Im zweiten Teil unseres Workshops “Fingerpicking lernen” beschäftigen wir uns mit linearen Pattern, die es auf- oder absteigend gibt, aber auch mit wellenförmigem Verlauf. Ich habe exemplarisch vier Beispiele ausgewählt.
Ausführliche Informationen zu diesem Fingerpicking-Workshop, was man zum Einstieg wissen sollte und zu den Basics rund um das Fingerpicking findet Ihr am Anfang des ersten Workshop-Teils. Zur Erinnerung: Die Finger der Anschlagshand werden der Einfachheit halber mit Kürzeln bezeichnet, der Daumen mit p, der Zeigefinger mit i, der Mittelfinger mit m und der Ringfinger mit a.
1. Four Step “Circle” Pattern (p-i-m-i)
Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger nehmen vor dem Start ihren Platz auf den drei entsprechenden Saiten ein. Es stehen mehrere Basiskonstellationen zur Auswahl. In vier Schritten schließt sich bei diesem Pattern der Kreis.
Mit den folgenden Übungen gewinnt das Pattern an Geläufigkeit und ihr könnt den Wechsel zwischen möglichen Zuordnungen trainieren. Zwei Pattern passen in einen Viervierteltakt.
Übungen
Übung 1
Für dich ausgesucht
Hörbeispiele
Das Beispiel bringt im ersten, zweiten, fünften und sechsten Takt (ab Zählzeit 3) noch ein zweites Pattern (Vierfingerpicking) ins Spiel. Bei diesem Pattern wird auch der Ringfinger a benötigt. Der Ablauf mit dem Hammer-On des kleinen Fingers fordert auch die linke Hand. An dieser Stelle könnt Ihr auch den Abschnitt Kreatives Picking vorziehen und zu einem späteren Zeitpunkt hierher zurückkehren.
Der Four Step Circle kann auch mit dem Plektrum auf Tempo gebracht werden, vor allem dann, wenn drei benachbarte Saiten im Spiel sind. Hier ein Beispiel:
Kreatives Picking
Der Four Step Circle kann im Fingerstyle durch sämtliche Akkordverbindungen mit halb- und ganztaktigen (usw.) Wechseln führen. Spielt die folgenden Takte im Achtelfeeling mit den vorgegeben Akkorden.
2 Pattern / Akkord
4/4⎜Am ⎜ Em ⎜⎜
1 Pattern / Akkord
4/4 ⎜Am Em ⎜⎜
Die Tabelle zeigt, wo der Grundton des entsprechen Akkordes bei Standardstimmung in der Open String Position liegt und welche Zuordnungen daraus resultieren.
Akkorde* | Grundtöne (mit p) | Mögliche Zuordnungen* |
---|---|---|
Em | E-Saite (leer) | 1 / 2 / 3 |
Em | D-Saite (2.B.) | 7 / 8 |
Am | A-Saite (leer) | 4 / 5 / |
*Überprüft bei allen Zuordnungen die Fingersätze der linken Hand! Es ist nicht nötig, den kompletten Fingersatz eines Griffes aufzusetzen, sondern es reicht, wenn die Saiten, die Ihr mit den Fingern der rechten Hand zupft bzw. anschlagt, gegriffen werden. Ein voller Sound entsteht, wenn auch Finger beim Wechsel liegen bleiben können.
2. Four Step Rising Arpeggio (p-i-m-a)
Dieses Pattern mit einem linear aufsteigenden Arpeggio wird auf vier verschiedenen Saiten gespielt. Auch der Ringfinger übernimmt mit einer eigenen Zählzeit mehr Verantwortung, sodass ein echtes Vierfingerpicking entsteht. Der Daumen und die drei Finger ruhen vor dem Start jeweils auf ihrer Saite. Nach dem Daumenanschlag kommen die drei Finger nacheinander zum Einsatz und produzieren eine aufsteigende Linie. Auch hier passen zwei Pattern in einen Viervierteltakt.
Übungen
Übung 1
Übung 2
Bei diesem Beispiel ergibt sich gleich im ersten Takt eine neue Zuordnung. Mit dem vierten Schritt in der Oberstimme wird jeweils ein Melodieton erzeugt.
Kreatives Picking
Die Sequenz kann im Fingerstyle durch alle Akkordverbindungen mit ganz- und halbtaktigen Wechseln führen. Spielt die folgenden Takte im Achtelfeeling mit dem Pattern und den vorgegeben Akkorden.
2 Pattern / Akkord
4/4 ⎜D ⎜ Am ⎜⎜
1 Pattern / Akkord
4/4 ⎜D Am ⎜⎜
Die Position des Grundtons des entsprechen Akkordes bei Standardstimmung und die entsprechenden Zuordnungen.
Akkorde | Grundtöne (mit p) | Mögliche Zuordnungen |
---|---|---|
Am | A-Saite (leer) | 4 / 5 |
D | D-Saite (leer) | 6 |
3. One Bar 6/8 “Wave” Pattern
Mit Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger wird ein geschlossener Kreislauf erzeugt. Das wohl berühmteste Beispiel für diese Variante ist Nothing Else Matters. Auch hier ergeben sich mehrere unterschiedliche Basiskonstellationen mit wechselnden Saitengruppen. Ihr könnt ein Pattern in einem Sechsachteltakt unterbringen.
Übungen
Übung 1
Hörbeispiele
Die folgenden Stücke werden im Original mit dem Plektrum gespielt, können aber selbstverständlich auch im Fingerstyle umgesetzt werden. Ein sehr berühmtes, aber nicht einfach zu spielendes Beispiel steuert Gary Moore bei.
Zum Schluss noch ein Beitrag mit dem Plektrum.
Kreatives Picking
Die Abfolge kann im Fingerstyle oder mit dem Plektrum durch sämtliche Akkordverbindungen mit ganztaktigen Wechseln führen. Spielt die folgenden Takte im Achtelfeeling mit dem Pattern und den vorgegeben Akkorden.
1 Pattern / Akkord
6/8 ⎜Em ⎜ A7 ⎜⎜
Die Tabelle zeigt den Grundton des entsprechen Akkordes bei Standardstimmung und die entsprechenden Zuordnungen.
Akkorde | Grundtöne (mit p) | Mögliche Zuordnungen |
---|---|---|
A7 | A-Saite (leer) | 4 / 5 |
Em | E-Saite (leer) | 1 / 2 / 3 |
Em | D-Saite (2.B.) | 6 |
4. One Bar 4/4 “Wave” Pattern
Mit dem Daumen und drei Fingern wird ein zweigipfeliger Verlauf generiert. Ihr könnt ein Pattern in einem Viervierteltakt unterbringen.
Übungen
Übung 1
Übung 2
Hörbeispiele
Im vierten und achten Takt wird ein zweites und drittes Wave-Pattern in den Ablauf eingestreut. Das Beispiel stellt hohe Anforderungen an die linke Hand.
Kreatives Picking
Das Pattern kann im Fingerstyle und im Achtelfeeling durch alle Akkordverbindungen mit ganztaktigen Wechseln führen.
1 Pattern / Akkord
4/4 ⎜Am ⎜ G ⎜⎜
Die Tabelle zeigt die Position des Grundtons und die Zuordnungen, die daraus resultieren.
Akkorde | Grundton | Mögliche Zuordnungen |
---|---|---|
Am | A-Saite (leer) | 4 / 5 |
G | E-Saite (3.B.) | 1 / 2 / 3 |
Nachfolgend findet ihr die weiteren Teile des Workshops:
- Fingerpicking lernen – Einsteiger Workshop
- Fingerpicking lernen – Einsteiger Workshop #1
- Fingerpicking lernen – Einsteiger Workshop #2
- Fingerpicking lernen – Einsteiger Workshop #3
- Fingerpicking lernen – Einsteiger Workshop #4