PRAXIS
Siggi Braun hat die Gitarre perfekt eingestellt. Die Bespielbarkeit ist optimal, da schnarrt nichts und die Rotosound 10er Drähte schwingen völlig ungehindert aus. Schon unverstärkt zeigt sie, was in ihr steckt. Akkorde werden klar definiert und sehr direkt dargestellt. Das Klangbild ist recht twangig und spritzig, eher untypisch für Paulas. Das macht neugierig. Für die folgenden Beispiele kommt ausschließlich ein altes TSL 100 Marshall Top mit passender 2×12“ Box mit Celestion G75er Speakern zum Einsatz, abgenommen wird sie mit einem Shure SM57 und mit einem Neve 8801Preamp, als Wandler dienen Avid HD I/Os.
Los geht‘s clean und ich schalte alle drei Positionen der Reihe nach durch, beginnend mit dem Hals-PU.
Alle drei Positionen zeigen sich mit einem eigenen Charakter. Der Hals PU tönt süßlich-warm, in der Mitte wird es etwas drahtiger und der Steghumbucker drückt angenehm mittig und zeigt, dass er durchaus auch für cleane Spielweisen zu gebrauchen ist. Die Gitarre setzt jeden Ton sehr direkt und raumfüllend um, sehr gut!
Im nächsten Beispiel kommt die Mittelposition zum Einsatz.
Hier zeigt sich die Luftigkeit der Zwischenposition. Die besitzt genau die richtige Balance zwischen fett und twang, sodass sich auch sehr gut Strummings realisieren lassen, die sich der Musik unterordnen und automatisch ihren (Frequenz-) Platz finden.
Wer gedacht hat, dass Paulas nicht funken können, irrt gewaltig!
Ich habe nichts an der Einstellung des Amps und der Gitarre verändert, lediglich die Anschlagsstärke macht hier den Sound.
Wieder schalte ich alle Positionen durch, jetzt allerdings angezerrt.
Was sich clean angedeutet hat, bewahrheitet sich spätestens jetzt. Die Pickups harmonieren wunderbar mit dem Holz. Ausgewogen ist wahrscheinlich der treffendste Begriff, wenn es um eine Beschreibung des Sounds geht. Bei dieser Les Paul ist das Mittenbild nicht so tief angelegt wie bei den meisten Mahagonigitarren, insbesondere Les Pauls. Dadurch wird das Klangbild luftiger und klingt nach einer gut eingespielten, alten Gitarre.
Als Nächstes folgen zwei Riffs mit unterschiedlichen Tempi. In beiden Fällen habe ich den Steghumbucker verwendet.
Für dich ausgesucht
Dass die Gitarre rocken kann, war mir in dem Moment klar, als ich sie trocken angespielt habe. Jeder Anschlag wird mit einem fetten Schmatzen quittiert und behält trotz des deftigen Zerrgrades immer noch genügend Durchsichtigkeit.
Ob sie auch böse kann, wird sich im nächsten Beispiel zeigen.
Ich habe die Mitten am Amp ein wenig herausgedreht und den Zerrgrad erhöht. Die Pickups kommen eher dem beinharten Rocker als dem Metaller entgegen. Klar, mit etwas Klangverbiegerei geht alles, aber irgendwie fühlt sie sich nicht wirklich wohl. Also schnell die Mitten für ein kleines Solo wieder rein.
Ja, das ist ihre Welt. Lange Töne, hier und da ein schnelles Lick, aber ansonsten Ton pur. Das macht Spaß!
Ich habe die FGN mit ein paar wirklich guten Les Pauls verglichen und muss feststellen, dass sie einfach ausgewogener klingt. Natürlich wird die sehr gut gewählte Hardware und auch hervorragende Einstellung ihren Teil dazu beitragen, aber die Basis, also das Holz, die Bünde und alles, was sonst bei einer Gitarre direkt zum guten Ton beiträgt, muss von bester Qualität und optimal verarbeitet sein, sonst gelingt eine Gitarre nicht so großartig wie unsere Testkandidatin.
Stefan sagt:
#1 - 28.08.2012 um 11:17 Uhr
Hm, das Aging sieht auf den Bildern irgendwie ziemlich gewollt und nicht gekonnt aus. Im Zeugnis würde wohl stehen "hat sich bemüht seiner Arbeit gerecht zu werden". Da gibt es Leute die "agen" deutlich realistischer. Florian Jäger zum Beispiel.http://www.lespaulforum.com...
Achim sagt:
#2 - 28.08.2012 um 19:09 Uhr
Mit Interesse habe ich den Testbericht gelesen und ich muss gestehen das ich aufgrund der Optik dieser Gitarre diese in einem bezahlbaren Segment gesehen habe, als Alternative z.B. zu einer Gibson Les Paul Studio 50`s Tribute. Aber als ich den Preis von € 3.000,00 gesehen habe da hat es mich aus den Socken gehauen, da hilft auch das im Lieferumfang enthaltene Relic Master T-Shirt nix :-) Wer € 3000,00 für eine Gitarre ausgibt der wird sicherlich, trotz des guten Testergebnisses, nicht zu diese Gitarre kaufen.
Hans sagt:
#3 - 29.08.2012 um 19:39 Uhr
Hm ... ;-)Aging im Bezug auf ein Musikinstrument erinnert mich an tief sonnenbankgebräunte Mitmenschen, welche besonders im Winter mit ihrer künstlich gegerbten Haut im Vordergrund stehen. Eine * ehrlich gealterte * Gitarre bietet garantiert mehr tief emotionales an, als ein Paula Nachbau im Aging Trim, ... und sei es nur das feeling jemanden jahrzehnte begleitet zu haben. Mich begleitet seit über 30 jahren eine Guild S 275 ( Prototyp Seriennummer LL 100105 ) ... und die bricht Herzen ... :-)Freundliche Grüße in die Runde, Hans
Tobi sagt:
#4 - 29.11.2012 um 19:41 Uhr
Das ist das schlechteste Relic, das ich bisher gesehen habe.
bagotrix sagt:
#5 - 01.12.2012 um 14:16 Uhr
Man kann es nicht anders sagen - das ist kein Relicing, sondern Pfusch. Die Kratzer auf dem Schlagbrett haben z.B. nichts mit Spielspuren eines Plektrums gemein, sondern sind sofort als willkürliche Kratzer erkennbar. Das Gleiche gilt für die auf der Rückseite, die wohl Gürtelschnallenspuren sein sollen, aber mit viel zu spitzen Gegenständen eingeritzt wurden. Und wie soll bitte der Lackabplatzer IM Cutaway zu Stande gekommen sein? Übel auch die Riefen unter dem Potiknopf - wo höchstens bei langem Gebrauch der Lack weich abgetragen werden kann. Da muss wohl 20 Jahre lang eine Dame mit French Nails drauf gespielt haben... Fazit: Mag eine tolle Gitarre sein, aber schade um den extra aufgetragenen Nitrolack.
Sylke sagt:
#6 - 20.02.2014 um 00:45 Uhr
Hab mir so eine Gitarre zugelegt und kann nur sagen, das Aussehen mag zwar nicht jeden Geschmack treffen, aber der Sound, die Verarbeitung, das Ansprechverhalten und die Bespielbarkeit sind genial. Vielen Dank an FGN und Siggi Braun.
Dorni sagt:
#7 - 08.09.2014 um 16:38 Uhr
Ich denke in dem Preissegment in dem sich diese Gitarre bewegt wird sie es schwer haben. Natürlich muss hier das Aging als "Handwerk" auch bezahlt werden. Trotzdem dürfte das Preis-Leistungsverhältnis als kritisch betrachtet werden. O. k., wenn jemand extrem auf das Outfit steht kann es genau das Richtige für denjenigen sein. Ich für meinen Teil würde zur LS 10 greifen, da sind 2000 € gespart und die Performance sicher nicht gravierend schlechter. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob die LS 10 an meine Gibson LPJ für 300 € weniger herankommen würde.
daion sagt:
#8 - 28.02.2015 um 16:44 Uhr
Selten so ein miserables Relicing gesehen. Schade um die ansonsten großartige FGN.
Thorsten Riedel sagt:
#9 - 30.01.2023 um 08:57 Uhr
Wie kann man eine solche Gitarre so verhungern.....Einfach n paar Macken reingehauen...sorry aber das ist krank
Thorsten Riedel sagt:
#10 - 30.01.2023 um 08:59 Uhr
Ich meinte verhunzen und für so einen Scheiss 3000 Euro...ehrlich wie bescheuert muss man sein