Praxis
Wie bereits erwähnt, war die Gitarre ab Werk sehr schlecht eingestellt, was mich aber zuerst nicht weiter störte, denn viele Gitarren kommen eher halbherzig gerichtet aus dem Versandkarton. Allerdings gelang es mir dieses Mal nicht, die Saitenlage und das permanente Rappeln in den Griff zu bekommen. Der Grund dafür ist die Brücke, die der Gitarre außerdem nicht nur Sustain, sondern auch Obertöne raubt. Nach dem Justieren der Saitenlage und der Bundreinheit kam die Gitarre zwar etwas aus den Puschen, aber das Rappeln blieb. Ein weiteres Problem sind die Intonationsschrauben, die für die Position der einzelnen Saitenreiter zuständig sind.
Je nachdem, wie hoch man sie mithilfe der beiden Madenschrauben stellt, entsteht auf den tiefen Saiten ein Sitareffekt. Schuld daran ist der steile Winkel der Intonations-Schrauben, die den Saiten schnell zu nahe kommen können. Werden die Saitenreiter niedriger eingestellt und stattdessen die komplette Brücke höhergeschraubt, kommt der vordere Rand des Brückenkörpers den Saite zu nahe und bremst sie aus. Ich habe schließlich einen Kompromiss gefunden, bei dem die Saiten für meinen Geschmack allerdings etwas zu niedrig eingestellt sind. Um das Problem einigermaßen in den Griff zu bekommen, müsste man hier die Intonationsschrauben eigentlich kürzen. Oder die eingebaute Mustang-Brücke in Anbetracht der insgesamt schlechten Klangeigenschaften gleich gegen ein gutes Replacement wie die Masterybridge austauschen.
Bespielbarkeit und Verarbeitung des Halses gehen absolut in Ordnung und das etwas fülligere Halsprofil liegt insgesamt gut in der Hand. Kommen wir zu den Sounds am Verstärker. Die Tonabnehmer klingen im Humbuckermodus sehr knallig und mittenbetont, was besonders verzerrten Sounds entgegenkommt. Mit dem Ton einer klassischen Jazzmaster hat das Ganze jedoch kaum Gemeinsamkeiten. Auch wenn man die Pickups in den Singlecoilmodus schaltet, kommt kein Ventures- oder Beach-Boys-Feeling auf. Aber das ist ja auch nicht das Ziel dieser Jazzmaster-Variante. Im ersten Audiobeispiel hört ihr den Stegtonabnehmer zuerst im Split- und danach im Humbuckermodus. Neben dem Sound-Unterschied bringt die Humbuckerschaltung auch einen gewaltigen Lautstärkezuwachs.
Im Zusammenspiel mit dem cleanen Amp kann die Zwischenposition im Singlecoilmodus eine entfernte Telecaster-Verwandtschaft nicht verleugnen. Im Humbucker ändert sich dieser Eindruck dann aber sofort wieder, weil der Lautstärkeunterschied und das Mittenbrett eher in Richtung einer aufgebohrten Les Paul tendieren.
Auch beim Hals-Pickup verschwindet der Twang, sobald man vom Singlecoil- in den Humbuckermodus umschaltet. Hier wirkt der Ton relativ fett und auch etwas statisch. Wie im vorherigen Soundbeispiel hört ihr den Pickup zuerst im Split- und danach im Humbuckermodus.
Für dich ausgesucht
Mit einem stark verzerrten Amp kann die Gitarre weitaus mehr punkten als im cleanen Bereich, obwohl auch hier die rappelige Brücke dem Ton einen spürbaren Teil seiner Definition klaut. Mit viel Gain ist der Lautstärke-Unterschied zwischen dem Singlecoil- und dem Humbuckermodus wegen der naturgemäß hohen Kompression auch nicht mehr ganz so groß wie bei cleanen Einstellungen.
Im nächsten Soundbeispiel hört ihr dieselbe Amp-Einstellung im Zusammenspiel mit beiden Tonabnehmern. Normalerweise benutze ich diese Einstellung mit Les-Paul-artigen Gitarren und hohen Verzerrungen ungern, speziell, wenn die Pickups sehr kräftig sind. Deshalb klingt es hier für meinen Geschmack im Singlecoilmodus besser, was aber Geschmackssache ist.
Im Gegensatz zum Steg-Pickup klingt der Halstonabnehmer insgesamt noch einen Tacken fetter und in gewisser Weise auch sahniger. Der Ton wird dabei aber nicht matschig oder verwaschen. Dank der hohen Kompression kommen hier besonders Metalljünger auf ihre Kosten, weil der eher statische Ton mit hohen Verzerrungen sehr gut harmoniert. Die Singlecoil-Variante klingt zwar durchsichtiger und dynamischer, dafür muss man aber leider auch das typische Singlecoil-Rauschen in Kauf nehmen.