FUNKTIONSWEISE UND KLANG
Dass der RNLA7239 ein analog arbeitendes Gerät ist, wird niemanden verwundern. Auch, dass weder Röhren noch Optokoppler zum Einsatz kommen, ist verständlich: Das Regelglied ist ein einfacher VCA (“Voltage Controlled Amplifier”). Die Überraschung ist der Detektorweg, denn dieser arbeitet digital! Dies bedeutet, dass das Signal, welches vom eigentlichen Signalweg abgezweigt (oder im Falle von Sidechaining von außen hinzugefügt) wird, durch einen A/D-Wandler, einen DSP (“Digital Signal Processor”) und einen D/A-Wandler läuft, um dann wieder analog als Steuerspannung den VCA zu regeln. Die Qualität der Wandler ist dabei nicht allzu wichtig, denn das A/D/A-gewandelte Signal bekommt niemand zu hören. Vielmehr wird es dadurch möglich, äußerst präzise und schnelle Einstellungen zu realisieren. Dennoch kann man mit dem RNLA bei Vocal-Kompression dieses süße Schmatzen der Plosivlaute erzeugen, wie man es vielleicht von den “großen” Geräten amerikanischer Bauart kennt.
Zuerst wurden im Test Schlagzeugsounds über die Platine gejagt:
Bearbeitung weiterer Einzelsignale und der Summe:
Wer einen Kompressor generell verstanden hat, wird mit dem FMR keinerlei Probleme bekommen. Alles reagiert vernünftig, bei höheren Hüben und kurzen bis mittleren Zeiten lässt sich die Regeltätigkeit des kleinen Gerätes wunderbar beobachten. Vor allem Drums können so hervorragend zum “Atmen” gebracht werden. Auch bei extrem kurzen Zeiten und hohen Ratios scheint der digitalisierte Detektorweg keinerlei Fehler zu produzieren. Es hat ein wenig den Anschein, als würde das Spektrum des Key-Signals zugunsten der Mitten verändert – dadurch fällt die oft lästige Sensibilität auf tieffrequente Anteile des Kompressors weg. Da unser Gehör eben nicht frequenzlinear ist, haben Tiefen bei gleichem Lautheitseindruck einen höheren Pegel als Mitten – ein Dynamikprozessor reagiert darauf mit starkem Herunterregeln. Generell hat das kleine „Schmink-Köfferchen“ einen eher sanften Charakter, für so richtig knallige Drums gibt es andere Spezialisten (auch hier: für weitaus mehr Geld!). Dies liegt nicht unbedingt am Regelverhalten an sich, denn die Kompression erfolgt auf Wunsch äußerst schnell und steil, sondern eher an der im Vergleich zu einigen anderen Geräten eher verhaltenen Signalfärbung. Dies kann von Vorteil sein, denn es sind bei gekonnter Einstellung Gain-Reductions von 10 oder mehr dB möglich, die noch erstaunlich wenig als solche wahrgenommen werden. Wird der RNC als technischer Buskompressor eingesetzt, ist der unauffällige Super Nice-Knopf ein wahrer Wunderschalter. Teilweise wirkt das Signal wie leicht mit einem Fader angehoben, erst ein Blick auf das Meter zeigt den Zuwachs von RMS (Durchschnittswert, also ungefähr empfundene Lautstärke) gegenüber den Peak-Werten. Von der auf der Platine vorhandenen Zerrstufe ist nicht allzu viel zu bemerken, aber dies lässt sich eventuell auch mit den Trimpotis modifizieren. Klanglich ist das Dynamikgerät also kein Charakterkopf, verrichtet aber akustisch und technisch äußerst akkurat seine Dienste und bleibt dabei sehr flexibel. Was will man mehr, vor allem bei diesem Kampfpreis? Wer Kompression mit “Vintage-Charakter” der Präzision und Transparenz des RNC Vorrang geben will, der sollte sich sattdessen den Levelling Amplifier RNLA7239 ansehen.
Christian sagt:
#1 - 09.10.2014 um 06:29 Uhr
Was jetzt, RNC or RNLA?!
Frank Bluthorst sagt:
#2 - 26.01.2024 um 13:54 Uhr
Ich antworte jetzt einfach mal anstelle des Autors/der Redaktion (so vorhanden) 10 Jahre später: Oh Entschuldigung, wir haben bei Bonedo so viel zu tun, dass uns beim Copy and Paste vom RNLA zum RNC Test gar nicht aufgefallen ist, dass wir „RNLA“ mit „RNC“ und die Bilder vom RNLA mit Bildern vom RNC hätten ersetzen müssen. Wir werden das natürlich umgehend in die Wege leiten und erwarten eine Umsetzung bis ca. 2034. 🤣🤣🤣