Was die Anzahl heimischer Bassbauer angeht, so werden wir in Deutschland geradezu verwöhnt. Die Zahl derjenigen Hersteller hingegen, die auf eine komplett eigene Formsprache setzen und keine Derivate von Klassikern bauen, fällt jedoch deutlich kleiner aus. Einer davon ist Florian Hertzsch aus dem niederbayerischen Osterhofen. Seit ca. fünf Jahren bereichert er die Szene mit seiner Interpretation des E-Basses und lässt dabei auch einige Elemente vom Bau akustischer Instrumente einfließen. Das ist kein Wunder, ist Florian soch ausgebildeter Streich- und Saiteninstrumentenbauer. Wir haben uns mit dem Mastermind hinter Ulrich Bass Design getroffen und ihm Fragen zu seiner Geschichte und seiner Arbeit gestellt.

Hallo Florian! Wie sieht dein persönlicher Werdegang in Sachen Instrumentenbau aus? Hast du eine formale Ausbildung? Oder wurde – wie so häufig – aus einer Leidenschaft einfach irgendwann mehr?
Meinen ersten E-Bass baute ich im Alter von 17 Jahren – damals noch ohne nennenswerte Vorkenntnisse. Ein Viersaiter mit durchgehendem Ahornhals und Maserpappel-Korpus. Sogar die Tonabnehmer habe ich selbst gewickelt – ein wirklich witziges Gerät! Ein halbakustischer Fretless folgte kurze Zeit darauf. Schnell wurde mir klar, dass ich den Instrumentenbau professionell betreiben möchte und begann zwei Jahre später mit der Ausbildung zum Streich- und Saiteninstrumentenbauer in Österreich. Nach meinem Abschluss eröffnete ich eine kleine Geigenbauwerkstatt in Eisenstadt und plante gleichzeitig den Einstieg in den Bassbau. Ein Jahr später ging ich zurück in meine niederbayerische Heimat, startete Ulrich Bass Design und absolvierte kurz danach die Meisterprüfung im Geigenbau.
Wie bist auf die Idee gekommen, gerade E-Bässe zu bauen? Spielst du selbst aktiv Bass und hast einfach Beruf und Hobby zusammengeführt?
Als junger Hobbybassist wollte ich tatsächlich ein besseres Instrument haben, hatte aber zu wenig Geld. So beschloss ich, Material zu besorgen und mich selbst am Bau zu versuchen. Daraus wurde schnell eine Leidenschaft, die ich nun als Beruf ausüben darf.
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Und woher kommt der Name „Ulrich Bass Design“?
Tatsächlich wird mir diese Frage sehr häufig gestellt und die Antwort darauf ist recht simpel: Ulrich ist mein zweiter Vorname. Witzigerweise – aber auch aus nachvollziehbaren Gründen – gehen nicht wenige davon aus, dass ich tatsächlich Ulrich heiße und sprechen mich auch so an.
Wann und wie hat du dich entschlossen, mit deiner Firma richtig ernst zu machen und vom Bassbau zu leben?
Dass ich eines Tages vom Bassbau leben kann, war ein Traum, den ich bereits vor meiner Ausbildung hatte. Richtig los ging es dann 2018, als ich die ersten Skizzen gezeichnet habe. Ende 2019 hab ich dann den ersten Ulrich-Bass gebaut und Anfang 2020 ist die Homepage online gegangen.
Was macht deine Instrumente deiner Meinung nach einzigartig? Es fällt auf: Du führst ja bewusst den Begriff „Design“ im Firmennamen.
Ein ausgewogener Ton, optimale Bespielbarkeit und ein perfekt ausbalanciertes Instrument sind zwar wichtig, aber das trifft auf viele gute Bässe zu und macht die Ulrichs noch lange nicht einzigartig. Vermutlich ist es das außergewöhnliche Design mit dem Fensterkopf und die magnetische Elektronikfach-Abdeckung, was die Instrumente wirklich einzigartig macht.
Gutes Stichwort: Wie kam es denn zu der markant-luftigen Kopfplatte? Und geht diese über den reinen Design-Gedanken hinaus und hat möglicherweise auch klangliche Auswirkungen?
Die Konstruktionsmethode geht auf Antonio de Torres zurück, der sie zwar auch nicht erfunden hat, aber zumindest als Standard für die klassische spanische Gitarre eingeführt hat. Ein großer Vorteil ist das geringe Gewicht. Außerdem bekommt man wegen der innenliegenden Mechanikenachsen bereits bei einem sehr geringen Kopfplattenneigungswinkel einen hohen Druck auf den Sattel.
Du verwendest häufig Hölzer, welche man eher von akustischen Instrumenten kennt. Was steckt dahinter?
Viele Kunden schätzen den akustischen Charakter, der auf Grund meiner traditionellen Ausbildung in die Konstruktion einfließt. Eine Fichtendecke auf einem E-Bass mag für viele erst einmal komisch anmuten – bis sie das Instrument dann getestet haben. Nicht grundlos wird die Fichte seit Hunderten von Jahren für Resonanzdecken verwendet. Und auch ein Kontrabass besteht eben nicht nur aus Harthölzern. Es geht halt nicht nur um Masse, wenn wir tiefe Frequenzen haben wollen. Vielmehr geht es um Konstruktion und Gewichtsverteilung. Dazu ein einfaches Beispiel: Wir nehmen ein quadratisches Stück Holz, klopfen es an und untersuchen die Eigenresonanz. Nun sägen wir es in drei Streifen und leimen diese so zusammen, dass wir einen langen Stab erhalten. Beim erneuten Anklopfen werden wir feststellen, dass die Eigenresonanz deutlich tiefer geworden ist.
Kommen wir zu den drei Modellen von Ulrich Bass Design, dem Retro 57, Paulus und dem Nicolo. Erzähle uns doch bitte kurz, welche Idee hinter jedem Modell steckt.
Die Retro57-Serie von Ulrich Bass Design ist an die Instrumente der 60er-Jahre angelehnt: Geschraubter Ahornhals mit 20 Bünden, lackierte Bodies und traditionelle Tonabnehmer-Bestückungen. Die mit Tweed bezogene Elektronikfach-Abdeckung erinnert an die Amps dieser Zeit. Beim Saulus-Modell hingegen verfolge ich ein sehr modernes Konzept mit 24 Bünden, eingeleimtem Hals und spannenden Holzkombinationen. Der bundlose Nicolo ist mein neueste Bassmodell mit halbakustisch aufgebautem Korpus, nur einem Tonabnehmer, sowie einer Holzbrücke.
Kommen wir zur letzten Frage: Was können wir in nächster Zeit von Ulrich Bass Design erwarten?
Seid gespannt, da wird noch einiges kommen! Ich will noch nicht zu viel verraten, aber aktuell ist ein Medium-Scale-Modell in Planung. Auch eine bundierte Version des Nicolos wird es bald geben.
Florian, vielen Dank für deine Zeit und alles Gute für deine Zukunft!

Surftipps zum Thema:
Ulrich Bass Design Retro57 (Basic Version)
- 34″ scale
- 4 strings
- Body: 2-piece alder, ash or walnut
- Neck: 1-piece maple
- Construction: bolt-on
- Fretboard: maple with 20 frets
- Dots: black front and side dots
- Nut: bone
- Dual-action trussrod
- Pickups: Harry Häussel P-Style or old P-Style, Humbucker, JB or any combination
- Electronics: passive volume/tone
- Control plate: magnetic, maple covered with tweed
- Gotoh tuners
- Gotoh bridge
- Hardware: chrome
- Body finish: any possible color (open pore)
- Neck finish: shellac semi gloss




Ulrich Bass Design Saulus (basic version)
- 34” scale
- 4 strings
- Neck: 3 piece maple
- Body: 2-piece alder, maple, ash, walnut etc.
- Neck construction: set neck
- Fretboard: 24 frets, walnut, maple, wenge, bubinga, padouk
- Dots: side dots
- Pickups: Harry Häussel Jazzbucker with wooden cover
- Electronics: Volume, Tone, 3-way switch (series, singlecoil, parallel)
- Control Plate: matching wood cover; magnetic
- Schaller tuners
- Schaller bridge
- Hardware finish: black
- Finish: nature




Ulrich Bass Design Nicolo Fretless (basic version)
- 34” scale
- 4 strings
- Neck: 3 piece maple
- Body: 2-piece walnut, maple or ash
- Top and bottom: spruce or hard wood
- Neck construction: set neck
- Fingerboard: maple, wenge, bubinga, padouk
- Dots: side dots
- Pickups: Harry Häussel Bassbar with matching wood cover
- Electronics: volume, tone
- Control Plate: matching wood cover; magnetic
- Schaller tuners
- Ulrich Nicolo bridge
- Hardware finish: black
- Finish: semi gloss shellac



