchtdiode meldet sich rechtzeitig, wenn der Batterie der “Saft” ausgeht.