PRAXIS
Wie versprochen werden wir uns zunächst einmal der Schaltung und den verschiedenen Sounds widmen, die sich mit den beiden Tonabnehmerkombinationen erzeugen lassen. Der wichtigste Schalter ist der schwarze Schiebeschalter, mit dem man zwischen Lead und Rhythm wechseln kann. Das sind natürlich Bezeichnungen aus den sechziger Jahren, die ihren Weg in die Neuzeit gefunden haben. Selbstverständlich “darf man” auch mit der Lead-Position Rhythmus-Pattern spielen…und umgekehrt.
Technisch passiert folgendes: In der Lead-Position (Schalter nach unten) ist der normale Schaltkreis der Gitarre aktiviert und man kann alle drei Pickup-Kombinationen, wie von anderen Gitarren gewohnt, mit dem Toggle-Switch anwählen und mit den “normalen” Volume- und Tone-Reglern einstellen. Hier sind erst mal die drei Kombinationen mit einem unverzerrten Sound.
Die drei Kombinationen klingen sehr ausgewogen. Mit aktiviertem Hals-Pickup liefert die Gitarre einen relativ warmen Grundsound mit einem guten Bassfundament und ausreichend Höhen. In den weiteren Kombinationen wird es dann etwas klarer und dünner, aber auch der Steg-Pickup klingt noch ziemlich ausgewogen – ohne die harten Höhen, die die Ohren zum klingeln bringen. Hier ist alles sehr gut aufeinander abgestimmt.
Jetzt kommt die Rhythm-Schaltung ins Spiel, die ich persönlich als “Jazz-Schaltung” bezeichnen würde. Sie aktiviert einzig und allein den Hals-Pickup und senkt die Höhen intensiv ab. Der Klang wird muffiger. Außerdem wird der Toggle-Switch außer Gefecht gesetzt. Alles, was damit eingestellt ist, hat jetzt keine Auswirkung mehr auf den Klang.
Mit der Rhythm-Einstellung des Hals-Pickups lässt sich die Disziplin Jazz-Rhythmus-Gitarre erfolgreich bewältigen. Um einen noch weicheren Ton zu erhalten, habe ich die Höhen mit dem Rollregler für die Klangfarbe noch etwas weiter reduziert.
Der große Vorteil der Jazzmaster-Schaltung ist, dass man direkt auf den anderen Schaltkreis zugreifen kann – man hat also unmittelbaren Zugriff auf zwei grundverschiedene “Presets”.
Im nächsten Hörbeispiel habe ich ebenfalls den Halspickup gewählt. Diesmal werden die Saiten etwas härter attackiert und ein kurzes Funk-Riff gespielt. Was hier sehr positiv auffällt, ist die direkte Ansprache der Gitarre. Der Linde-Korpus kommt schnell zur Sache, und knackige Riffs verbreiten gute Laune. Auch die Stimmstabilität bei hartem Anschlag der Saiten ist sehr gut.
Wir wechseln nun den Amp und widmen uns den dreckigen Sounds. Denn das ist die Kategorie, in der die Gitarre mit ihren beiden Single-Coils richtig zünden kann. In Kombination mit einem angezerrten Marshall-Amp, in diesem Fall einem SLP 100, fängt der Spaß dann richtig an. Die Tonabnehmer haben eine sehr gute Klangübertragung, alle Feinheiten des Anschlags werden detailliert an den Verstärker weiter geleitet.
Ihr hört das im folgenden Beispiel, bei dem ich mit aktiviertem Neck-Pickup zuerst am Hals anschlage und dann mit der rechten Hand die Position wechsele. In der dritten und vierten Runde des Riffs schlage ich dann direkt am Steg an. Dabei erhalte ich zuerst einen warmen Ton mit angenehmem Bassfundament, beim Anschlag am Steg wird es dann entsprechend giftig. So soll das sein.
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Mit ihren Single-Coil-Pickups ist die Jazzmaster natürlich kein Gain-Monster, das einen Amp sehr schnell in die Knie zwingt und eine Mega-Zerre ermöglicht. Aber das ist ja auch nicht die eigentliche Kernkompetenz dieser Pickups. Hier geht es um dynamische Ansprache – und in dieser Hinsicht gibt es gute Noten zu vermelden.
Im nächsten Beispiel habe ich den Amp etwas weiter aufgedreht, damit noch mehr Verzerrung im Spiel ist. Zuerst schlage ich die Saiten nur leicht, dann etwas härter an. Der Unterschied macht sich in den vom Verstärker ausgegebenen Verzerrungsgraden deutlich bemerkbar.
Auch mit den Volume-Reglern lässt sich sehr gut arbeiten. Für das nächste Beispiel habe das mal in drei Stufen ausprobiert. Zuerst kommt der Rhythm(Jazz)-Sound des Hals-Pickups mit halb aufgedrehtem Volume, dann wird per Schiebeschalter in den Lead-Modus umgeschaltet. Hier wartet der Steg-Tonabnehmer mit Volume ´4´ auf uns. Obwohl am Amp schon ordentlich Verzerrung eingestellt ist, sind die Sounds in diesem Volume-Setting noch recht unverzerrt – und sogar Akkordstrummings lassen sich problemlos realisieren. Auch die Höhen werden beim Zurückdrehen des Volume-Reglers etwas reduziert, sodass der Klang wesentlich weicher daher kommt. Anschließend gibt es dann Vollgas mit dem Stegpickup und die Amp-Zerre tritt mit ganzer Kraft in Erscheinung. Es macht natürlich richtig Laune, den Amp auf diese Art und Weise mit der Gitarre zu kontrollieren und die unterschiedlichsten Sounds herauszuholen.
Über die Klangwiedergabe der Pickups kann man auch nicht meckern. Hier noch mal der Test mit einer hohen Verzerrung des Hughes&Kettner Duotone, bei dem ich die Akkorde E,G,D,A,E nacheinander angeschlagen habe. Alle Akkordtöne sind klar zu hören und auch beim letzten E-Akkord kommt jeder Anschlag sehr deutlich rüber – trotz des hohen Verzerrungsgrades.
Auch mit dem Tone-Regler lässt sich natürlich einiges anstellen. Die Wirkungsweise ist hier nicht linear. Zwischen 4 und 10 werden die Höhen ab ca. 3 kHz nur leicht abgesenkt. Man kann in diesem Bereich sehr feinfühlig Einfluss auf den Klang nehmen. Zwischen 1 und 4 geht es dann radikaler zur Sache. Hier jetzt mal die beiden Extrem-Einstellungen des Tone-Reglers mit dem Steg-Pickup, zuerst komplett abgedreht und dann voll auf.
kypdurron sagt:
#1 - 01.07.2012 um 14:54 Uhr
Netter Test, kleine Korrektur/Ergänzung:1) Die Pickups sind keine "Fender Standard Jazzmaster Single Coils", sondern in dem Fall preisgünstigere Varianten. Äußerlich zu erkennen an den Polepieces, bei denen es sich auch nicht um Einzelmagnete handelt.Hier sinds wirklich eher P90, obwohl Jazzmaster-Pickups normalerweise keine P90 sind ;)2) Der "Buzz" hinter der Brücke hängt stark von der verwendeten Saitenstärke ab. Ich habe damit eigentlich nie ein Problem gehabt.
VoodooDust sagt:
#2 - 02.07.2012 um 02:13 Uhr
Mit einmal angewendeter zarter Gewalt sitzt mein Tremolo Hebel bombenfest in der Halterung, ohne rauszufallen, der Punkt ist von daher hinfällig. Habe das auch von anderen Besitzern der Gitarre so gehört, ist also kein Einzelfall.Was die Pickups angeht hat der User kypdurron recht, in diesem Fall weicht die Squier Version leider vom großen Bruder ab. Anders als bei der Brücke, die so gehört, sie ist einfach Teil der Jazzmaster und ermöglicht eben auch erst "behind the bridge playing".
Jazz_on sagt:
#2.1 - 17.08.2018 um 12:45 Uhr
Genau so ist das: das Hebel sitzt Bombenfest wenn man ihn nur richtig reindrückt. Kein Grud dafür Sterne abzuziehen... Nicht perfekt polierte Bünde kann man leicht verschmerzen, erstens ist es wirklich ganz in Ordnung und dafür Minusabwertung finde ich schon sehr kleinlich, zweitens, das regelt sich von alleine wenn man nur genug spielt. Nachpolieren muss man da gar ncihts aus meiner Sicht. Ausserdem kann ich berichten das bei meiner Gitarre Polepeaces sehr wohl einzelln verstelbar sind. Sonst beschreibt der Test sehr gut diese wirklich klasse Gitarre fürs Geld.
Antwort auf #2 von VoodooDust
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