AUFBAU, TECHNISCHER WERTE UND EINSATZGEBIET
“Levelling Amplifier” ist im Grunde nichts weiter, als ein anderer Begriff für “Audio-Kompressor”. Diesen Begriff haben FMR offensichtlich gewählt, damit der Kunde den RNLA einfacher von seinem Bruder RNC (“Really Nice Compressor”) unterscheiden kann. Dieser färbt das Signal deutlich geringer und arbeitet transparenter. Als potenzielle Käufer des RNLA7239 kommen tendenziell alle interessierten Tontechniker und Musiker in Frage. Die Tatsache, dass FMR seine Geräte in einfache Plastikgehäuse mit externem Netzteil baut, schränkt die Live-Tauglichkeit sicher ein wenig ein, doch durch seine geringen Ausmaße (1HE x 1/3 Rackspace) und sein Federgewicht (490 Gramm!) macht er sicher einiges wieder wett – zumal es grundsätzlich nicht unüblich ist, für den Gig auch mal ein “kleines Besteck” dabei zu haben. Bei der Entwicklung wurde jedoch sicherlich in erster Linie an den Einsatz im Tonstudio gedacht – allerdings kann es durchaus ärgerlich sein, wenn sich ein Gerät nicht dem 19″-Standard unterwirft. Einen Really Nice in ein Studiorack zu integrieren, kann also leider zu unorthodoxen Methoden wie Festklemmen oder Anbohren veranlassen – ich habe sogar schon von Engineers gehört, die derartige Geräte schlicht und einfach samt Netzteil in ein 19″/1HE-Leergehäuse umgetopft haben. Natürlich hält der Handel auch Rackwannen bereit, auf denen Kleingeräte fixiert werden können – in den USA sind von Funk Logic 19″-Blenden erhältlich, die in der Lage sind, zwei FMRs aufzunehmen. Wie auch immer: Ein Gehäuseformat sollte den Kauf und Einsatz nicht verhindern – der legendäre Röhrenkompressor Fairchild 670 passt schließlich auch nicht in ein 19″-Rack.
Dass man es bei dem kleinen Texaner mit einem wirklich ernstzunehmendem Studiogerät zu tun hat, bestätigt ein Blick auf manche Webseiten amerikanischer Pro-Audio-Reseller. Dort ist das FMR-Gerät oftmals zwischen den großen Boliden aufgelistet. Die Tatsache, dass der Preis für den kleinen Dynamikprozessor zumindest um eine Dezimalstelle kürzer ist, zeigt, dass er keinerlei Hemmungen hat, den großen und teuren Studio-Kompressoren die Zunge herauszustrecken. Und die Tatsache, dass dies nun schon einige Jahre so ist, deutet darauf hin, dass das kecke Gerät nach dem Zunge-Herausstrecken nicht einmal weglaufen muss, sondern durchaus in der Lage ist, sich zu behaupten.
Natürlich haben FMR diese Studiogeräte-Gattung nicht erfunden, es gibt eine ganze Reihe Hersteller, die Kompressoren, Mikrofon-Vorverstärker und Equalizer im Desktop-, 9,5-Zoll oder sonst welchem Handtaschen-Format anbieten – aber entweder zu einem Vielfachen des Preises oder eben nicht in dieser Klangqualität.
Der FMR RNLA7239 kommt in einem nicht sonderlich robust wirkenden Gehäuse aus grauem Kunststoff daher, welches den Leergehäusen, die man in Elektronikartikel-Katalogen bestellen kann, erstaunlich ähnlich sieht. Immerhin: Die Grundplatte ist aus Metall und hat eine kleine Bohrung, mit der man zumindest versuchen kann, das Federgewicht daran zu hindern, sich der Gravitation zu ergeben. Die Rückseite wartet direkt mit einer kleinen Überraschung auf: Die Inputs sind als Stereo-Klinkenbuchsen ausgelegt, die man bei Bedarf als In/Out verwenden kann. Wozu das gut sein soll? Nun, mit einem “normalen” symmetrischen Klinkenkabel kann man je einen Kanal des FMR mit der Insert-Buchse des Mischpults verbinden – ohne die teuren und im Ernstfall nicht verfügbaren Insert-Splitkabel benutzen zu müssen. Selbstverständlich lässt sich der Kompressor auch wie gewohnt über zwei Ins und zwei Outs anschließen. Nachteil: Durch diese Art der Inputbuchsen-Verkabelung fällt die Möglichkeit unter den Tisch, symmetrische Line-Kabel zu verwenden. Soll das Gerät mono verwendet werden, muss der linke Input genutzt werden, damit der Detektorweg ordnungsgemäß funktioniert. Einen Mono-Sidechain gibt es auch und netterweise mit der gleichen Insert-Funktionalität, so dass Parallel-Splits auf der Patchbay oder halb eingesteckte Kabel im Insert der Vergangenheit angehören: Das Signal, das als externes Key-Signal verwendet werden soll, wird vom Pult aus einfach mittels Insert zum RNLA geleitet und postwendend unversehrt zurück zum Abgriffpunkt im Kanal geschickt. Die Möglichkeit, das External-Keying zu deaktivieren, bietet der kleine Südstaatler leider nicht. Wie bei vielen Kleingeräten muss man auch hier mit einem externen Netzteil leben. 9 Volt Gleichstrom mit einem halben Ampère Stromstärke erwecken den FMR zum Leben. Die Hauptplatine ist in die Haltungsschienen des Gehäuses eingeschoben, eine kleinere, im 90-Grad-Winkel angebaute Platine trägt die Bedienelemente sowie die Meter. Ein Großteil der verwendeten Bauteile ist als SMD (Surface-Mounted Devices) ausgeführt, also entsprechend klein und sicherlich automatisch bestückt. Auch eine Vielzahl von Operationsverstärkern ist vorhanden (von Texas Instruments natürlich).
Ein Clipping definieren die Amerikaner mit 3% THD bei 22,5dBu für 1kHz – die Eingangs- und Ausgangs-Impedanzen liegen bei 10kΩ und 100Ω. Nichts Ungewöhnliches also. Erstaunlich für eine derart preiswerte Kiste ist allerdings, dass der Frequenzgang mit 10Hz-100kHz in einem Toleranzschlauch von nur einem dB liegt. Respekt! Der Klirr liegt im normalen Betrieb unterhalb von einem Prozent und das Rauschen vor dem Output-Gain unter -90dBu. Also auch hier alles gut.
Auf der Frontplatte des in den USA gefertigten RNLA grüßen einfache Gummiregler mit altbekannten Bezeichnungen. Der Threshold erhöht seinen Wert wie gewohnt im Uhrzeigersinn, damit wird der Regelvorgang beim Aufdrehen des Potis seltener. Das Eingangs-/Ausgangsverhältnis (Ratio) reicht bis zu 25:1, was ein waschechtes Limiting darstellt. Die Attack-Zeit beginnt bei 200 Mikrosekunden, das Release lässt sich bis zu behäbigen fünf Sekunden einstellen. Gain ist das letzte der fünf Potis des RNLA. Der 7239 verfügt also über allseits bekannte Bedienelemente. Das Metering fällt leider etwas dürftig aus. Auf Input- und Output-Anzeigen muss wohl aus Platzgründen verzichtet werden, der Kompressionshub wird mit einer achtstelligen LED-Kette ausreichend präzise angezeigt. Neben dem obligatorischen Bypass findet der Nutzer noch einen Schalter, der den Untertitel LogRel trägt. Dieser Schalter verkürzt die Release-Zeit bei höheren Pegeln, was sich vor allem bei großen Hüben in perkussiven Signalen auszahlt: Das Ergebnis ist deutlich mehr “Punch”!