Flatwound vs. Roundwound – E-Gitarrensaiten im Vergleich

In unserem heutigen Audiovergleich geht es einmal mehr um das Thema „Gitarrensaiten“. Allerdings beschäftigt uns diesmal nicht die Frage nach dem Material oder der Stärke, sondern vielmehr die nach der Beschaffenheit der Wicklung. Am weitesten verbreitet sind sicherlich die sogenannten Roundwound-Saiten mit runder Wicklung, die man quer durch alle Stilistiken findet. Allerdings bietet der Markt auch Flatwound-Saiten mit flacher Wicklung an. Wie diese beiden Typen klingen und welcher wofür geeignet ist, erfahrt ihr hier.

Flatwound-Saiten vs. Roundwound-Saiten Audiovergleich

Was bedeuten Flatwound und Roundwound?

Ganz vereinfacht kann man sagen, dass umwickelte Saiten aus einem meist sechseckigen Kern und einer Wicklung bestehen. Bei Roundwound-Saiten besteht diese aus einem Runddraht, was sich optisch und haptisch in den kleinen Rillen auf der Saitenoberfläche bemerkbar macht. Bei Flatwound-Saiten hingegen kommt ein sogenannter Flachdraht zum Einsatz. Das Resultat ist eine weiche, geschmeidige Oberfläche, die den Flatwounds auch den falschen Namen „geschliffene Saite“ eingebracht hat. Neben der Haptik unterscheiden sich beide Wicklungsarten jedoch auch durch ihren Sound.

Roundwounds haben den Ruf, brillanter zu klingen und mehr Obertöne sowie einen knackigen Attack zu besitzen. Aufgrund der „gefurchten“ Oberfläche sind sie allerdings auch anfälliger für Schmutz, der sich – von bestimmten beschichteten Varianten abgesehen – in den Rillen ansammelt, den Klang verändert und das Saitenleben verkürzt. Flatwounds generieren weniger Höhen und besitzen einen weicheren Attack; Tiefmitten und Bässe treten etwas stärker hervor und sorgen für einen wärmeren und weicheren Klang. Die flache Oberfläche macht den Lagenwechsel etwas geschmeidiger und die Anfälligkeit für Schmutz ist geringer. Flatwounds findet man primär bei Jazzern und Bluesern, aber auch bei Gitarristen, die auf Vintage-Sounds stehen, wie man sie aus den 50er- und 60er-Jahren kennt. Roundwounds sind in allen Stilrichtungen anzutreffen, und selbst Jazzer nutzen vereinzelt diese Wicklungsart, sei es, um mehr Brillanz zu erhalten oder aus haptischen Gründen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Die Flatwound-Saiten…

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es neben diesen beiden Saitentypen auch die Gattung der „Halfround“-Saiten gibt. Bei ihnen handelt es sich ursprünglich um Roundwound-Saiten, deren Wicklung bis zu einem gewissen Grad flachgeschliffen wird. Sie erzeugen ein ähnliches Spielgefühl wie Flatwounds, klingen aber eine Spur brillanter. Halfrounds sind deutlich weniger verbreitet und es gibt auch nur wenige Hersteller, die diesen Saitentyp anbieten.

So werden die Saiten miteinander verglichen

Für unseren Audiovergleich lasse ich einen Satz Daddario EXL115BT Nickel Wound gegen einen Chromes ECG24 Satz antreten. Beide Saitensätze haben die Stärke 011 bis 050, wobei der Chromes-Satz auch eine umsponnene G-Saite besitzt. Die verwendete Gitarre ist eine Ibanez Artstar AS-153, eine Semiakustik im 335-Stil. Das Instrument stöpsle ich in einen 73er Fender Bassman, der durch die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenbacks geschickt wird. Für die verzerrten Sounds verwende ich einen Walrus Audio Ages, was in den Audios auch entsprechend gekennzeichnet wird.

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Mehr Informationen

Der Audiovergleich Flatwound und Roundwound

Audio Samples
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Roundwound – Chord Picking – Clean – Neck PU Flatwound – Chord Picking – Clean – Neck PU Roundwound – Chords geschlossener Anschlag – Clean – Neck PU Flatwound – Chords geschlossener Anschlag – Clean – Neck PU Roundwound – Chords mit Plektrum – Clean – Bridge PU Flatwound – Chords mit Plektrum – Clean – Bridge PU Roundwound – Solo Lines – Clean – Neck PU Flatwound – Solo Lines – Clean – Neck PU Roundwound – Chord Riff – Crunch – Bridge PU Flatwound – Chord Riff – Crunch – Bridge PU Roundwound – Solo Lines – Crunch – Bridge PU Flatwound – Solo Lines – Crunch – Bridge PU
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FAZIT

Obwohl ich beide Saitentypen eigentlich gut kenne und auch regelmäßig nutze, hat mich das Ergebnis der Audiofiles extrem überrascht. Zwar fällt das Spielgefühl sehr unterschiedlich aus, aber die klanglichen Differenzen sind deutlich geringer als erwartet. Auch ist mein Eindruck, dass der unverstärkte Ton die Unterschiede zwischen den beiden Gattungen deutlich stärker hervorbringt als das verstärkt der Fall ist. Die grundlegende Aussage, dass Flatwound-Saiten etwas dunkler und wärmer klingen, ist zwar absolut korrekt, aber eine vollkommen andere Klangwelt wird hier nicht betreten. Im cleanen Bereich sind die prominenteren Obertöne der Roundwounds in Nuancen durchaus erkennbar, aber alles bewegt sich in einem Rahmen, den man auch durch EQ-Settings oder Einstellungen am Amp angleichen könnte. Am deutlichsten ist der Unterschied bei crunchigen Rockriffs auf den Basssaiten auszumachen, wo Roundwounds etwas punchiger daherkommen.

Zur vollen Wahrheit gehört allerdings auch, dass der Vergleich mit frisch aufgezogenen Saiten vorgenommen wurde und daher auch mit einer Prise Salz genossen werden muss. Kenner von Flatwounds wissen, dass sich der typische Flatwound-Sound erst nach einer gewissen Spieldauer einstellt, was manchmal Wochen dauern kann. Der Unterschied zwischen den beiden Wicklungstypen wird demnach größer, je länger sie gespielt werden. Neben klanglichen Überlegungen entscheidet aber natürlich auch das Spielgefühl, und das empfindet jeder anders. Ich persönlich mag das smoothe Gefühl von Flatwounds besonders beim Lagenwechsel sehr, allerdings gibt mir der Grip umwickelter Saiten durch den Reibungswiderstand auch eine gewisse Stabilität. Und rein subjektiv habe ich den Eindruck, dass das Schwingungsverhalten bei Roundwounds lebendiger ist und mir das Instrument mehr zurückgibt. Daher lautet meine Empfehlung, bei der Wahl der Wicklung das Spielgefühl und die klanglichen Vorlieben den persönlichen Präferenzen anzupassen. Letztendlich kann man mit beiden Saitentypen exzellente Ergebnisse erzielen.

Im Ergebnis kann man, je nach persönlicher Soundpräferenz, mit beiden Saitentypen exzellente Ergebnisse erzielen
Im Ergebnis kann man, je nach persönlicher Soundpräferenz, mit beiden Saitentypen exzellente Ergebnisse erzielen
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