Praxis
Auch in der Praxis bestätigt sich mein anfänglicher positiver Eindruck uneingeschränkt, denn der U.S. Geddy Lee lässt sich außerordentlich komfortabel spielen und liefert einen erstklassigen Jazz Bass-Sound, der auf mich sofort sehr inspirierend wirkt. Der Hals liegt sehr gut in der Hand und ist immer noch im grazilen Bereich, obwohl das Profil des MIA-Modells laut Fender etwas zugelegt hat. Auch stört mich der Lack auf der Halsrückseite überhaupt nicht, denn das Finish fühlt sich sehr organisch an, sodass der Daumen nicht bei Lagenwechseln kleben bleibt.
Ein weiterer Grund für die komfortable Bespielbarkeit meines Testbasses ist zweifellos die tadellose ausgeführte Bundierung. Die Saitenlage war ab Werk sehr flach eingestellt – dennoch produziert der Bass aber an keiner Stelle Schnarrgeräusche. Zudem wurden die Sattelkerben optimal gefeilt, damit auch die ersten Bünde mühelos zu spielen sind. Der Hals besitzt darüber hinaus nur eine minimale Krümmung – genau so, wie ich es mag!
Ich muss gestehen: Einen derart perfekt eingestellten Fender-Bass hatte ich schon länger nicht mehr in den Händen – Hut ab!
Im ersten “Trockengang” ohne Verstärker suche ich die Testbässe immer nach den gefürchteten Deadspots bzw. Tönen ab, die stumpfer klingen und weniger Sustain besitzen, werde beim amerikanischen Geddy Lee aber nicht fündig – komplette Fehlanzeige! Stattdessen liefert der schicke Jazz Bass ein ausgezeichnetes Sustain über das gesamte Griffbrett, die ganze Konstruktion schwingt wunderbar und produziert einen absolut ebenmäßigen Ton.
Für dich ausgesucht
Das sind gute Vorzeichen für eine überzeugende Performance am Verstärker, und tatsächlich sorgt der neue Geddy Lee an meiner Testanlage für ein breites Grinsen in meinem Gesicht! Er liefert mit seinem wuchtigen Fundament und den präsenten, sehr durchsetzungsstarken Hochmitten und perligen Höhen genau den charakteristischen Sound eines typischen Jazz Basses aus den 70er-Jahren. Der Erlekorpus bewirkt ein etwas gutmütigeres, wärmeres und runderes Klangbild, als wir es von den alten Schätzchen mit den oft schweren Eschebodies kennen.
Auch habe ich den Eindruck, dass die Tonabnehmer des U.S. Geddy Lee-Modells etwas basslastiger und voluminöser abgestimmt wurden als beim älteren Modell, welches ich vor ein paar Jahren für bonedo getestet habe.
Wie auch immer, der Sound meines Testbasses erweist sich als ungemein praxistauglich und keinesfalls nur im Rock einsetzbar, sondern im Grunde für jede Musikrichtung passend. Der Fingerstyle-Sound ist solide wie ein Fels; durchsetzungsstark und präsent, und keine unnötigen Frequenzen stören das Klangbild. Für Slap-Spezialisten bietet der Geddy Lee mit seiner 70er-Ausrichtung den amtlichen, leicht gescoopten Sound, der bei Bedarf mit dem EQ am Verstärker im Handumdrehen noch extremer herausgearbeitet werden kann. Und auch die Freunde von Vintage-Klängen werden nicht enttäuscht sein, weil der Geddy Lee wirklich ein sattes, warmes und rundes Fundament liefern kann.
Ich bin wirklich restlos begeistert von der Performance des neuen Geddy Lee-Modells aus amerikanischer Fertigung – er lässt sich so komfortabel spielen wie ein Boutique-Bass und hat die amtlichen Jazz Bass-Sounds in erstklassiger Qualität auf Lager. Herz, was willst du mehr? Verschafft euch einfach mal selbst einen ersten Eindruck anhand der Audiobeispiele, die ich mit verschiedenen Tonabnehmereinstellungen aufgenommen habe.
Markus Jonzeck sagt:
#1 - 30.10.2022 um 23:46 Uhr
Ich weiß, der Test ist schon etwas länger her, bin aber heuer noch mal drüber gestolpert. Habe gerade ein US Modell erstanden...das mit dem geöltem Hals stimmt schon, man muss nur etwas länger spielen, dann löst sich das Öl langsam, und der Hals wird sehr geschmeidig, der Lack hört somit kurz hinter/nach dem Binding auf...so jedenfalls ist es bei der 2022er Version. Beste Grüße, Markus