Neben schmackhaften Bratwürsten, kühlendem Bier und dem “Nürnberger Christkindlesmarkt” hat Franken noch einiges mehr zu bieten! Dazu zählen mittlerweile auch mehrere renommierte Bass-Schmieden. Eine davon durfte ich kürzlich besuchen: Vincent Bassguitars. Obwohl schon länger im Geschäft, startet Vincent seit ein paar Jahren erst so richtig durch. Dies lässt sich eindeutig an der Präsenz in den einschlägigen Medien und Fachgeschäften wie auch an den Namen bzw. der Anzahl von Vincent-Spieler:innen ablesen. All das macht neugierig auf die fränkische Company und ihr Erfolgsrezept. Am einem sonnigen Mittwochvormittag traf ich das äußerst sympathische Team von Vincent Bassguitars im malerischen Rupprechtstegen südöstlich von Nürnberg.
Vincent Bassguitars – Geschichte
Johannes Pöhlmann ist der Gründer und bis heute das Gesicht von Vincent Bassguitars. Seit seiner Jugend ist Johannes leidenschaftlicher Bassist und brachte nach dem Abschluss seiner Schreiner-Ausbildung bereits in den 80er-Jahren Beruf und Hobby zusammen. Der große Vorteil: Johannes musste sich noch nie in seinem Leben einen Bass kaufen!
Schon früh experimentierte Johannes mit den unterschiedlichsten Bass-Designs, gleichzeitig war er aber stets vom funktionalen Industrie-Design klassischer Fender-Bässe fasziniert. Unter dem Namen „Bassfabrik“ reparierte Johannes Pählmann schon in den 90er-Jahren Instrumente von Kunden und baute Instrumente, die sich am Vorbild der legendären Bässe von Leo Fender orientierten. Anfang der 2000er-Jahre war es dann an der Zeit, aus der „Bassfabrik“ eine richtige Marke zu machen: Vincent Bassguitars wurde geboren!
Ein ganz entscheidender Schritt erfolgte 2018: Johannes überarbeitete seine Kreationen noch einmal ausführlich und gab ihnen den Look, den wir heute von Vincent-Bässen kennen. Dazu gehören natürlich auch die sogenannten „True Tone Features“, zu denen wir später noch ausführlich kommen. Das Ergebnis kann man wohl unter „P- und J-Bässe der nächsten Generation“ zusammenfassen!
Die ausgesprochen gute Qualität und der coole Look der Vincent-Bässe sprachen sich schnell herum, und so wurden immer mehr nationale wie auch internationale Händler auf die fränkischen Bass-Kreationen aufmerksam. In der Fachpresse häufte sich die Präsenz der Company ebenso wie das Lob der Autoren. Die „Vincent Family“ – Bassistinnen und Bassisten, welche auf Instrumente von Vincent schwören – wächst seitdem ebenfalls ständig!
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Vincent Bassguitars – Team
Das Team von Vincent Bass Guitars besteht im Wesentlichen aus drei kreativen Köpfen:
- Johannes Pöhlmann ist der Gründer und das Gesicht von Vincent Bassguitars. Er ist nicht nur ein absoluter Vollprofi in Sachen Holzarbeiten, sondern auch eine Art „Daniel Düsentrieb“. Können Maschinen nicht die Ansprüche von Johannes erfüllen, erfindet und baut er kurzerhand einfach selbst welche, wovon man sich in der Vincent-Werkstatt überzeugen kann. Ebenso einfallsreich ist er, wenn es um Detaillösungen und Verbesserungen an den Vincent-Instrumenten geht.
- Andreas Schmidt ist ebenfalls ein Profi in Sachen Holz, blickt aber zudem auf jahrelange Erfahrung aus der Automobil-Branche zurück. Hier befasste er sich viel mit Datensätzen und Datenstrukturen, und dieses Wissen fließt natürlich auch in die Digitalisierung, Prozessoptimierung und Effizienz bei Vincent Bassguitars ein.
- Tobias „Tobi“ Helmlinger ist gewissermaßen die „Ein-Mann-Marketing-Abteilung“ von Vincent Bassguitars. Er kümmert sich seit einigen Jahren um die Webseite inklusive des Konfigurators, den Social-Media-Auftritt sowie alles weitere, was in den Bereich „Marketing“ fällt.
Vincent Bassguitars – Werkstatt
Wenn man sich einen Arbeitsplatz wünschen könnte – er sähe wohl so aus wie die Werkstatt von Vincent Bassguitars! In einem malerischen Tal der Hersbrucker Schweiz direkt an einer Fischtreppe der Pegnitz liegt das Gebäude, in dem die Vincent-Bässe geboren werden. Genau genommen sind es aber zwei Werkstätten: Die groben Holzarbeiten (fränkisch korrekt: „Da, wo Späne fliegen tut!“) finden bei Andreas statt. Seine Werkstatt ist dafür sowohl bzgl. der Dimensionen als auch der entsprechenden Maschinen bestens ausgerüstet.
Anschließend kommen die Body- und Hals-Rohlinge zu Johannes nach Rupprechtstegen. Hier erfolgen alle weiteren Schritte bis hin zum fertigen Instrument. Hinter der nahtlosen Übergabe zwischen den Werkstätten steckt jede Menge Technologie. Sämtliche Daten werden dabei digitalisiert, so dass alle wichtigen Infos wie zum Beispiel Flucht- und Null-Punkte stimmen und nahtlos auf den Maschinen in der Werkstatt von Johannes weitergearbeitet werden kann.
Apropos Maschinen: Johannes und Andreas nennen ihre Werkstatt selbst „Technik getrieben“. Das bedeutet, Maschinen werden überall dort eingesetzt, wo sie den Job besser machen als der Mensch. Gleiches gilt für die Implementierung von digitalen Tools. Die konstante Qualität des Produkts und der Mehrwert für den Kunden steht hier ständig an erster Stelle. Maschinen sind bei Vincent Bassguitars aber nicht einfach Maschinen: Viele wurden von Johannes speziell für den Bassbau optimiert – einige sogar selbst gebaut! Der Anteil an Handarbeit, welcher in die Vincent-Bässe fließt, ist aber immer noch enorm groß.
Wie viele Gedanken sich Johannes und Andreas um die Optimierung von Prozessen gemacht haben, zeigt ein Beispiel: Die Hals-Rohlinge werden auf eigens CNC-gefräste Aluplatten gelegt und dann auf einer Halterung an der jeweiligen Station per Vakuum festgesaugt. So sitzen die Hälse während der Bearbeitung auf den Millimeter genau bombenfest und können von Station zu Station wandern, ohne die Aluplatte zu verlassen.
Auch die Lackierungen erledigen Johannes und Andreas in der eigenen Werkstatt selbst. Mit den wasserbasierten Industrielacken sind viele unterschiedliche Farben möglich. Einen guten Einblick bekommt man hier durch den Konfigurator auf der Vincent-Webseite.
Vincent Bassguitars – Nachhaltigkeit
Zu diesem wichtigen Thema zitiere ich Tobi aus dem Vincent-Team:
„Wo es geht, nutzen wir lokale Materialien und Teile. Wir verarbeiten ausschließlich fränkische Erle und Esche, unsere Pickups stammen von Harry Häussel von der schwäbischen Alb, und die Saiten von Pyramid aus Bubenreuth. All unsere Finishes realisieren wir mit wasserbasierten Lacken von der deutschen Firma Zweihorn, alle Anbauteile aus Metall stammen von regionalen Zulieferern und bestehen allesamt aus poliertem Edelstahl. Auch unsere Frets sind aus Edelstahl und werden eingeklebt. Somit ist der Hals eigentlich auf viele Jahrzehnte wartungsfrei. Zudem erzeugen wir unseren eigenen Strom im hauseigenen Wasserkraftwerk. Da aber in Franken kein gutes Hard Maple wächst oder auch die Kollegen aus Postbauer-Heng ihre Ultralight-Mechaniken nur noch mit Guss und keine Clovers mehr anbieten, sind wir an den richtigen Stellen natürlich auch pragmatisch, da selbstverständlich stets das Produkt im Vordergrund steht.“
Vincent Bassguitars – True Tone Konzept
Wie bereits erwähnt, war Johannes schon immer vom funktionalen Industrie-Design Leo Fenders fasziniert. Bei dem großen Innovator Leo Fender stand aber nicht der Ton im Vordergrund, sondern auch die Möglichkeit der Massenproduktion von Instrumenten.
Die Philosophie des Vincent True Tone hingegen nimmt Leo Fenders ikonische Designs lediglich als Basis und fügt diesen zahlreiche durchdachte Features hinzu, welche dem Instrument die bestmöglichen Schwingungseigenschaften und einen großartigen Sound ermöglichen. Das Ergebnis sind gewissermaßen „FSO“-Instrumente (FSO = Fender Shaped Object) auf dem Level 2.0!
Hier sehr ihr ein paar dieser bemerkenswerten Features:
- Vincent True Tone Body mit Honey Comb Chambering: Sämtliche Bodys werden in einem proprietären Verfahren gechambert. Dies reduziert nicht nur das Gewicht, sondern sorgt nebenbei für eine ausgewogene Balance und verbessert das Resonanzverhalten.
- Vincent True Tone One Piece Maple Neck: Die Hälse werden aus einem Stück Ahorn gefertigt (One Piece Maple Neck) und garantieren authentischen Sound. Die Hälse sind vierfach mit dem Korpus verschraubt. Die Schrauben werden dabei aber nicht einfach ins Holz getrieben, sondern laufen sauber in integrierten Hülsen. Der zweiteilige Trussrod wird in eine T-Fräsung geschoben und kann so im (sehr unwahrscheinlichen) Falle eines Defekts einfach wieder aus dem Hals gezogen werden.
- Vincent True Tone Veneer Fretboard: Sehr dünner Aufleimer anstelle eines klassischen Griffbretts.
- Vincent True Tone String Tree Stick: Die Führung der Saiten am Übergang von Kopfplatte zu Hals übernimmt nicht wie gewohnt ein Sattel, sondern der Saitenhalter aus Karbon. Er verfügt über entsprechende Kerben und leitet die Saiten perfekt auf den Nullbund über. Dieser sorgt wiederum dafür, dass sich der Klang der Leersaiten nicht so stark von gegriffen Tönen unterscheidet. Zudem verbessert ein Nullbund stets die Intonation des Instruments.
- Vincent True Tone Pickups: Die Tonabnehmer werden speziell nach den Vincents Vorgaben von Harry Häusel gewickelt.
- Vincent True Tone Bridge und True Tone Wood Block: Auch die Brücke ist ein eigenes Design von Vincent und wird exklusiv aus hochwertigem polierten Edelstahl für den fränkischen Bassbauer gefertigt. Unter der Brücke sitzt ein sogenannter „Tone Block“. In diesen lassen sich die Saiten auch direkt von oben einhängen und sind dann tatsächlich mit dem Korpus und nicht nur mit der Brücke verbunden. Dies erlaubt natürlich eine sehr unmittelbare und direkte Übertragung der Schwingung der Saite auf den Korpus.
Vincent Bassguitars – Modelle
Folgende Bässe hat Vincent derzeit im Programm:
▶ Vincent Akkurat
P-Style Bass, als 4- oder 5-Saiter erhältlich. Optional in der Ausführung mit zusätzlichem Bridge-Pickup (PJ)
▶ Vincent Metropol
J-Style Bass, als 4- oder 5-Saiter erhältlich.
▶ Vincent Tribute
Vincent eigenes Design mit Split Coil Pickup. Optional in der Ausführung mit zusätzlichem Bridge-Pickup (PJ)
▶ Vincent Pony
Shortscale Bass mit Split Coil Pickup
Seit Kurzem gibt es darüber hinaus spezielle Modelle, welche exklusiv für das Musikhaus Thomann mit Features wie z. B. Block Inlays, transparenten Pickguards etc. ausgestattet sind.
Fazit
Zu meinem Besuch gehörte natürlich auch ein ausgiebiges Testen der unterschiedlichen Vincent-Modelle. Als eingefleischter Fan von P-und J-Bässen kann ich nur bestätigen, dass die Interpretationen von Johannes und Andreas auf ganz hohem Niveau agieren. Nach einem ungemein informativen und unterhaltsamen Tag mit dem sympathischen Team von Vincent Bassguitars ging es für mich dann wieder zurück an den heimischen Schreibtisch.
Ich kann jedem Fan von P-und J-Bässen einen Besuch auf der Vincent-Webseite empfehlen. Natürlich lässt sich auch ein Termin für einen Test vor Ort in Rupprechtstegen vereinbaren. Tolle Idee: Falls der Weg zu weit und auch kein Vincent-Fachhändler in der Nähe ist, kann man sich über die Vincent-Homepage sogar ganz einfach einen Test-Bass nach Hause ordern!
Weitere Infos gibt es hier: vincent-bassguitars.de
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, Thomas Meinlschmidt