Die Finhol Harley Benton Amp Guitar BLK im bonedo-Test – Die Marke Finhol konnte zuletzt mit ausgefallenen und durchaus innovativen Produkte „Made in Germany“ von sich reden machen. In Zusammenarbeit mit Thomann und dessen Hausmarke Harley Benton entstand jetzt die Finhol Harley Benton Amp Guitar BLK, eine in China produzierte Reisegitarre mit eingebautem Verstärker. Um es gleich vorwegzunehmen: Unsere Testkandidatin möchte ernst genommen werden und grenzt sich deshalb unbedingt von billigem Spielzeug ab.
Neu ist die Idee nicht. Schon in der Vergangenheit gab immer wieder Versuche auch namhafter und großer Hersteller, Mini-Verstärkeranlage in den Korpus einer E- oder Westerngitarre einzubauen. Die Formenvielfalt, die dabei entstand, ist durchaus beeindruckend. Doch ließen sich solche Konstruktionen allesamt nicht wirklich in großen Stückzahlen verkaufen und waren vergleichsweise teuer. Zudem hat die Zielgruppe (unter der sich auch jede Menge Bastler befinden) einen sehr speziellen Blick. Mit teuren Produkten kommt man hier auf keinen grünen Zweig. Deshalb beginnt an dieser Stelle die Geschichte der Finhol Harley Benton Amp Guitar.
Details
Die Finhol Harley Benton Amp Guitar BLK präsentiert sich im Look einer Dreadnought und macht auf den ersten Blick einen konventionellen Eindruck. Mit 2,4 Kilo bringt das Instrument aber runde 300 Gramm mehr auf die Waage als eine herkömmliche Gitarre dieser Spezies. Entfernt man die schwarze, schalldurchlässige Schutzvorrichtung, die das Schallloch komplett ausfüllt, wird der Grund dafür sichtbar: Im Inneren des Resonanzkörper ist ein kleiner Akustikcombo verbaut. Der Mini-Breitbandlautsprecher schaut direkt durch das Schallloch und entspricht mit seinem 3“ Durchmesser ziemlich genau dessen Kreisumfang. Angetrieben wird der Speaker von einem kleinen Amp mit einer Verstärkerleistung von zwei Watt, eine separate 9-Volt-Batterie versorgt das Amp-Modul mit Energie. Das dazugehörige Batteriefach befindet sich in der Zarge am Knopf. Ein externes Netzgerätes wird deshalb auch nicht benötigt und einen Ein- und Ausschalter braucht man auch nicht, denn der interne Amp wird automatisch wachgeküsst, wenn ein Anschlusskabel eingesteckt wird – dazu gleich mehr. Der Hersteller garantiert eine Betriebsdauer von etwa 15 Stunden, die ganz spontan eigentlich uneingeschränkte Mobilität versprechen. Will man den internen Amp in Betrieb nehmen, wird einfach der Gitarrenausgang an dessen Eingang angeschlossen, das heißt, man verbindet die beiden 6,3 mm Klinkenbuchsen in der Zarge mit dem beiliegenden Patchkabel. An der Reihenfolge der Signalkette ändert das nichts, auch wenn sich der Amp im Inneren des Korpus befindet. Wie gehabt: Der piezokeramische Tonabnehmer, der unter der Stegeinlage parkt, reicht die elektromagnetischen Schwingungen an den internen Preamp, der in der oberen Zarge ruht und weiter geht das Signal mit besagtem Patchkabel direkt in den internen (oder einen externen) Amp. Der Sound wird mit einem konventionellen 4-Band EQ mit einem Bass-, Middle-, Treble- und einem Presence-Fader plus Volume-Poti gemischt. Der Preamp, ein EQ-7545R (ohne Herstellerangabe) sitzt sichtbar für den Spieler in der oberen Zarge. Dieses preisgünstige System (Made in China) wird seit einigen Jahren von unterschiedlichen Herstellern genutzt, in der Regel werden aber preisgünstige Instrumente damit bestückt. Der EQ leistet jedenfalls einen unüberhörbaren Beitrag bei der Feinabstimmung. Mit dem Bass-Fader können tiefe Frequenzen bei ca. 60 Hz angehoben bzw. abgesenkt werden, mit dem Middle-Fader (Treble-Fader) die mittleren (hohen Frequenzen) bei ca. 600 Hz (bei ca. 2,2 KHz) jeweils um 12 dB. Presence verändert die Struktur des Obertonspektrums im gesamten Frequenzband und verleiht dem Ton einen mehr oder weniger seidigen Glanz. Dieser Regler erfüllt deshalb eine ganz andere Funktion als der Treble-Fader.
Ein separates zweites Batteriefach, ebenfalls für eine 9-V Blockbatterie, jetzt für den Preamp, befindet sich direkt neben der EQ-Einheit in der oberen Zarge. Eine Rückmeldung über den Zustand der Batterie gibt eine kleine rote LED, wenn man den Taster „Batterie Check“ drückt. Ein Austausch kann auch diskret zwischen zwei Titeln sozusagen „im Handumdrehen“ erfolgen. Ob die Onboard-Akustikanlage eine echte Alternative für die externe Anlage ist, wird aber noch nicht verraten. Doch die Gitarre bietet ein zusätzliches Schmankerl. Über die Miniklinkenbuchse (3,5 mm) am Knopf kann der Onboard-Amp außerdem mit einem externen Audiosignal gefüttert werden, um z.B. Playbacks abzuspielen. Selbstverständlich werden auch Stereoklinkenbuchsen akzeptiert. Damit könnte die Gitarre auch zur Hifi-Anlage gedeihen, aber leider nur in mono, eine Möglichkeit, die ich so noch nicht gesehen habe. Eine separate Klangreglung findet man allerdings nicht und das wäre auch zuviel des Guten. Eine Gitarre mit integriertem Combo macht jedenfalls mobil (Straßenmusik etc.) und dies sollte weiter neugierig machen. Die Geschichte der Amp Guitar BLK ist aber hier noch nicht beendet. Die Dreadnought kann nämlich – wie schon angedeutet – auch in gewohnter Manier über den Klinkenausgang mit einem externen Akustikcombo verbunden werden. Das bedeutet, dass der Spieler nicht unbedingt auf die interne Anlage angewiesen, die in diesem Fall abgeschaltet bleibt. Das Gitarrenkabel findet dann den Weg direkt in den Eingang eines externen Amps. Und natürlich kann die Amp Guitar BLK auch ganz normal „unplugged“ wie jede andere Westerngitarre gespielt werden. Möglich wird dies durch die Tatsache, dass der kleine Lautsprecher in einer Röhre seinen Platz hat, die nur mit dem Boden, aber nicht mit der Decke der Gitarre verbunden ist und auch nicht bis zu dieser reicht. Dadurch ist sie vom Resonanzkörper der Gitarre entkoppelt und der Schall kann durch den lediglich mit einem durchlässigen Akustikschaum zum Schutz des Lautsprechers ausgefüllten Schalllochs ganz normal austreten. So hat der Besitzer dieser Amp-Gitarre die Qual der Wahl zwischen drei Betriebsmöglichkeiten und sollte sich damit in allen denkbaren Situationen Gehör verschaffen können. Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Möglichkeiten sollen im Praxisteil näher herausgearbeitet werden.
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Doch konzentrieren wir uns nun auf das Instrument selbst. Das Konzept wurde mit einer D-120CE BK von Harley Benton realisiert. Der Body repräsentiert die typische Form und die standardgerechten Abmessungen (s.u.) einer waschechten Dreadnought im Maßstab 1:1. Sämtliche Bauteile der Gitarre (Decke, Boden, Zargen, Hals und Kopfplatte) sind elegant hochglänzend schwarz versiegelt, das Ergebnis geht voll in Ordnung, gekleckert wurde nirgends. Die Gitarre kommt ansonsten ohne glänzendes Schmuckwerk aus. Der Deckenrand ist diskret mit einer Holzeinlage verziert, während eine schlichte Rosette mit mehreren konzentrischen Kreisen das Schallloch umfasst. Mehr braucht’s nicht. Wohl aus Kostengründen hat der Hersteller eine laminierte Fichtendecke verbaut. Ob der Naturklang der Gitarre dadurch beeinträchtigt wird, werden wir noch hören. Die Decke kann bei Bedarf mit einem selbstklebenden Schlagschutz (Teardrop) nachgerüstet werden, der im Lieferumfang enthalten ist und einfach aufgeklebt wird. Der typische aufgeleimte Saitenhalter (Typ: Bottom Belly) aus Palisander macht einen rustikalen Eindruck. Es besteht aber kein Grund, an der Funktionalität der Konstruktion zu zweifeln, denn die längenkompensierte Stegeinlage mit einer „Nase“ für die B-Saite ruht wackelfrei in der Fräsung und überträgt die Schwingungen sauber auf den verbauten Untersattel-Tonabnehmer. Auch die Intonation ist auf der ganzen Länge stimmig. Die Saiten werden mit den Ball-Ends und weißen Pins am Saitenhalter befestigt, dramatische Innovationen entdeckt man also keine. Boden und Zargen sind aus solidem Mahagoni, wobei ein cremefarbenes Binding die Decke und den Boden mit den beiden Zargen verbindet und elegant mit der schwarzen Lackierung kontrastiert. Die ausgeprägte Profilverjüngung (2,7 cm), die man bei seitlicher Betrachtung deutlich erkennt, soll das Handling dieser großen Gitarre erleichtern. Dazu später mehr. Einblicke in den Innenraum lässt der verbaute Onboard-Speaker nicht zu. Vermutlich ist die Decke mit dem traditionellen X-Bracing der Dreadnought stabilisiert. Das eingebundene Griffbrett aus Palisander ist passgenau ohne Ecken und Kanten auf dem Mahagonihals aufgeleimt. Es macht einen soliden Eindruck und eine Griffbrettumrahmung (Binding) ist in diesem Preissegment beileibe keine Selbstverständlichkeit. Ein sanftes Shaping erleichtert das Spiel mit großen Barrégriffen, 20 schmale Bünde sind sauber abgerichtet und ordentlich poliert und insgesamt sieben Punkteinlagen sorgen für die notwendige Orientierung. Eine sinnvolle Ergänzung bilden entsprechende schwarze Dots auf der Griffbretteinbindung. Die Saiten laufen über einen sorgfältig gefeilten und ausgerichteten Sattel, der mit einer Breite von 4,3 cm dem Standardmaß entspricht.
Ein ziemlich dünner Hals (nur 11 cm Umfang am Sattel) wird durch einen obligatorischen Halsstellstab stabilisiert, der bei Bedarf auch die Halskrümmung korrigiert, wenn es z.B. nach dem Saitenwechsel (andere Saitenstärke) einmal schnarren sollte. Die Stellschraube findet man im Schallloch unter dem Griffbrett. Allerdings müsste vorher die schalldurchlässige Schutzvorrichtung vor dem Speaker entfernt werden. Zumindest bei unserer Testgitarre können wir uns diesen Eingriff ersparen, da sie ab Werk optimal eingestellt ist. Der flache Halsfuß ist stabil mit dem Halsblock im Inneren verzapft (Schwalbenschwanz) und ermöglicht dem Solisten auch Zugriffe in den oberen Lagen. Die geschlossene Kopfplatte ist angewinkelt angesetzt, um die Saitenspannung und den Anteil der Obertöne zu erhöhen. Dieser vergleichsweise große Winkel sorgt dafür, dass die Saiten am Sattel sicher in den Kerben bleiben. An beiden Unterseiten der nicht gefensterten Kopfplatte sind drei ölverkapselte Mechaniken aus Metall mit griffigen Stimmflügeln verschraubt. Da Zahnrad und Gewindeachse durch das mit Schmierfett gefüllte Gehäuse geschützt werden, kann sich dort kein Schmutz ansammeln.