PRAXIS
Mit der Marke Squier habe ich eigentlich immer Instrumente der B-Klasse für wenig Geld mit einigen Abstrichen gegenüber dem Original verbunden – ein günstiges Fender-Instrument vom autorisierten Hersteller. Da ich schon seit Längerem mit einer John 5 Tele liebäugele, kam mir unser Testinstrument natürlich gerade recht, obwohl die Bigsby-Version zumindest optisch wohl die exotischste ist. Um ehrlich zu sein, habe ich deshalb von dieser Squier-Version nicht allzu viel erwartet, aber Vorurteile sind bekanntlich dazu da, aus der Welt geräumt zu werden. Was unsere Probandin dann auch tat, wie ihr gleich lesen könnt.
Als jemand, der ebenfalls im Heavy-Rock-Genre unterwegs ist und hauptsächlich eine 72er Thinline Tele mit Drop C Tuning über einen JCM-800 spielt, kann ich die Verbindung von Tele und Metal sehr gut nachvollziehen. Es macht einfach Sinn, weil die Tele in puncto Lebendigkeit überzeugt wie kaum eine andere Gitarre. Der Sound ist nicht ultraböse, aber die Möglichkeit, ein so lebendiges Instrument mit seiner persönlichen Stimmung über die Finger zu füttern und einen Rieseneffekt zu erzielen, überzeugt einfach. Mit einer Tele kann man noch viel mehr selber machen. Wie bei einem alten VW eben.
Diese Tele zieht ordentlich am Gurt, besitzt aber eine ausgewogene Gewichtsverteilung und ist weder kopf- noch korpuslastig. Ob eitel oder nicht, aber der edle Look lässt schon so etwas wie ein exklusives Gefühl aufkommen, wenn man sich vorstellt, mit dieser Gitarre auf einer großen Bühne zu stehen.
Die Ansprache ist gut, nicht außerordentlich zackig, aber dafür ist die Gitarre schon unverstärkt sehr laut. Korpus und Hals verhalten sich sehr resonanzfreudig bei einem klaren, höhenbetonten Grundsound.
Das Instrument ist darauf ausgelegt, in der Mittelposition den typischen Tele-Countrysound zu produzieren und in den beiden anderen Positionen im Overdrive-Modus des jeweiligen Amps ausreichend differenziert und punchig im Metal mithalten zu können.
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Was zunächst bereits im cleanen Betrieb auffällt, ist eine enorme Präsenz, druckvolles Klangverhalten und spitze, glasklare Höhenartikulation. Der Hals-Tonabnehmer zeichnet sich besonders bei der Wiedergabe von voluminösem Akkordspiel aus und liefert einen wunderbar warmen, satten und runden Ton, der im Vergleich zur original Fender Tele so gut wie keine Abstriche machen muss. Verzerrt eignet sich diese Position am besten für bluesiges Solospiel, Akkorde kommen verzerrt fett und kräftig.
Der Steg-Pickup hingegen ist scharf und bissig und prädestiniert für durchsetzungsstarkes Riffing und deutlich artikuliertes Solospiel. Hier spielt der definierte Höhenanteil eine große Rolle und trägt maßgeblich zur Klangcharakteristik bei. Was fehlt, ist etwas mehr Sustain – der Ton klingt relativ schnell ab. Bei höheren Lautstärken ist auch das Feedbackverhalten nicht mehr ganz so optimal und es pfeift ein wenig.
Wie schon erwähnt, kombiniert die Mittelposition jeweils einen Single-Coil des Steg- und Hals-Pickups und macht ihren Job wirklich eindrucksvoll. Den Country-Fan wird dieser Sound allemal zufriedenstellen. Die Gebrüder Twang und Peng gehen mit all ihrem Potential zuwerke und klingen keinesfalls nach unterem Preissegment. Diese Position bietet die besten Vorraussetzungen für schnelles Picking. Verzerrt setzt sie sich nicht wirklich gegen die beiden anderen durch und macht eine etwas beliebige Figur, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss.
Die Bespielbarkeit bleibt im Akkord- wie im Solospiel konstant gut. Dennoch muss ordentlich gearbeitet werden, da das fehlende Sustain die Finger der linken Hand herausfordert. Schließlich muss kräftig gedrückt und mit einem angemessen kräftigen Vibrato für die nötige Tonverlängerung gesorgt werden. Aber auf den perfekt abgerichteten Bünden zeigt sich das Spielgefühl als durchaus gut und komfortabel. Die Tele ist zudem extrem stabil in ihrer Intonation und Stimmgenauigkeit. Die Tuner reagieren präzise, und ist sie einmal gestimmt, ist auch relativ lange Ruhe im (Stimm-)Karton.
jack sagt:
#1 - 04.08.2011 um 11:37 Uhr
Hm, was ist von der Relevanz eines Gitarrentest(er)s zu halten, der einfach behauptet, dass die beiden Humbucker der Squier John5 Telecaster in der Mittelstellung auf Singlecoilbetrieb geschaltet werden, wenn es in der Realität aber definitiv nicht so ist (auch im Schaltungsdiagramm auf der Squier Website findet sich keinerlei Hinweis darauf)?
Autor sagt:
#2 - 09.08.2011 um 19:42 Uhr
Hi Jack, nun habe auch ich nochmal geschaut, nachdem der Test schon einige Zeit her ist. Da ist tatsächlich ein Fehler unterlaufen, bei dem auch ich mich frage - wie kann das sein? Die Sichtung der Schaltpläne zeigt offensichtlich das die Schaltung nicht so ist wie im Test beschrieben. Deswegen an dieser Stelle eine offizielle Entschuldigung von mir und gleichermassen die Korrektur. Die John5 Tele aktiviert in der Mittelposition beide Humbucker komplett...Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit!! Gruß, Jan